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Täglich 15 000 Schritte

Lothar Schöppe hält sich mit ausgedehnten Wanderungen fit – auch durchs Rödertal. Auf 92 Jahre hat er es auf diese Art schon gebracht.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Lothar Schöppe kann nicht stillsitzen. Jeden Tag läuft er 15 000 Schritte durch seine Heimatstadt und durch das Rödertal. Bei jedem Wetter. Dass diese Zahl auch eingehalten wird, kontrolliert der Senior mit einem Schrittzähler, den er bei seinen Touren am Bein hat. 92 Jahre ist er mittlerweile alt, ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Die Wanderungen halten ihn körperlich fit aber auch mental. Er besucht oft all die Städte, in denen er gearbeitet und gelebt hat. „Deshalb komme ich jeden Mittwoch nach Radeberg. Manchmal treffe ich hier ehemalige Kollegen wieder. Und für einen Besuch im Café Röthig am Radeberger Markt nehme ich mir immer Zeit. Hier wurden schon immer die besten Kuchen und Torten in der Stadt gebacken. Das ist bis heute so geblieben.“ Aber auch in anderen Kommunen im Rödertal hat er gelebt. Nach einer Kindheit in der Weimarer Republik, Nazi-Indoktrination in seiner Jugendüberlebte er den Zweiten Weltkrieg ohne bleibende Kriegsverletzung. Danach musste er in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Wieder zurück in der Heimat, ging er zur Polizei. Er kam zur Mordkommission der Hallenser Kriminalpolizei. Die Not der Nachkriegsjahre setzte enorme kriminelle Energien frei. „Als man mich wenig später zum Kriminalistikstudium nach Arnsdorf bei Dresden schickte, war ich froh. Auf meinen Versetzungspapieren stand „Zentralschule der Deutschen Volkspolizei K Arnsdorf“. Das K stand für die Kriminalistische Laufbahn, die ihm zugedacht war.

Von der Polizeischule ins Sachsenwerk

Lothar Schöppe wurde in der Polizeischule angestellt. Er heiratete eine Arnsdorferin und es schien ihm, als würde er für immer hierbleiben. Dann wurde er denunziert und musste bald darauf die Polizeischule verlassen. So kam er ins Radeberger Sachsenwerk. Hier bekam er endlich auch mal die schönen Seiten der Menschen zu spüren. Er war dabei, als hier die ersten Fernseher vom Typ Leningrad vom Band liefen. „Das war Gestattungsproduktion der damaligen Sowjetunion“, erinnert sich der 92-Jährige an die Aufbruchszeit. Schnell lernte er hier auch den lebensfreudigen Radeberger Charme kennen. Später führte ihn sein Weg mitten in die Presselandschaft der DDR. Lothar Schöppe wurde Lokalredakteur der Sächsischen Zeitung in Kamenz. Ende 1988 ging er dann in Rente. Aber nicht um sich zurückzuziehen. Er stellte sich wichtige Ziele und begann seine Lebenserinnerungen niederzuschreiben. Dafür fuchste er sich als Rentner in das kleine Einmaleins der Computerwelt hinein. Außerdem macht er sich täglich auf den Weg. 15 000 Schritte, mindestens.