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Tartan für den Nieskys Trampelpfad

Der Rosenplatz bekommt eine neue Laufbahn mit Plastikbelag. Niesky sichert sich damit den Status Wettkampfstadt.

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© Jens Trenkler

Von Sabine Ohlenbusch und Wulf Stibenz

Das ist keine Laufbahn, das ist ein Trampelpfad. Steffi Mütze von der Stadtverwaltung will das ändern – und braucht dafür grünes Licht vom Stadtrat. Denn der muss nicht nur 325 000 Euro freigeben, sondern auch zustimmen, dass erst die Außenanlagen und dann die nötige Sanierung der Rosensporthalle angegangen werden. „Wir brauchen eine 333 Meter-Laufbahn für die Leichtathleten und den Schulbetrieb“, sagt Steffi Mütze. Auch Sportvereine sind auf die Fläche angewiesen. Kugelstoßen, Weitsprunganlage, Kleinspielfeld und Volleyball sind hier möglich. Aber das wichtigste Argument ist die Wettkampftauglichkeit. Ohne die große Bahn und die Innenfläche würde Niesky den Status als Wettkampfstandort verlieren.

Vor der Entscheidung des Stadtrats in knapp zwei Wochen hat die Verwaltung schon Tatsachen geschaffen. So können die genehmigten Fördermittel für die Hallensanierung auf die Außenanlagen umgeschichtet werden. Zudem hat die Stadt mit der Herrnhuter Gemeine geklärt, dass das Tartanbahnvorhaben nicht mit den Regeln zur Pacht der Fläche kollidieren – und nun sogar eine Erbbaupacht anvisiert wird.

Mit den Schulen ist unter anderem besprochen, wie die Weitsprunganlage aufgebaut sein soll und dass es eine 100-Meter-Bahn geben wird. Ebenfalls ist die Entscheidung gefallen, den jetzigen Basketballplatz zu entfernen und das Kleinspielfeld weiter zu verkleinern. Mit den Nutzern ist abgesprochen, dass der Schiri-Turm abgebaut wird. „Wir müssen uns beeilen, damit in diesem Jahr noch gebaut werden kann“, sagt Steffi Mütze. Am 5. Oktober soll Baustart sein.

Vorteil Kunststoff

Das Außergewöhnliche bei diesem Projekt ist nicht das Material. „Früher hieß das Tartan, es ist aber letztlich eine Art Kunststoffbeschichtung“, so Steffi Mütze. Es ist eine Eigenschaft, die sich die Stadt zunutze machen will. Denn Kunststoff hat den Vorteil, dass bei der Sanierung nicht in die Tiefe gegangen werden muss. Zwar hat eine erste Baugrunduntersuchung ergeben, dass das Projekt hier problemlos umgesetzt werden kann – allerdings sagt Steffi Mütze auch: „Würden wir nicht mit Kunststoff arbeiten und mehr in die Tiefe gehen, müssten wir mit Kontamination rechnen.“ Das würde bedeuten, dass extrem viel Kubikmeter Boden entsorgt und wieder aufgefüllt werden. Und das wäre sehr teuer. Die nun favorisierte Lösung hingegen ist vergleichsweise günstig, verschiebt nur den ursprünglichen Ablaufplan – und Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann betont mit Blick auf die anstehende Ratsentscheidung: „Entweder man lässt es ganz sein – oder wir machen eine echte Sportanlage draus.“

Der Verwaltungsausschuss sieht nur noch einen Interessenkonflikt: das Hexenbrennen. Traditionell wird auf dem Rosenplatz am 30. April ein großes Feuer angezündet, um den Winter auszutreiben. Gut abgesichert, versteht sich: Der Feuerwehrverein Niesky und die Feuerwehr Niesky Stadt kümmern sich neben der Organisation von Fackelumzug und musikalischem Rahmenprogramm natürlich auch um den Brandschutz bei dem Fest. „Kann denn über die neue Laufbahn überhaupt das Brennholz antransportiert werden?“, fragt Stadtrat Andreas Kagelmann, „und hält der Belag den hohen Temperaturen stand, die so ein großes Feuer verursacht?“

Hexenfeuer an anderem Ort?

An diese Tradition hatte bisher noch niemand unter den Planenden gedacht. „Zur Not muss das Hexenfeuer dann an einem anderen Ort stattfinden“, ist die Schlussfolgerung des Ausschusses. Als Alternative ist der Friesenplatz im Gespräch.

Der Rosenplatz ist allerdings noch älter, als er momentan aussieht: 1841 wurde er als Stätte für die Leibesübungen des Pädagogiums der Brüdergemeinde angelegt. Hier haben damals Lehrer und Schüler unter freiem Himmel gemeinsam Sport getrieben, sogar Turngeräte wurden hier aufgestellt. Und im Gegensatz zur zwanzig Jahre später gebauten Jahnhalle ist der Rosenplatz bis heute seiner Bestimmung treu geblieben. Ob mit oder ohne Hexenfeuer, das wird auch in Zukunft so bleiben.