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Susis Gummibärenbande

Susanne Wauer fordert seit zwölf Jahren Kinder und Eltern in ihrer Zittauer Sportgruppe. Nun kamen viele von ihnen zu einem ganz besonderen Treffen.

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© R. Sampedro

Von Elke Schmidt

Suanne Wauer ist ganz gerührt. Sie hat wirklich nicht damit gerechnet, dass so viele „ihrer“ Kinder zum Zittauer Weihnachtsmarkt kommen werden. „Ich habe mich wahnsinnig gefreut“, sagt sie. Sie leitet die Eltern-Kind-Sportgruppe des Sport- und Freizeitzentrums (SFZ) auf der Schrammstraße und hatte sie zu einem gemeinsamen Foto mit ihrer Übungsleiterin eingeladen.

Die gibt es schon seit zwölf Jahren und somit war es eine altersmäßig bunt gemischte Truppe, die sich zum Fotoshooting traf. Der Älteste war 17, die Jüngste dreieinhalb Jahre. Über die lange Zeit hinweg hatte sie bereits über 100 Kinder in ihrer Gruppe, sagt sie. Ihre „Gummibärenbande“ ist ihr eine Herzensangelegenheit. So hat sie die Gruppe getauft, weil die Kinder sie an die Bären aus der gleichnamigen Trickfilmserie erinnern. Diese trinken einen speziellen Saft und hüpfen dann wie Gummibälle durch die Gegend. Genauso gehe es manchmal in der Eltern-Kind-Sportgruppe zu, sagt sie. Immer mittwochs treffen sie sich in der Turnhalle der Parkschule, um gemeinsam Sport zu treiben. Die Kinder sind zwischen drei und sechs Jahre alt und lernen bei Susanne Wauer das Balancieren, auf einem Bein stehen, Ballwerfen und -fangen oder Bockspringen. Längst nicht alle Kinder können das heute noch, hat sie beobachtet. Sie brauchen es aber später im Schulsport und werden hier darauf vorbereitet. Das klappt so gut, dass auch oft Kinder von ihr später zur Leichtathletik oder zum Schwimmen wechseln.

Was 2005 mit fünf oder sechs Kindern anfing, ist heute eine große Gruppe mit 15 bis 17 Teilnehmern. Zuerst kamen die Geschwister, dann machte Mundpropaganda das Angebot unter anderen Eltern bekannt. Heute müssen Interessenten auch schon mal warten, bis ein Platz frei geworden ist. Mehr als 17 Kinder möchte Susanne Wauer nicht aufnehmen. Sonst könne sie sich nicht mehr so um jedes einzelne kümmern, wie sie das möchte.

Sie fordert jedes Kind nach seinen Möglichkeiten. „Sie sollen sich was zutrauen“, sagt sie. Manche seien anfangs noch etwas ängstlich, werden aber von Woche zu Woche mutiger. Genau das möchte sie erreichen und freut sich jedes Mal, wenn wieder ein Kind sein Selbstvertrauen findet. Doch bei ihr geht es trotz allem nicht bierernst zu. Der Sport soll auch Spaß machen. Die Übungsstunde findet deshalb nicht immer in der Halle statt. Wenn das Wetter mitspielt, gehen sie schon mal an den O-See oder auf den Spielplatz in der Weinau. Aber auch wenn sie viel lachen und die Übungen eher locker angehen, heißt das nicht, dass jeder machen kann, was er will. Disziplin sei sehr wichtig, sonst könnte sie gar nicht so viele Kinder gleichzeitig im Auge behalten. Wenn sie eine Anweisung gibt, halten sich ihre Schützlinge auch daran.

Das gilt durchaus auch für die Eltern. Die sind bei den Übungsstunden immer mit dabei und machen teilweise auch mit. Besonders beliebt ist dabei die sogenannte Teppich-Challenge. Auf Teppichresten aus dem Baumarkt sitzen, liegen oder knien die Kinder und ihre Eltern und rutschen irgendwie über den Hallenboden. Zur Challenge müssen die Mütter und Väter dabei ihre Kinder auf den Schultern tragen. Diese lieben das und können gar nicht genug davon kriegen.

Bei allem Wettstreit ist für die Gruppenleiterin aber auch der Zusammenhalt der Kinder untereinander wichtig. Die Kinder sollen lernen, als Team zusammenzuarbeiten und nicht immer nur gegeneinander. Um diesen Gedanken zu fördern, treffen sich die Gummibären nicht nur zum Training, sondern unter anderem auch zur Osternestsuche, beim Gebirgslauf, zum Abschlussfest vor der Sommerpause oder bei der Weihnachtsfeier. Bei der war in diesem Jahr zur großen Freude aller nicht nur der Weihnachtsmann, sondern auch der Nicolaus zu Gast. Überraschungen wie diese lässt sich Susanne Wauer gern einfallen.

Zum Beispiel wie mit „Teddy“, der inzwischen das Maskottchen der Gruppe ist. Der große Plüschbär war anfangs als kleiner Anreiz gedacht. Wenn ein Kind sich beim Üben besonders Mühe gegeben hatte, durfte es den Bären mit nach Hause nehmen. Ungefähr ein Jahr lang war er jede Woche bei einem anderen Kind. Doch zunehmend gab es Tränen, weil beinah alle Kinder den Teddy haben wollten. Es wurde zum Trost ein zweiter angeschafft. Doch bald reichte auch der nicht mehr.

Also bekommt nun jedes neue Mitglied als Weihnachtsgeschenk einen eigenen Teddy mit Namensschild. Den bezahlen die Eltern, aber hergerichtet wird er von Susanne Wauer. Sie macht überhaupt weit mehr, als „nur“ die eigentlichen Übungsstunden zu organisieren. Selbst wenn die Kinder nicht mehr dabei sind, hat sie oft noch Kontakt. Im nächsten Jahr will sie einen monatlichen Elterntreff einführen. Dabei könne man sich besser kennenlernen, aber auch eventuelle Fragen besprechen. Zusätzlich betreibt sie eine Facebookseite.

Bei all dem Engagement ist es kaum zu glauben, dass sie eher aus Zufall damit angefangen hat. Auch wenn sie schon immer sehr sportlich war, hatte sie doch keine Ambitionen, selbst Trainerin zu sein. Als sie dann eine Arbeit beim SFZ fand, fragte sie Horst Seifert, ob sie sich das vorstellen könne. Sie überlegte nicht lange, sagte Ja, machte eine Übungsleiterlizenz vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und legte los. Seitdem ist sie für ihre Kinder da und freut sich sehr, dass so viele sie noch nicht vergessen haben.