Merken

Substanz gefährdet

Emil Eder aus Bayern und seinen Kindern gehören sechs Häuser in der Obergasse, die Hälfte steht leer und verfällt.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Schaut man sich den jüngst vom Stadtrat verabschiedeten Plan zum Bauzustand im Stadtumbaugebiet „Meißen links der Elbe“ an, so fällt eine Massierung orangener und roter Flächen in der Obergasse auf. Die kleine Straße verläuft vom Plossenweg ausgehend parallel zur Poststraße Richtung Elbe. Die orange Farbe bedeutet: „Bauzustand 3, erhebliche Mängel und Schäden, Gebäudenutzung beeinträchtigt.“ Die rote Farbe: „Bauzustand Stufe 4, starke Schäden, Substanz gefährdet.“ Orange sind die Obergasse 11 und 11a eingefärbt. Die beiden Häuser gehören Emil Eder. Die Obergasse 6 ist rot markiert, sie gehört Eders Sohn. Dazwischen liegen die Nummern 3, 4 und 5. Sie sind gelb eingezeichnet: „Bauzustand Stufe 2, teilsanierte Gebäude, leichte Schäden und Mängel.“ Als Besitzerin ist hier Eders Tochter verzeichnet. Von den neun Häusern an der Obergasse gehören der Familie Eder sechs, also zwei Drittel, und keines ist lindgrün markiert: „Bauzustand Stufe 1, sanierte Gebäude, ohne Schäden, minimale Mängel.“

Mit Abstand am heruntergekommensten sieht das Gebäude Obergasse 6 (siehe großes Foto) aus. Dabei handelt es sich allerdings um ein in der Liste der „Kulturdenkmale im Freistaat Sachsen“ eingetragenes Gebäude. Das Wohnhaus mit angrenzendem Lagergebäude gehörte zur ehemaligen Posthalterei Poststraße 21/22 und wurde in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. Das Notdach auf dem langgestreckten Gebäude ist kaputt. Sollte das Gebäude ins Rutschen kommen, dann wäre das auch eine Gefahr für den unmittelbar anschließenden Bahndamm.

Die Nummer 11 sieht zumindest von außen gar nicht so schlecht aus, die hellblau gestrichene Fassade ist einmal saniert worden, allerdings hat das Haus keine Fenster, stattdessen versperren Holzplatten mehr oder weniger die Öffnungen. Das Gebäude vermittelt den typischen Eindruck einer angefangenen und dann liegengelassenen Baustelle. Die Nummern 3, 4, 5 stehen ebenfalls auf der sächsischen Denkmalliste. Diese Häuser sind leidlich in Schuss, aber nur teilweise bewohnt, was man für die Nummern 6, 11 und 11a nicht sagen kann.

Schwammsanierung nicht begonnen

Familie Eder aus Bruckmühl im oberbayerischen Landkreis Rosenheim gelegen, ist keine Unbekannte in Meißen. Eders Tochter ist auch als Besitzerin der Görnischen Gasse 32 eingetragen. Das ebenfalls denkmalgeschützte Gebäude ist aufgrund seines fortschreitenden Verfalls mehrfach in die Schlagzeilen gekommen. „Wohnhaus in geschlossener Bebauung und Seitenflügel zum Hof; städtebaulich, künstlerisch und baugeschichtlich von Bedeutung, seltener frühneugotischer Bau, mit Ladeneinbau, straßenbildprägender Erker“, steht dazu in der Denkmalliste des Freistaates. Nachdem Echter Hausschwamm in dem Haus festgestellt worden war, beauflagte die Stadtverwaltung die Besitzerin am 7. März, ein Konzept zur Schwammsanierung vorzulegen. Dieses sei auch fristgerecht eingegangen, hatte Stadtsprecherin Katharina Reso gegenüber der SZ erklärt. Und auf Nachfrage sagte sie am Donnerstag: „Das bauaufsichtliche Verfahren zum betreffenden Grundstück ist noch im Gange, es gibt also keine Neuigkeiten.“

Das kann Walter Hannot, der Eigentümer der Görnischen Gasse 33 bestätigen. Weil er um die Schädigung seines gerade schwammsanierten Hauses fürchtet, will er jetzt selbst aktiv werden. „Ich habe im Juni einen Termin beim Landgericht. Ich will die Eigentümerin der Görnischen Gasse 32 vom Gericht auffordern lassen, die Schwammsanierung umgehend von einer Fachfirma durchführen zu lassen.“ Allerdings könnte die Stadt Meißen selbst aktiv werden, wenn keine Schwammsanierung in der Görnischen Gasse 32 vorgenommen wird. Sie könnte die Arbeiten beauftragen und der Eigentümerin in Rechnung stellen.

Auf telefonische Nachfrage erklärte Emil Eder am Donnerstag: „Ich gebe Ihnen keine Auskünfte.“