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„Täglich 9.30 Uhr entscheiden wir über die Badöffnung“

Radebeuls Sportstättenchef Titus Reime zu Kritik über Schließtage und die Preise für Badegäste.

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© Norbert Millauer

Radebeul. Die Bäderöffnung in Radebeul sorgt für Diskussion. Vor allem Dauerkartenbesitzer beschweren sich über Schließtage. Die SZ sprach mit Sportstättenchef Titus Reime.

Herr Reime, morgens wird bereits festgelegt, ob das Bad den ganzen Tag zu bleibt. Ist das nicht zu früh?

Um dem Badegast und der geforderten Wirtschaftlichkeit Rechnung zu tragen, haben wir die bestehende Regel aus den letzten 20 Jahren fortgeführt. Wir prüfen die Wetterprognosen täglich und messen dazu die Lufttemperatur und betrachten das Wetterradar. Daraus ergibt sich die Entscheidung für den Tag, zu öffnen oder zu schließen. Sollte an einem warmen Sommertag ein kleiner Schauer niedergehen, bleibt das Bad dennoch offen. Wurde eine Gewitterfront angesagt, wird zum Zeitpunkt der Eintrübung der Badbetrieb beendet. Somit können Badegäste frühzeitig reagieren und den Heimweg antreten, dies zur eigenen Sicherheit. Die Entscheidung über die Badöffnung wird täglich gegen 9.30 Uhr getroffen, sonst müsste das gesamte Badpersonal erst 10 Uhr im Bilzbad eintreffen, um es danach nach Hause zu schicken. Selbstverständlich gibt es hier einen Ermessensspielraum für den jeweiligen Objektleiter, da letztlich keiner den Wetterverlauf punktgenau vorhersehen kann. In den Sommerferien und an den Wochenenden legt der Objektleiter diese Regel nahezu immer für den Badegast aus, da dann auch höhere Besucherzahlen sichtbar sind.

An wie vielen Tagen sind die Radebeuler Bäder in dieser Saison bisher verschlossen geblieben?

Die Freibäder öffneten am 21. Mai. Damit bestehen 37 mögliche Badetage bis zu den Schulferien, die gerade begonnen haben. Davon sind zehn Tage die Freibäder geschlossen worden. In der Gesamtschau, basierend auf dem Zeitraum vom 21. Mai bis etwa 18. August bestehen also 121 mögliche Badetage, prozentual ergibt dies einen Anteil an Schließtagen von 8,26 Prozent. An den Wochenenden und in den Schulferien ist ein Schließtag nahezu ausgeschlossen, nur bei extremen Wetterlagen muss aus Sicherheitsgründen geschlossen werden.

Kritiker machen auch Vorschläge. Wenn früh kein Badewetter ist, dann eben ab 12 Uhr öffnen. Geht der Sportstättenbetrieb darauf ein?

Wenn das Bad einmal geschlossen hat, bleibt dieses zu. Nur so kann auch aus wirtschaftlichen Erwägungen das Personal nach Hause geschickt werden. Dem Aspekt für Jahresverbundkartennutzer wird Rechnung getragen, in dem dieser Karteninhaber eben jedes Bad nutzen kann und somit auch die Schwimmhalle. Die Saisonkartennutzer genießen besondere Konditionen, diese bestehen in einem Durchschnittspreis pro Badetag im Bilzbad von 0,66 Euro, pro möglichen Badetag im Lößnitzbad liegt der Durchschnittspreis bei 0,33 Euro am Tag. Ich bin sehr sicher, dass dieser enorme Preisvorteil ein Anreiz bleiben wird und dies trotz schlechtwetterbedingter Schließungen einzelner Tage.

Im Lößnitzbad wird kritisiert, dass keine Investitionen in die Schließfächer geflossen sind, aber diese jetzt dennoch nicht mehr kostenlos genutzt werden können. Warum ist das so?

Bereits Anlagen einfach nur zu erhalten, verursacht Kosten. Typisch sind dabei vergessene Schlüsselabgaben und daraus entstehender Aufwand für das Tauschen von Schlössern. Auch im Lößnitzbad soll es neue Schließfächer geben, da die Sicherheit von Wertgegenständen für unsere Gäste große Bedeutung hat.

Wie viele Mitarbeiter Ihrerseits sind je Bad je Tag nötig, wie viele Mitarbeiter haben Sie dafür?

Die Entscheidung über die Personalstärke trifft hierbei der jeweilige Schwimmmeister, dies in Abhängigkeit von der Besucherzahl. So wird an einem normalen Badetag der Einsatz von zwei Personen im Lößnitzbad und vier Personen im Bilzbad notwendig. Dabei spielen feste Regeln zu Badöffnungszeiten auch eine wichtige Rolle. Grundsätzlich sind Fachkräfte für Bäderbetriebe und Schwimmmeister selten geworden und auf dem Arbeitsmarkt kaum noch zu erhalten. Umso mehr müssen wir als Arbeitgeber familienfreundlichere Dienstpläne gestalten und Planungssicherheit für die Mütter und Väter in unserem Unternehmen ermöglichen.

Gibt es einen festen Etat für die Bäder und wie viele Badegäste sind notwendig, damit die Zahlen erfüllt werden?

Einen festen Etat für die Bäder gibt es nicht. Das jeweilige Minus der Bäder muss im Gesamthaushalt der Sbf GmbH aufgehen.

Sie haben gesagt, etwa jeder Badeintritt wird mit 50 Prozent der Kosten aus den Mitteln der Stadt bezuschusst – reicht das möglicherweise nicht aus?

Von kostendeckenden Eintritten sind wir weit entfernt, so müsste der kostendeckende Eintritt im Bilzbad 13,04 Euro – der Gast zahlt im Moment vier Euro – und im Lößnitzbad 6,05 Euro – der Gast zahlt im Moment 2,50 Euro – für einen Erwachsenen am Tag sein. Um Preisanpassungen möglichst zu vermeiden, wollen wir die laufenden Kosten senken und eben nicht bei Schlechtwetter für eine Handvoll Besucher das Bad den ganzen Tag geöffnet lassen. In der Schwimmhalle müsste ein Eintrittspreis pro Erwachsener und pro Stunde bei 6,84 Euro liegen, um kostendeckend zu sein, der verlangte Preis liegt bei 3,50 Euro.

Die Stadt hat sich immer wieder zu dieser Aufgabe der Sport- und Freizeitanlagen bekannt und sich für dieses Angebot starkgemacht und damit den Verlustausgleich pro Jahr aus anderen Mitteln vollzogen. Umso mehr muss die Sbf GmbH mit dieser Verantwortung und den vorhandenen Mitteln das mögliche Optimum gestalten. Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen sind dabei kein Widerspruch zu Kundenwünschen, sondern vielmehr gebotene Verpflichtung, um dieses Angebot für unsere Gäste zu erhalten.

Das Gespräch führte Peter Redlich.