Merken

Tabu-Thema Darmkrebs

Damit sich der positive Trend in der Vorsorge fortsetzt, rufen Bautzener Ärzte vor allem Ältere auf, sich testen zu lassen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Was das Thema Darmkrebs-Vorsorge betrifft, sei in den letzten Jahren schon viel erreicht worden. Doch Dr. Ulrich Keßler, Chirurg an den Oberlausitz-Kliniken Bautzen, und Dr. Ingrid König, niedergelassene Ärztin mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie, wollen sich mit dem Erreichten noch nicht zufrieden geben. Jeder, der wegen unterlassener Vorsorge an Darmkrebs stirbt, sei einer zu viel.

Weil der März zum Darmkrebsmonat ausgerufen wurde, in dem vor allem die Früherkennungsangebote für Darmkrebs bekannter gemacht werden sollen, möchten Dr. Ulrich Keßler und Dr. Ingrid König vor allem an Ältere appellieren, die hiesigen Möglichkeiten zu nutzen. „Ich habe noch Kapazitäten für Darmspiegelungen frei“, sagt Ingrid König. Leider sei das Thema aber immer noch tabubehaftet und mit Angst besetzt. Die Frage sei aber, ob die Patienten mehr Angst vor der Untersuchung oder vor deren Ergebnis haben.

Was die Untersuchung betrifft, so könne sie den Patienten die Angst nehmen. Denn erstens hätten sich die Untersuchungsmethoden immer mehr verfeinert und die Gerätetechnik verbessert, zweitens erfolge die Untersuchung unter Narkose und drittens habe der Mensch im Darm gar keine Schmerzempfindung. Das sei einerseits positiv, andererseits aber auch wieder negativ, weil sich so bösartige Veränderungen nicht rechtzeitig bemerkbar machten. Aus diesem Grund sei es auch so wichtig, rechtzeitig und regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge zu gehen. Denn so könnten Polypen, also Wucherungen erkannt und schmerzlos beseitigt werden.

Männer stärker gefährdet

Zahlen würden dazu eine deutliche Sprache sprechen, so die Ärztin. Seit der Einführung der Vorsorgeuntersuchungen 2002 seien die Erkrankungen um 16 Prozent zurückgegangen, das heißt, es sind rund 200 000 Neuerkrankungen und 90 000 Todesfälle verhindert worden. Das sei ein extrem gutes Ergebnis. Für alle Versicherten über 55 Jahre gilt die vorsorgliche Darmspiegelung als kostenlose Kassenleistung. Männer seien übrigens stärker gefährdet, als Frauen. Aber leider seien es vor allem, die Männer, die davor zurückschreckten, sich testen zu lassen. Leider zähle der Darmkrebs nach Lungenkrebs und Brustkrebs zu den häufigsten Todesursachen durch Krebs in Deutschland. Bei den Männern steht der Darmkrebs sogar an zweiter Stelle. – Die beiden Bautzener Ärzte arbeiten viel und vertrauensvoll zusammen, das sei ein großer Vorteil für die Patienten. „Da sich die chirurgische Abteilung des Bautzener Krankenhauses auf die Behandlung von Darmkrebs spezialisiert hat, können wir einen großen Erfahrungsschatz vorweisen“, sagt Dr. Ulrich Keßller. In der Nachsorge seien die Patienten bei Dr. Ingrid König in guten Händen. Das sei für sie auch wichtig für die Psyche.

Da Darmkrebs häufig bei Menschen auftritt, die familiär vorbelastet sind, bietet das Krankenhaus genetische Beratungen und diesbezügliche Untersuchungen aller Familienmitglieder an. „Menschen, in deren familiärem Umfeld Darmkrebserkrankungen auftraten, sollten daher besonders sensibel sein“, sagt Dr. Ulrich Keßler. Aber auch Diabetiker hätten ein erhöhtes Risiko, von der tückischen Erkrankung befallen zu werden. Risikofaktoren, an Darmkrebs zu erkranken, sind zudem erhöhtes Körpergewicht und zu wenig Bewegung, zu wenig Obst und Gemüse sowie Rauchen und Alkoholgenuss.