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Taschenpost aus Hannover

Barbara Gregert hatte am Steinhuder Meer ihre Tasche verloren. Eine aufmerksame Finderin schickt sie ihr nun zu.

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© Katja Frohberg

Von Mareike Huisinga

Pirna. Barbara Gregert aus Pirna schüttelt mit dem Kopf und sagt: „Ich kann es immer noch nicht fassen. Ich bekomme tatsächlich meine Tasche wieder. Das ist doch eine verrückte Geschichte.“ Mit dieser Einschätzung liegt sie richtig. Denn was ihr passiert ist, ist nicht alltäglich. Um die Geschichte zu erzählen, müssen wir etwas weiter ausholen: Vom 22. bis zum 24. September fahren Barbara Gregert und ihr Mann Helmut von Sachsen nach Niedersachsen. In Barsinghausen bei Hannover wollen sie gute Bekannte besuchen. Gleich am Ankunftstag unternehmen die Familien einen Ausflug zum Erholungsgebiet Steinhuder Meer. Geplant ist eine Schiffsrundfahrt auf dem großen Binnensee. Barbara Gregert erinnert sich genau. „In meinem Rucksack habe ich ein flaches Extra-Portemonnaie für die Scheine. Daraus gab ich meinem Mann Geld, damit er die Tickets für die Rundfahrt besorgt.“ Trotz des Regens genießen die Pirnaer und die Einheimischen die Tour. Erst als Barbara Gregert wieder zu Hause in Copitz ist, bemerkt sie, dass ihr Geldschein-Portemonnaie fehlt. „Wir sind mit dem Auto der Bekannten zur Anlegestelle gefahren. Ich dachte, ich hätte es vielleicht in ihrem Auto verloren“, berichtet sie.

Sofort schnappte sie sich den Hörer, rief in Barsinghausen an, ob die Freunde noch mal genau unter den Autositzen nachschauen könnten. Fehlanzeige, sie finden nichts. Große Hoffnung, das Portemonnaie wiederzubekommen macht sich die Copitzerin nicht mehr. Bis sie am Dienstag, dem 10. November, die SZ aufschlägt. Dort liest sie folgende Schlagzeile: Tasche aus Pirna bei Hannover entdeckt. Sie kombiniert sofort. Das kann nur ihre Geldtasche sein. Tatsächlich! An dieser Stelle kommt eine neue Person ins Spiel: Monika Wäldner aus Hannover. Die Rentnerin unternimmt am 22. September einen Ausflug zum Steinhuder Meer und entdeckt unter einer Bank eine ältere Tasche. Darin befinden sich neben Geld auch Papierkalender aus Pirna. Die 76-Jährige schaltet sofort: Das Fundstück kann nur jemandem aus der Elbestadt gehören. Sie recherchiert im Internet und schreibt der SZ-Redaktion in Pirna von ihrem Fund. Die SZ wiederum veröffentlicht die Geschichte mit der Bitte, der Eigentümer möge sich in der Redaktion melden, um Kontakt zur Finderin aufzunehmen. Das macht Barbara Gregert sofort.

Das Telefonat mit Monika Wäldner vor wenigen Tagen sei sehr nett gewesen, erzählt die Copitzerin. Die Finderin ist ganz schön ausgebufft. Um zu garantieren, dass es sich auch wirklich um die Eigentümerin handelt, fragte sie Barbara Gregert, wie viel Geld sich in dem Portemonnaie befand. Kein Problem für Barbara Gregert: exakt 60 Euro. Jetzt weiß die Hannoveranerin, dass sie die an die Richtige geraten ist.

„Sie will mir zeitnah die Tasche zuschicken“, sagt Barbara Gregert. Natürlich bekomme Frau Wäldner die ihr zustehenden zehn Prozent Finderlohn sowie sämtliche Auslagen erstattet.

Barbara Gregert, freut sich, dass sie die Tasche zurück erhält. „Es ist zwar kein Erinnerungsstück, aber irgendwie hänge ich an dem Portemonnaie“, erklärt sie freimütig. Sehr beachtlich findet sie es, dass sich jemand so große Mühe gemacht hat. „Die Finderin hätte ja auch einfach das Geld nehmen können. Keiner hätte es bemerkt. Schön, dass es noch so ehrliche Menschen gibt“, resümiert Barbara Gregert. Es ist übrigens nicht ausgeschlossen, dass es zwischen Taschenbesitzerin und ehrlicher Finderin irgendwann zu einem Treffen kommt. „Frau Wäldner sagte mir am Telefon, dass sie früher Verwandte in Pirna gehabt hätte. Sie kenne die Gegend nicht und könne sich eine Reise in die Sächsische Schweiz gut vorstellen. Klar, dass wir uns dann in Copitz treffen.“