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Südkoreaner flirten mit Zeithain

Ein asiatisches Automobil-Logistik-Unternehmen will im Alten Lager bauen. Doch der Deal wackelt noch.

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© Lutz Weidler

Von Antje Steglich

Zeithain. Unbemerkt von der Öffentlichkeit haben sich asiatische Investoren in der Gemeinde Zeithain umgeschaut. In hochkarätiger Besetzung, inklusive des Geschäftsführers, habe eine Delegation das sogenannte Alte Lager besucht und sich über Zeithain, den Landkreis Meißen und Sachsen informiert. „Ich würde sagen, es hat ihnen gefallen“, sagte Zeithains Bürgermeister Ralf Hänsel (parteilos). Ob die erste Sympathie allerdings für eine Vertragsunterzeichnung reicht, darauf will sich Ralf Hänsel nicht festlegen. Am Freitag soll die Entscheidung fallen.

Klar ist bis jetzt: Das südkoreanische Automobil-Logistik-Unternehmen hat ein Auge auf die südliche Fläche im Zeithainer Industriepark Altes Lager geworfen, um dort einen neuen Standort aufzubauen. Viele Millionen Euro könnten investiert werden und 150 Arbeitsplätze entstehen. „Den Namen darf ich noch nicht sagen, aber ich habe erst heute mit dem zuständigen Projektingenieur telefoniert: Wir sind auf jeden Fall in der engeren Wahl“, sagte Bürgermeister Hänsel am Montagabend am Rande einer Gemeinderatssitzung. Um welche Art von Dienstleistungen es sich in dem neuen Standort drehen könnte, ließ er allerdings ebenfalls noch offen. Weitere Details will er erst nach dem entscheidenden Anruf bekannt geben. Er hofft fest darauf, Ende der Woche entweder eine Investitionszusage zu bekommen oder wenigstens einen Optionsvertrag vereinbaren zu können – eine Art kostenpflichtige Reservierung der Fläche.

Der Kontakt zu den asiatischen Investoren wurde übrigens über die Wirtschaftsförderung Sachsen angebahnt. Zeithains Bürgermeister hatte bei dem Unternehmen nach eigenen Angaben noch einmal offensiv das Alte Lager beworben, nachdem Anfang des Jahres eine chinesische Investition im sächsischen Rothenburg geplatzt war. Mit sichtlichem Erfolg. Und mit einer solch großen Neuansiedlung würde endlich das eintreten, worauf die Kommune seit 25 Jahren hinarbeitet. –  Schon Anfang der 1990er-Jahre wurde begonnen, das Alte Lager für eine zivile Nutzung vorzubereiten, nachdem es seit dem Lustlager August des Starken jahrhundertelang militärisch genutzt wurde. Millionen wurden investiert, um aus der riesigen kampfmittelbelasteten Fläche ein Industriegebiet – den Zeithainer Industriepark – zu schaffen, der mit seinen 124 Hektar als größte erschlossene Ansiedlungsfläche im Freistaat galt.

Lange Suche nach Investoren

Unter Regie der Entwicklungs- und Verwertungsgesellschaft Altes Lager (EVGZ), deren Hauptgesellschafter die Gemeinde und deren heutiger Geschäftsführer Bürgermeister Hänsel ist, wurde um Investoren gebuhlt. Entsprechend der Machbarkeitsstudie hatte man vor allem nach Unternehmen aus den Bereichen Umwelttechnik, Ernährungs- und Elektrotechnik Ausschau gehalten. Doch die großen Investoren blieben aus.

Erst vor etwa zwei Jahren kam Bewegung ins Alte Lager, als zumindest der Sachsenforst ein Büro in der alten Kaserne anmietete und sich der ortsansässige Mittelständler Elektro Werner im südlichsten Zipfel ansiedelte. Die gesamte nördliche Hälfte wurde zudem mit einem Solarpark bebaut. Das Hamburger Unternehmen Enerparc hatte auch bereits angekündigt, weiter nach Süden expandieren zu wollen. Daran hatte es zuletzt vereinzelte Kritik gegeben, weil den Ausbauplänen unter anderem der Offizierspark mit bis zu 150 Jahre alten Eichen zum Opfer fallen würde. Schon damals hatte Ralf Hänsel klargemacht, dass ihm die Bäume zwar nicht egal seien, er aber mit der Industriefläche Geld für die Kommune verdienen wolle. „Dafür ist es immanent wichtig, dass keine Bereiche ausgenommen werden“, wiederholte er nun noch einmal. Das heißt: Wenn die Südkoreaner tatsächlich in Zeithain bauen sollten, werden die alten Bäume mit großer Wahrscheinlichkeit fallen.

Sowohl Enerparc als auch das asiatische Unternehmen wissen wohl bereits, dass es auch andere Interessenten für die Fläche gibt. Ralf Hänsel: „Mir ist aber natürlich ein Investor, der 150 Arbeitsplätze schafft, lieber als eine weitere Solarfläche.“