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Tanzen mit Omas und Opas

So oft wie möglich treiben Kinder und Senioren der Volkssolidarität gemeinsam Sport. Alles begann mit einem Kräuterbeet.

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© Volkssolidarität Elbtalkreis-Meißen e.V.

Radebeul. Dass die Omis und Opis beim Tanzen sitzen bleiben, wissen die Kleinen schon. Die drei- und vierjährigen Kitakinder verteilen sich in der Mitte des Stuhlkreises und legen vor den Senioren los. Singend und tanzend erzählen sie vom grauen Eselchen, das durch die Welt trampelt. Immer im Refrain wackelt es kräftig mit den Ohren und kommt am Ende mit geneigtem Kopf kurz zur Ruhe, bevor es von Neuem aktiv wird. Die Senioren schließen sich den Bewegungen beschwingt an. Jeder so, wie er kann. Dass die Beine im höheren Alter nicht mehr so wollen, spielt beim Sitztanz keine Rolle.

Jung und Alt zusammen beim Sport. Ein generationenübergreifendes Miteinander, wie es die Seniorenwohnanlage „Bergblick“ und die Kita „Lößnitzer Kinderland“ seit zwölf Jahren pflegen. Beide Einrichtungen in Radebeul gehören zum Volkssolidarität Elbtalkreis-Meißen e.V. und halten einen Grundsatz hoch: „Wir möchten das Gemeinsame hervorheben, eine Gemeinschaft aufbauen“, sagt Erzieherin Doris Thomas. „Die Senioren freuen sich, und auch die Kinder gehen gern rüber zu ihnen in die Begegnungsstätte.“

Dafür gibt es extra ein Verbindungstürchen zwischen Kita und Wohnanlage. Was heute nach einer Kleinigkeit klingt, machte damals den Tausch eines Grundstück- streifens und in diesem Zusammenhang recht aufwendige Verhandlungen mit einem Nachbarn erforderlich, erinnert sich Geschäftsführer Frank Stritzke.

Das enge Verhältnis zur Kita nebenan begann übrigens mit einem Kräuterbeet. Die Volkssolidarität Elbtalkreis-Meißen hatte unter ihren Einrichtungen einen Wettbewerb ausgeschrieben, der nach schönen Projekten unter der Überschrift „Alt und Jung gemeinsam“ suchte. Erzieherin Doris Thomas legte damals mit ihrer Vorschulgruppe und Senioren aus der Wohnanlage „Bergblick“ ein Kräuterbeet an. Den Abschluss bildete ein gemeinsames Kräuterfrühstück, bei dem all die gewachsenen Kräuter in Quark, Brot und Co. ihren Auftritt hatten. Es folgten viele gemeinsame Ausflüge und Treffen. Bei verschiedensten Gelegenheiten konnten die Kleinen nacherleben, wie einst die älteren Leute ihre Kindheit verbracht hatten. So wurden zum Beispiel Schwarz-Weiß-Fotos von deren Schuleinführungen angeschaut. Oder es wurden vom Bäcker Kuchenränder geholt und gekostet. Einmal wurde auch – wie anno dazumal – ein Strohsack zum Schlafen gestopft, auf dem die Knirpse probeliegen konnten. Am Anfang hätten die Kinder noch Berührungsängste in der fremden Umgebung mit den fremden Menschen gehabt, sagt Doris Thomas. Aber inzwischen hätten sie die Scheu verloren vor den Omis und Opis.

Zum Schluss führen die Mädchen und Jungen in der Begegnungsstätte noch ihr neustes Stück auf: den peppigen Fisch-Rap. Auch hier wird beim Tanzen viel mit Armen und Händen gearbeitet. Ab der ersten Wiederholung wissen die Senioren, was zu tun ist und machen begeistert mit.

Dann gibt es für die Kleinen eine Überraschung. Obwohl noch gar nicht Weihnachten ist, erwartet sie im Raum nebenan ein Gabentisch mit Spielen und Leckereien. Die Bewohner strahlen, während sie die erfreuten Kinder beobachten. „Ach, das war wieder schön“, sagt eine betagte Dame zu Doris Thomas.

In nächster Zeit wollen einige Senioren in der Kita vorbeischauen: als Geschichtenerzähler zum bundesweiten Vorlesetag am 17. November. Und im Advent zum gemeinsamen Backen. (SZ)