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Tänzchen auf dem Küchenbord

In der Weihnachtszeit lebt der Lebkuchenmann. Aber nur auf der Bühne.

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© Theater

Von Jens Hoyer

Döbeln. Ums Publikum beim Weihnachtsmärchen braucht sich das Mittelsächsische Theater nur wenig Gedanken machen. Bei der Premiere am Dienstag war der Theatersaal mit wuseligen Grundschülern voll besetzt. Nach dem frostigen und sehr schön inszenierten Stück „Die Eiskönigin“ im vergangenen Jahr hat das Mittelsächsische Theater diesmal sein Weihnachtsmärchen in die wohlige Wärme einer Küche verlegt. Auf ein Küchenregal, um genauer zu sein. Eines, auf das die Hausherrin einen frisch gebackenen Lebkuchenmann zum Abkühlen gelegt hat.

„Der Lebkuchenmann“, so heißt auch das Stück, kommt als Musical daher – mit hinreißenden Tanz- und Gesangsszenen, begleitet von echten Musikern im Orchestergraben. Das kommt bei den Kindern gut an. Zwischendrin hat Regisseurin Svenja Tiedt aber manchmal Mühe, die Handlung in Schwung zu halten. Die Kinder langweilen sich aber nicht, sondern sorgten selbst für Action. Mancher Dialog ging im Geschrei unter, was aber nicht weiter auffiel.

Die Handlung: Herr von Kuckuck, die Kuckucksuhr, hat die Stimme verloren und fürchtet, in den Müll zu wandern. Mit dem aus Südafrika stammenden Dimiru Moses war diese Rolle glänzend besetzt. Der Mann hat ein Händchen für komische Rollen. Herr Salz (Markus Gille) und Frau Pfeffer (Diana Chudzinski), die auch auf dem Küchenbord wohnen, und natürlich der frisch dekorierte Lebkuchenmann (Stefan Burmester) wollen helfen. Aber der heilende Honig steht ein Küchenbrett weiter oben. Dort, wo der schrecklichste, grausamste und gefährlichste aller Teebeutel in einer Kanne hauste. Man hätte ja nun einen ansatzweise schrecklichen, grausamen und gefährlichen Teebeutel erwartet. In jedes Märchen gehört ein richtiger Bösewicht. Aber Teebeutel-Darstellerin Kathrin Moschke geht maximal als drollig durch, wenn sie mit einem Regenschirm den furchtlosen Weihnachtsgebäckling bedroht.

Aber im Märchen wird alles gut. Selbst wenn es besser sein könnte. Der böse Teebeutel wird von den anderen Küchenbordbewohnern vor der hungrigen Mafia-Maus Flitsch gerettet und revanchiert sich, indem sie einen Tee für die Kuckucksuhr aufbrüht, der dadurch nicht nur von einer fiesen Vergiftung, sondern auch seinem Kehlkopfleiden erlöst wird. Sie kann wieder die Stunden verkünden und wandert nicht in den Müll. Die Maus wird mit Hilfe der Kinder zurück in ihr Loch befördert. Und auch der Lebkuchenmann bleibt am Leben. Als fast von Mäusen angeknabbertes Gebäck passt er nicht zu den Ernährungsvorstellungen der Hausbewohner. Er landet als Dekostück im Küchenregal. Und wenn er nicht doch noch aufgegessen wurde, steht er dort immer noch.

Es ist übrigens möglich, dass bei den nächsten Aufführungen des Weihnachtsmärchens andere Darsteller zum Einsatz kommen. Alle Rollen sind mit Mitgliedern des Opernchores doppelt oder sogar dreifach besetzt.