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Taucher suchen vergeblich nach Vermisstem

Die Eltern des 17-jährigen Philipp aus Dölzschen hoffen auf ein Lebenszeichen. Die Polizei ist nicht mehr ganz so optimistisch.

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© René Meinig

Von Christoph Springer

Dresden. Das war eine gute Nachricht für die Eltern von Philipp Schulze: Auch die Taucher der sächsischen Polizei haben ihren Sohn nicht gefunden. Die Angehörigen des 17-Jährigen aus Dölzschen können also weiter hoffen, dass er noch lebt und sich möglichst bald zu Hause meldet. Wären die Taucher erfolgreich gewesen, hätten sie einen Toten geborgen.

Die Polizeitaucher überprüften den Uferbereich der Mole im Hafenbecken. Sie fanden bisher nur zwei alte Schuhe.
Die Polizeitaucher überprüften den Uferbereich der Mole im Hafenbecken. Sie fanden bisher nur zwei alte Schuhe. © Christoph Springer
Philipp Schulze wird vermisst.
Philipp Schulze wird vermisst. © privat

Der Jugendliche wird inzwischen seit vier Tagen vermisst. Freunde haben ihn zuletzt am Freitag gegen 23.30 Uhr vor dem Klub Pier 15 am Neustädter Elbehafen gesehen. Philipp Schulze wurde nicht in den Klub gelassen und trat daraufhin den Heimweg an. Seitdem ist er verschwunden.

Nachdem die Polizei am Sonnabend und am Sonntag unter anderem mit einem Spürhund und per Hubschrauber nach dem vermissten Dresdner gesucht hat, setzten die Fahnder am Montag eine Drohne ein, um Philipp Schulze aufzuspüren. Außerdem suchte die Wasserschutzpolizei von einem Boot aus den Neustädter Hafen und das Elbufer ab. Doch auch bei diesen zwei Aktionen fanden die Beamten weder den 17-Jährigen noch eine Spur von ihm.

Weil der Spürhund die Beamten am Wochenende von dem Klub an der Leipziger Straße in einem Bogen auf die Mole des Neustädter Hafens geführt hat und sich die Spur von Philipp Schulze dort verlief, waren am Dienstag schließlich Taucher im Einsatz. Am Ufer verfolgte Gerd Schreiber den Einsatz, Kriminalist im Komissariat 11 der Dresdner Polizeidirektion. Er versteht, dass die Eltern des Vermissten hoffen, ihr Sohn werde bei den Taucheinsätzen im Neustädter Hafen nicht gefunden. „Aber wenn das Handy plötzlich aus ist und der Suchhund hier hinterläuft?“, fragt er und zeigt auf die Hafenmole, auf der sich die Spur von Philipp Schulze verlief. Das Wasser sei vielleicht sechs Grad warm. Damit deutet an, dass ein hilfloser Mensch in der Elbe nicht lange überlebt.

Die Freunde des 17-Jährigen sind ratlos. Sie wollten am Freitagabend um 23.15 Uhr gemeinsam mit dem jungen Dresdner zur „Revolution“-Party in den Klub am Neustädter Hafen. „Philipp kam nicht ganz nüchtern an“, beschreibt einer von ihnen die Situation. Seinen Namen nennen will er nicht. Er spricht auch nicht davon, dass der 17-Jährige betrunken war und stellt klar: Der junge Mann auf dem Hauptfoto von Philipp Schulzes Facebook-Seite ist mitnichten der 17-jährige Dresdner. Es zeigt vielmehr einen Musikstar, der sich ein Glas Wodka einschenkt.

Einen sogenannten Muttizettel, auf dem die Eltern von Philipp Schulze bestätigen, dass ihr Sohn in den Klub darf, wenn ihn ein anderer Erwachsener beaufsichtigt, hatte der 17-Jährige dabei, berichtet der Freund. Trotzdem durfte der junge Dresdner nicht zur „Revolution“-Party. Er war zu betrunken. Auch ein zweiter Versuch, die Türsteher zu überzeugen, schlug fehl.

Dann haben seine Freunde mit dem 17-Jährigen darüber diskutiert, wie er am besten nach Hause kommt. „Da ging es darum, ob er mit dem Taxi fährt oder von seinen Eltern abgeholt wird“, berichtet der Freund, der später in den Klub ging. Philipp Schulze entschied sich dafür, mit der Straßenbahn und dem Bus nach Hause zu fahren. „Ihm war klar, dass er die Linie 4 und dann die 62 nehmen muss“, sagt sein Begleiter. Reichlich zwei Stunden später hat er noch einmal versucht, per Whatsapp-Nachricht Kontakt zu dem Dölzschener aufzunehmen. „Aber da war sein Handy schon aus.“

Gerd Schreiber vom Kripo-Komissariat 11, das sich mit Straftaten gegen Leben und Gesundheit beschäftigt, deutet an, was passiert sein könnte: Entweder war der Akku leer oder das Handy lag im Wasser. Die Polizei schließt nicht aus, dass der 17-Jährige von der Mole in den Fluss oder in das Hafenbecken gestürzt ist. Deshalb stocherten am Dienstagvormittag etwa ein Dutzend Beamte auf der einen Seite der Mole im trüben Wasser der Elbe. Bis zum Bauch standen sie in grünen Wathosen in dem Fluss. Den Vermissten haben sie nicht gefunden.

Auf der anderen Seite der Mole suchte die Polizei mit einem Sonargerät den Boden des Hafens ab. An der hohen Kaimauer und rings um die Bootsstege entdeckten die Beamten nichts Verdächtiges. Doch es gibt mindestens vier Treppen von der Mole hinunter ins Hafenbecken. Dort stiegen am späten Vormittag zwei Taucher ins Wasser. Sie suchten bis zum Mittag nach dem Vermissten. Mehr als zwei Schuhe, die viel zu groß waren für Philipp Schulze, haben sie nicht gefunden. Am frühen Nachmittag brachen sie die Suche vorerst ab. Am heutigen Mittwoch soll der Einsatz weitergehen.

Unterdessen meldete sich Denise Thomas, die Schwester des Vermissten, zu Wort. „Wir lieben Philipp, und er soll sich melden, egal, was passiert ist“, schrieb sie, auch im Namen ihrer Eltern. „Niemand ist ihm böse, er soll keine Angst haben.“ Sie gibt die Hoffnung nicht auf, ihren vermissten Bruder lebend wiederzusehen.

Die Polizei bittet unter Tel. 0351 483 2233 um Hinweise zu dem Vermissten.