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Aus Tagebau wird Ostsee

Angeln, Planschen, Strandspaziergang: Nördlich von Cottbus soll mit dem Ostsee der größte See Brandenburgs entstehen. Der stillgelegte Tagebau wird geflutet. Billig wird das Ganze aber nicht.

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© imago/Rainer Weisflog

Cottbus. Jahrzehntelang wurde die Erde nördlich von Cottbus umgegraben, um an Braunkohle zu kommen. In der Grube, die im Dezember planmäßig stillgelegt wurde, sollen demnächst wieder riesige Erdmassen bewegt werden: Der Energiekonzern Vattenfall will den größten See Brandenburgs anlegen, den Cottbuser Ostsee. Ab etwa 2024 sollen dort Einheimische und Touristen baden, angeln oder am Strand ausspannen können.

Der Rückbau der Geräte und Anlagen in der Grube hat schon begonnen. Bis zum Frühjahr sollen die Zuggleise und bis Jahresende die Geräte entfernt sein, wie die verantwortliche Bergbauplanerin von Vattenfall, Birgit Schroeckh, am Freitag in Cottbus sagte. Die große Abraumförderbrücke werde gesprengt. Vor rund zwei Monaten hatte der letzte Kohlezug den Tagebau verlassen. Seit 1981 war dort Kohle gefördert worden.

Voraussichtlich im Winter 2018/2019 soll erstmals Spreewasser in die Grube geleitet werden. Etwa im Jahr 2024 soll vollständig geflutet sein. Zu 80 Prozent kommt das Wasser nach Vattenfall-Angaben aus der Spree, der Rest ist Grundwasser. Nach der Flutung soll es eine dauerhafte Verbindung zum Fluss geben.

Für das Projekt sind nach Konzernangaben 200 Millionen Euro vorgesehen. Der See soll einmal 1900 Hektar groß sein. Zum Vergleich: Der Senftenberger See weiter südlich hat eine Wasserfläche von 1300 Hektar. Die Müritz, der größte See in Deutschland, ist 11 700 Hektar groß. Die Wassertiefe soll im Ostsee überwiegend etwa drei Meter betragen.

Vattenfall beantragte für die Flutung beim Land ein wasserrechtliches Planfeststellungsverfahren. Eine Entscheidung liegt noch nicht vor. Der Energiekonzern geht davon aus, dass es voraussichtlich im Laufe des Jahres 2017 Klarheit geben wird.

Vattenfall will die Braunkohlesparte in der Lausitz schon seit längerem abstoßen. Der schwedische Staatskonzern betreibt vier Braunkohlegruben in Brandenburg und Sachsen und mehrere Kohlekraftwerke. Noch in diesem Jahr soll feststehen, ob ein Verkauf zustande kommt. Das Projekt Cottbuser Ostsee ist Teil der Verkaufsverhandlungen, wie der Konzern mitteilte.

Neben Befürwortern gibt es auch kritische Stimmen zu dem Badesee. Es gibt Befürchtungen, dass das Problem des Eisenockers an manchen Stellen der Spree - auch eine Folge von stillgelegten Tagebauen - hier auch auftreten könnte und das Wasser braun verfärbt. Zudem gab es schon Ängste von Anwohnern, dass ihre Keller mit Wasser volllaufen könnten, weil die Oberkante der Seefläche über der Höhe der Ortschaften liegt. In beiden Fällen versicherte Vattenfall, dass es dazu nicht kommen werde.

Zur Wasserqualität sagte der Leiter der Geotechnik bei Vattenfall, Ingolf Arnold: „Das Wasser der Spree ist sehr gut.“ Zudem gebe es in der Grube Sand mit einem hohen Kalkanteil, was sich günstig auf die Seewasserqualität auswirke.

  • Zahlen und Fakten zum Cottbuser Ostsee:
  • 1981 begann im Tagebau Cottbus-Nord die Kohleförderung.
  • Ende 2015 fuhr der letzte Kohlezug aus der Grube. Die Stilllegung war planmäßig.
  • Ab Winter 2018/2019 soll die Grube mit Spreewasser geflutet werden.
  • Die Flutung soll etwa 2024 abgeschlossen sein.
  • Der Cottbuser Ostsee soll einmal eine Größe von 1900 Hektar Wasserfläche haben.
  • Die Uferlinie soll eine Länge von 25 Kilometern haben.
  • Das künftige Fassungsvermögen des Sees beträgt 150 Millionen Kubikmeter Wasser.
  • Die Wassertiefe soll überwiegend etwa drei Meter betragen, an manchen Stellen sogar bis zu 40 Meter.

››› Infos zum Projekt Cottbuser Ostsee im Internet