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Sturmböe fegt durch Kleingarten

Aus dem Nichts kommt am Mittwochnachmittag ein starker Windstoß. Das war nicht das erste Phänomen dieser Art in Riesa.

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© Archiv/Jens Böhme

Von Stefan Lehmann

Riesa. Ein plötzlicher Sturm hat einem Riesaer Ehepaar am Mittwochnachmittag mehr als nur einen Schrecken eingejagt. Gegen 15.45 Uhr saßen Ursula und Werner Scholz gerade im gemeinsamen Garten in der Dimmelgasse in Weida. „Auf einmal gab es einen lauten Knall“, erzählt Ursula Scholz. Ein plötzlicher Windstoß hatte mit einem Mal die Markise vor der Laube erfasst, in ihre Einzelteile zerlegt und auf das Dach des Gartenhäuschens geworfen. Nach gerade einmal fünf Sekunden sei der Spuk vorbeigewesen, sagt Ursula Scholz. „Wir standen erst einmal unter Schock, aber unsere Nachbarn kamen gleich mit Leitern angerannt.“ Schließlich musste die Markise vom Dach der Laube geborgen werden. Zu gebrauchen sei das 300 Euro teure Stück aber nicht mehr – der Wind hatte es total zerfetzt.

Was dem Ehepaar wiederfahren ist, weckt Erinnerungen an die Trichterwolke, die viele Riesaer Mitte Juni nahe der Stadt gesehen hatten. Und doch sind beide Ereignisse völlig verschieden, erklärt Andreas Friedrich. Er ist Tornado-Experte beim Deutschen Wetterdienst. Mit dem Verweis auf eine Windhose seien die Leute immer sehr schnell bei der Hand. Dagegen spricht im aktuellen Fall schon ein Blick in den Himmel, sagt der Experte: „Es war am Mittwoch wolkenlos und warm in Riesa.“ Das sei kein Wetter für Trichterwolken und Tornados, denn die entstünden bei starker Bewölkung. Andreas Friedrich hat aber eine andere Erklärung parat: „Es hat sich höchstwahrscheinlich um einen Staubteufel gehandelt.“ Die entstehen laut Friedrich über erhitztem Gelände und sind im Sommer. „Auf trockenen Feldern sieht man sie häufig, wenn Sand und Staub wie von Geisterhand hochgewirbelt werden.“ Jährlich würden Hunderte oder gar Tausende dieser Staubteufel an den Wetterdienst gemeldet, wenn das Wetter stimme. „Dass ihre Zahl in letzter Zeit zugenommen hat, können wir aber nicht bestätigen“, so Friedrich. Ein solcher Staubteufel könne ähnlich einer Windhose auch von A nach B ziehen. Meist dauere er aber nur wenige Minuten.

Auch wenn sie keine Tornados sind – ungefährlich seien sie deshalb noch lange nicht, sagt der Experte. „Teilweise entwickelt so ein Wirbelwind Geschwindigkeiten bis zu 100 Stundenkilometern.“ Der könne dann auch schwere Gegenstände zu Geschossen machen. Die beiden überraschten Kleingärtner aus Weida hätte es also noch schlimmer treffen können.