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Tante Emma hält die Stellung

Der Bäcker in Langenhennersdorf ist zu. Nun gibt es nur noch den einstigen Konsum. Die Leute haben es selbst in der Hand, sagt die Chefin.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Langenhennersdorf. Kolonialwarenladen, Spiel- und Papierwaren, Kurz- und Handarbeitswaren, Post, Fotograf, Uhrmacher, Bäcker, Fleischer: All das gab es mal in Langenhennersdorf. Nachdem der Bäcker nun auch geschlossen hat, ist nur noch die ehemalige Kaufhalle geblieben, seit Jahren als „nah und gut“-Laden von der ehemaligen Leiterin betrieben. Bei ihr gibt es auch Brot und Brötchen und verpackte Kuchen.

Als der Langenhennersdorfer Bäcker in Rente ging, waren die Einwohner froh, dass einer aus einem Nachbardorf seine Backwaren verkaufte. Nun hat auch dieser zugemacht, will aber weder seinen Namen in der Zeitung lesen noch darüber reden. Das gehe niemanden was an. Dabei sind ihm die Langenhennersdorfer dankbar, dass er sie mehr als 15 Jahre versorgte. So wird es auch sein, wenn Annegret Knobloch die nah&gut-Ladentür für immer schließt. Das ist zwar noch nicht geplant, aber irgendwann wird es passieren. Dann gehört Langenhennersdorf zu den Dörfern, wie es schon viele gibt. Ohne Läden, Arzt, Post, Sparkasse. Die Gelben Säcke gibt es deshalb auch bei Annegret Knobloch.

Vor drei Jahren hat sie die Fleischtheke abgeschaltet, wegen der Energiekosten. Die seien ein großer Posten. Die Post hat sich zurückgezogen, deren Dienstleistungen bot die Ladeninhaberin auch an. Annegret Knobloch war schon zu DDR-Zeiten Leiterin der Kaufhalle, die sich die Langenhennersdorfer in den 1970er-Jahren selbst bauten. Ihr Vater war damals Bürgermeister und wurde Baulöwe genannt, weil unter seiner Ägide viel gebaut wurde. Neben dem Konsum unter anderem auch das Bad in Bahra und die Kinderkrippe.

Annegret Knobloch kassiert einen jungen Mann ab. Der kommt jetzt jeden Tag. Er arbeitet im Ort, sagt er. „Schönen Feierabend, bis morgen“, sagt Annegret Knobloch. Zwei junge Leute kaufen zwei Flaschen Saft, eine ältere Frau sucht Süßigkeiten für ihre Enkel. „Die guten Sachen“, sagt Annegret Knobloch zu ihr und spricht sie mit Namen an. So wie es eben nur im Dorf möglich ist.

Doch Annegret Knobloch sehnt sich nicht nach alten Zeiten so wie die, die immer jammern, wenn wie jetzt der Bäcker ein Laden zumacht. „Die Leute haben es doch selbst in der Hand“, sagt sie. Würden sie in den Geschäften in den Dörfern einkaufen, könnten die überleben. Annegret Knobloch weiß, wovon sie redet. In Gersdorf führte sie von 2003 bis Anfang 2011 den Lebensmittelmarkt. Dann wurden die Kunden immer weniger, im Gegensatz zu den Kosten. So schloss sie. „Es ist schade für den Ort, aber es ist eben überall das gleiche Problem“, sagte sie damals.

Ruth Mitscherling hatte vor Jahren ihre Erinnerungen an die Geschäfte in Langenhennersdorf aufgeschrieben. Der Heimatverein ergänzte diese Übersicht. „Wir wollen damit der heutigen und künftigen Generation zeigen, was für ein wirtschaftlich starkes Dorf Langenhennersdorf einst war, mit seinen vielen Handwerkern und Geschäften.“ Nun kommt eine weitere Ergänzung dazu. Genau gesagt eine Streichung.