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Den Wiederaufbau vor Augen

Südkoreas Präsidentin lobt die Dresdner für ihr Engagement. Mit Spannung wird ihre Rede an der TU erwartet.

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Sandro Rahrisch

Zum ersten Mal an diesem Donnerstag kann die südkoreanische Präsidentin durchatmen. Die Stille in der Dresdner Frauenkirche dürfte für Park Geun-hye eine angenehme Abwechslung zu der Hektik ihrer Deutschlandreise sein. Am Mittwoch ist sie in Berlin gelandet, hat Joachim Gauck und Angela Merkel getroffen, das Brandenburger Tor besucht und sich in das Goldene Buch der Stadt eingetragen. Am Donnerstag musste die 62-Jährige wieder in die Regierungsmaschine steigen, diesmal mit dem Ziel Dresden. 16.55 Uhr ist der Jumbo in Klotzsche gelandet. Und vor dem Flieger, am roten Teppich, hat auch schon Ministerpräsident Stanislaw Tillich auf sie gewartet.

Die Staatspräsidentin von Südkorea, Park Geun-hye und der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) verlassen am Donnerstag nach einem Besuch die Dresdner Frauenkirche.
Die Staatspräsidentin von Südkorea, Park Geun-hye und der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) verlassen am Donnerstag nach einem Besuch die Dresdner Frauenkirche. © Robert Michael
Die Motorradstaffel der Polizei geleitet die Limousine der Staatspraesidentin von Suedkorea, Park Geun-hye nach deren Besuch in der Frauenkirche in Dresden.
Die Motorradstaffel der Polizei geleitet die Limousine der Staatspraesidentin von Suedkorea, Park Geun-hye nach deren Besuch in der Frauenkirche in Dresden. © Robert Michael
Das Grüne Gewölbe wurde auch besucht.
Das Grüne Gewölbe wurde auch besucht. © dpa

In der Frauenkirche kann die Präsidentin den Stress der letzten beiden Tage ablegen, immerhin für 20 Minuten. Als sie mit Pfarrer Holger Treutmann unter der sonnendurchfluteten Kuppel spricht, geht es um Wiederaufbau. „200 Jahre stand die Frauenkirche im Herzen von Dresden, bevor sie am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört wurde“, erklärt er ihr. Park Geun-hye fragt nach, warum die Kirche heute wieder steht. Nach der Wiedervereinigung, sagt Treutmann, war auch der Wiederaufbau möglich.

Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz, die den hohen Besuch durch die Frauenkirche begleitete, schwärmt: „Schon in den ersten Minuten der Begegnung habe ich gespürt, dass ihr Interesse an der Geschichte Deutschlands und Dresdens sehr groß ist. Sie hat das Engagement der Bürgerschaft gewürdigt und sich herzlich bedankt, dass man Dresden auf ihrer Reise mit eingeplant hat.“

Dass Deutschland wieder ein vereinigtes Land ist, hat Park Geun-hye sehr beeindruckt. Selbst sagt sie das an diesem Nachmittag nicht, sie lächelt dezent und staunt über die mächtigen Sandsteinsäulen, das alte Turmkreuz, den Altar. Doch die Präsidentin hat einen Diplomaten vorgeschickt. Dieser erzählt, dass Südkorea jetzt überlege, wie eine Wiedervereinigung mit dem Nachbarland geschafft werden kann. „Und wir fragen uns, wie die Kulturschätze in Nordkorea wiederaufgebaut werden können.“ Sehr viele historische Gebäude in Pjöngjang seien nach dem Krieg zerstört worden. Deutschland und insbesondere Dresden seien für Südkorea ein großes Vorbild. Die Staatschefin kenne Dresden sehr genau. Vor elf Jahren habe sie die Stadt schon einmal besucht, damals auf Einladung des Goethe-Instituts. Bei ihrer Wiederkehr hat sie für den heutigen Freitag eine Rede an der Technischen Universität angekündigt.

Der Besuch der südkoreanischen Präsidentin erinnert an die Visite Barack Obamas vor fünf Jahren: Bevor Park Geun-hye am Donnerstag überhaupt in Dresden einen Fuß aus dem Flugzeug gesetzt setzen konnte, hatten schwarzuniformierte Polizisten schon die Zugänge zur Frauenkirche besetzt. Vor dem Gotteshaus reihten sich Einsatzwagen aneinander und bildeten eine Mauer zum Neumarkt. Ein Spürhund schnüffelte die Papierkörbe und Luftschächte nach Sprengstoff ab. Schon im Vorfeld des Besuchs war aus Diplomatenkreisen zu hören, dass der Staatsgast ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis habe. Bei Attentaten verlor Park Geun-hye ihre Eltern. Und vor acht Jahren ist auf sie selbst ein Messerattacke verübt worden.

In Dresden ist die Polizeieskorte für ihren Schutz verantwortlich. 15 Motorräder begleiten die Mercedes-Limousine nach dem Frauenkirchen-Besuch über den Fürstenzug zum Taschenbergpalais, wo der Staatsgast in der Präsidentensuite eincheckt. Es ist die höchste Ehre und zugleich der stärkste Schutz, den die Dresdner Polizei einem Staatsoberhaupt bieten kann. Für die Dresdner heißt das aber auch, dass sie den Besuch aus Südkorea kaum zu Gesicht bekommen werden. Der Eingang zum Taschenbergpalais ist am Donnerstag großzügig abgesperrt worden.

Am Abend hat Park Geun-hye das Hotel wieder verlassen: Zunächst erhielt sie eine Sonderführung durch das Historische Grüne Gewölbe. In der Fürstengalerie im Residenzschloss wurde zu ihren Ehren ein Festbankett mit sächsischer Polit-Prominenz gegeben. Ob sächsische Küche kredenzt wurde, ist nicht bekannt geworden – aus Sicherheitsgründen.

Dass es sich um mehr als nur Grußworte handeln wird, zeigt die riesige Delegation, mit der die Staatsfrau angereist ist. Fast die Hälfte der 200 Begleiter sind Journalisten. Die Südkoreaner warten gespannt, dass ihre Präsidentin ausgerechnet in Dresden die zukünftige Nordkorea-Strategie verkünden und über eine Wiedervereinigung mit dem kommunistischen Nachbarland sprechen wird. Der Tagesschau hatte sie am Dienstagabend gesagt, dass Nordkorea noch viel verschlossener sei als die damalige DDR: „Wir wissen sehr wenig über das Land. Also müssen wir aktiv werden.“