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Tafeln wie zu Luthers Zeiten

Am Reformationstag bieten Kirche, Stadt und Burg ein unterhaltsames Programm. Das Angebot nehmen viele an.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Leisnig. Nach dem Festgottesdienst hatte Pfarrerin Katja Schulze alias Elisabeth von Rochlitz auch Hunger. Sie freute sich, im Stadtgut wie zu Luthers Zeiten speisen zu können. Denn die Frau, die sie verkörperte, lebte in der Zeit der Reformation. Obwohl sie in einem streng katholischen Umfeld Zuhause war, bekannte sie sich zu Martin Luthers Lehren. Luthers Gedankengut, sein Hinterfragen der bestehenden Kirche, haben Elisabeth wohl aus der Seele gesprochen.

Der Wirt Jörg Heinzmann von der Gaststätte „Zur alten Bäckerei“ in Polditz hatte mit seinem Kochgesellen ein Buffet aufgebaut, vorwiegend mit Speisen, die es wohl auch vor 500 Jahren gab. Er habe darauf geachtet, dass alles so authentisch wie möglich ist.

„Es ist schon ein Spagat zwischen der Herstellung von Speisen nach alten Rezepten und den heutigen Vorschriften. Trotzdem macht es sehr viel Spaß, ein solches Buffet auszurichten“, so Heinzmann. Es steht unter dem Motto „Iss, was gar ist, trink, was klar ist, und red, was wahr ist“. Wer zum Beispiel Kartoffeln suchte, hatte Pech. Denn die gab es vor 500 Jahren hier noch nicht. Dafür viel Huhn, Gemüse der Saison und als Sättigungsbeilage Semmelknödel und Brot. „Eigentlich hätten die Gäste ihr Besteck selbst mitbringen müssen. Denn das war vor 500 Jahren so üblich. Aber das wäre wohl etwas zu weit gegangen“, sagte Jörg Heinzmann.

Nicht auf der Suche nach etwas Kulinarischem waren Schüler der achten bis zehnten der Peter-Apian-Schule aus Leisnig am Reformationstag. Sie nehmen an einem Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten zum Thema „Gott und die Welt. Religion macht Geschichte“ teil. Dabei geht es um den Einfluss der Religion auf die Geschichte des Heimatortes.

Der Besuch der Veranstaltung „In Leisnig ist der Luther los“ am Reformationstag ist die erste Aktion der Jugendlichen, die von Referendar Robert Müller und den beiden Geschichtslehrern Torsten Meyer und Katrin Schulze unterstützt werden. Entstehen soll an diesem Tag ein Video nach einem bereits geschriebenen Drehbuch. Die jungen Leute wollen darin die Lutherausstellung mit der Leisniger Kastenordnung zeigen. Außerdem wollen sie Leisniger befragen, was sie über Luther wissen. Auch Interviews mit Pfarrern aus der Region und ein Dreh im Kloster Buch sind geplant. Um Kindern die Sozialordnung der Welt näher zu bringen, wollen die Jugendlichen diese mithilfe von Playmobilfiguren erklären. Etwas wissenschaftlicher soll es beim Besuch der Uni in Leipzig werden. Ende Februar müssen dann alle Dokumentationen für den Wettbewerb eingereicht werden.

Mit dabei sind Linda Dohnhof, die gern mehr über die Historie von Leisnig erfahren will, Emie Dehmelt, die ihre Facharbeit in Geschichte zum Thema „Held und Tyrann“ schreibt und mehr Informationen braucht, und Celline Lehnertz, die Interesse an Luthers Wirken in Leisnig hat.