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Susann Frentzen gewinnt die Wahl in Priestewitz

Susann Frentzen (31) konnte gestern die Wahl um das Bürgermeisteramt in Priestewitz für sich entscheiden.

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Von Catharina Karlshaus

Der Heilige Abend kann manchmal auf einen 7. November fallen. Zumindest wenn man ganz fest daran glaubt und ein geborener Optimist ist. Für Susann Frentzen aus Priestewitz, Mutter zweier kleiner Töchter, war am gestrigen Sonntag tatsächlich Bescherung. Die 31-Jährige, die erst kürzlich den Wahltag in Priestewitz mit Weihnachten verglich, bekam um Punkt 19 Uhr ihr Geschenk überreicht: „Mit 54,12 Prozent sind Sie zur Bürgermeisterin gewählt wurden“, verkündete Gemeindewahlleiterin Margitta Noppes feierlich.

Körbe voller Stimmzettel

Gewissermaßen im Eilverfahren hatten die Wahlvorstände der sieben Wahllokale ihre Stimmen ausgezählt. Viel früher als zur letzten Priestewitzer Wahl 2006 lagen die Ergebnisse auf dem Tisch. Körbe voller Stimmzettel wurden ab halb sieben ins Priestewitzer Gemeindeamt geschleppt - begleitet von vielen neugierigen Blicken und fragenden Gesichtern. „Es ist das erste Mal, dass ich zu einer Stimmenauszählung gegangen bin“, sagte Bärbel Röder. Doch sie sei einfach zu neugierig auf das Wahlergebnis, wolle es nicht erst am nächsten Tag aus der Zeitung erfahren. „Wir haben jetzt die Chance, dass frischer Wind durch Priestewitz weht. Vielleicht schafft es ja Frau Frentzen.“

Röders Hoffnungsträgerin ist an diesem frühen Abend dagegen noch mit den drei Kindern einer befreundeten Familie beschäftigt. Als um 18.20 Uhr die ersten Zahlen aus Priestewitz und Strießen gemeldet werden, kann sie es gar nicht glauben. „In beiden Ortsteilen liege ich vorn. Ich denke, wir kommen jetzt mal ins Gemeindeamt“, so Susann Frentzens erste Reaktion.

Glauben kann es zunächst wohl auch Dirk Rothe nicht. Der CDU-Kandidat kommt zur selben Zeit in die Priestewitzer Sporthalle. „Ist schon ausgezählt? “, fragt er die sieben Wahlfrauen, die bereits ihre Jacken anziehen. Während sich die anderen verlegen wegdrehen, fasst sich eine von ihnen dann doch ein Herz und berichtet Dirk Rothe von 170 Stimmen, die auf ihn entfielen seien. Zwölf mehr habe allerdings Gegenkandidatin Frentzen auf sich vereinen können, fügt die Priestewitzerin an und starrt dabei auf den Reißverschluss ihres Mantels. Bürgermeisteranwärter Rothe starrt auch - jedoch in die Ferne und er schluckt.

„Was? Rothe hat hier in Priestewitz keine Mehrheit einfahren können? Dann ist es für ihn gelaufen“, ist sich Adolf Noppes sicher. Der Gemeinderat kommt gerade aus dem Sportlerheim und will angesichts dieser Neuigkeiten schnell in die Verwaltung.

So schnell wie Dirk Rothe. Als der im Wahlkampf schmaler gewordene Mann schließlich um 18.45 Uhr erscheint, sind andere schon vor ihm da. „Es sieht nicht gut aus“, ruft einer der Wartenden. Wer in das Gesicht des 37-Jährigen blickt, ahnt, dass er inzwischen nicht nur die Ergebnisse des Priestewitzer Lokals kennt. „Wenn es die Leute so wollen“, sagt er und stürmt in das Zimmer der Wahlleitung. Eine viertel Stunde später ist es amtlich. Die Leute wollen es tatsächlich so.

Weihnachten am 7. November

Und Susann Frentzen bekommt ihren Weihnachtsabend am 7. November. Mit Mann Helmut und der der fünfjährigen Tochter Lea Sophie ist sie kurz vor um sieben gekommen. Und kann es gar nicht fassen. „Ich hätte mich auch über eine Stichwahl gefreut. Dann hätten uns Herr Rothe und ich auf dem Weg dorthin noch ein bisschen besser kennen lernen können“. Ein Wunsch, der Susann Frentzen dieses Mal nicht erfüllt werden wird.