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Tafelgäste bekommen Ausweise

Netzwerk Mittweida wird ab Juli die Döbelner Tafel übernehmen. Einige Neuerungen erwarten die Kunden.

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© Jens Hoyer

Von Jens Hoyer

Döbeln. Zum 1. Juli wird der freie Träger Netzwerk Mittweida die Döbelner Tafel vom Awo-Kreisverband Mulde-Collm übernehmen. Soweit die Theorie. Praktisch ist der neue Träger in Döbeln schon sehr aktiv. Marion Sommerfeldt, Koordinatorin der Mittweidaer Tafel, hat die Urlaubsvertretung ihrer Kollegin Elvira Illgen übernommen. Gleichzeitig laufen schon einige Vorbereitungen für eine reibungslose Übernahme. Vieles wird zwar einfach fortgeführt. Ein paar Neuerungen wird es aber geben.

So bekommen alle Kunden, die sich günstige Lebensmittel der Tafel abholen, einen Tafelausweis, sagte Anne Katrin Koch, die Geschäftsführerin von Netzwerk Mittweida. In dem Ausweis werde auch vermerkt, ob Kinder im Haushalt leben, ob Allergien bestehen und ob bestimmte Lebensmittel aus religiösen Gründen nicht gegessen werden. „Außerdem haben wir gegenüber dem Finanzamt die Nachweispflicht, dass wir Lebensmittel nur an Bedürftige abgeben“, sagte die Geschäftsführerin.

Für den Ausweis müssen die Nutzer diese Bedürftigkeit nachweisen – etwas durch den Bewilligungsbescheid von Hartz IV, einer Befreiung von den Rundfunkgebühren oder einem Wohngeldbescheid. „Wir bereiten das jetzt vor. In der letzten Juniwoche werden die Ausweise ausgegeben“, sagte Marion Sommerfeldt. Die Nutzer der Tafel seien von der Neuerung informiert.

Die Informationen in den Ausweisen machten das Arbeiten leichter. Beispiel: Für die Kinder könnten dann Zuckertüten, Osterkörbchen und Geschenktüten zu Nikolaus vorbereitet werden, erklärte Marion Sommerfeldt. „Wir suchen uns immer Händler, die das unterstützen“.

Elvira Illgen, der vom Awo-Kreisverband gekündigt wurde, wird ihre Arbeit bei der Döbelner Tafel unter dem neuen Träger fortsetzen. „Ich habe Personalgespräche mit den Mitarbeitern geführt. Sie sind alle motiviert und engagiert. Darauf lässt sich aufbauen“, sagte Anne Katrin Koch. Neben der fest angestellten Leiterin sind Helfer über Programme des Jobcenters beschäftigt.

Einige Baustellen im übertragenen Sinne gibt es noch bei der Döbelner Tafel. Der überalterte und reparaturanfällige Fahrzeugbestand macht große Sorgen. Der alte VW-Transporter der Tafel soll durch ein anderes Fahrzeug ersetzt werden. „Wir müssen uns die notwendigen Mittel mühsam zusammenstoppeln“, sagte die Geschäftsführerin. Auch bei den Kühl- und Gefrierkapazitäten müsse aufgerüstet werden. Die vorhandenen Gefriertruhen seien sowohl in Bezug auf die Handhabung als auch beim Energieverbrauch nicht ideal.

Das Landratsamt hatte die Hygiene bei der Döbelner Tafel bemängelt. „Das Amt hatte alles gesperrt“, sagte Anne Katrin Koch. „Wir haben verhandelt und sind dabei, die Auflagen umzusetzen.“ Eine Konsequenz: Seit einigen Wochen wird in der Tafel kein Mittagessen mehr angeboten. Das sei auch in Zukunft nicht mehr möglich, sagte die Geschäftsführerin. Grundsätzlich seien die Arbeits- und Lagerbedingungen in den Räumen an der Bahnhofstraße nicht gut. Perspektivisch denkt der neue Träger über einen Umzug in andere Räume nach.

Die Döbelner Tafel war 15 Jahre in Trägerschaft des Awo-Kreisverbandes Mulde-Collm. Im Dezember hatte der Vorstand beschlossen, die Tafel zu schließen, der fest angestellten Mitarbeiterin wurde gekündigt. Das hatte heftige Kritik am Träger ausgelöst. Erst im Nachhinein war die Awo auf die Suche nach einem anderen Träger gegangen und hatte bei Netzwerk Mittweida Erfolg. Der Verein betreibt bereits die Möbelbörse in Döbeln und hat Erfahrungen durch die Tafel in Mittweida.