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Stufen-Buckeln auf dem Pfaffenstein

Die Wege den Tafelberg hinauf müssen saniert werden. Dafür packt auch die Neustädter Behindertenwerkstatt mit an.

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© Marko Förster

Von Nadine Franke

Neustadt/Königstein. Langsam nähert sich der Lastenaufzug. Meter für Meter wird die Gondel an einem Seil hinaufgezogen, bis in 435 Meter Höhe. Der kleine, rostige Aufzug ist schwer beladen. Sieben Holzbohlen liegen auf der Kante der Transportbox. Es ist nur eine von vielen Fahrten, die der Aufzug am Freitagvormittag zurücklegt. Wieder und wieder muss er hinauf auf den Pfaffenstein in der Sächsischen Schweiz. Oben auf dem Gipfel erwarten ihn sieben Männer in orangefarbenen Jacken. Sie stehen am Felsrand und blicken in die Tiefe, als das Holz sich ihnen Stück für Stück nähert. An der Ankunftsstelle des Lifts gibt es kein Geländer. „Hier herrscht Absturzgefahr. Die Arbeit ist riskant“, warnt Rainer Reichstein, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Sächsische Schweiz, der den Lift steuert. Dennoch packen Rudolf Rußig und David Krisko sofort an, als der Aufzug sie erreicht. Zu zweit stapeln sie die langen Holzbohlen vom Lift.

Normalerweise arbeiten sie in den Hohwald-Werkstätten für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen in Neustadt. Am Freitag sind sie trotz des nasskalten Wetters mit ihren Betreuern auf den Pfaffenstein gekommen, um ihren Teil zum Erhalt des Tafelbergs als Wanderziel beizutragen. Bezahlt werden sie für den Arbeitseinsatz nicht. Aber die Werkstatt hilft, wo sie kann. Und die Männer haben Spaß daran. „Es ist mal was anderes. Da kommen wir raus“, sagt Stefan Kaiser. Er ist dafür verantwortlich, unten am Felsen das Holz für die Seilbahn-Fahrt bereitzulegen. Dabei hilft ihm auch Werkstattleiter Falk Bachmann. „Die Jungs wollen das hier erhalten. Die Schwachen arrangieren sich hier eher als manch anderer“, sagt er.

Denn der Pfaffenstein braucht Hilfe. Wenn nichts getan wird, droht den Wanderwegen die Schließung. Die alten Eisenbahnschwellen, die am steilen Aufstieg als Stufen dienen, sind marode. Es muss nachgebessert werden, damit den Wanderern eine Grundsicherheit geboten werden kann. Eigentlich wäre die Instandhaltung Aufgabe der Stadt Königstein. Die aber hat kein Geld dafür. Also wurde in den vergangenen zwei Jahren durch Hilfe von Vereinen und Ehrenamtlichen versucht, die Wanderwege zu reparieren. Schon im vergangenen Jahr waren die von der Lebenshilfe Pirna-Sebnitz-Freital geführten Hohwald-Werkstätten dabei. Damals haben die Freiwilligen einen ganzen Steg erneuert. „Da musste es ohne Lift gehen. Wir haben alles hochgetragen“, sagt Bachmann.

Das würde an diesem trüben Märzvormittag aber niemand wollen. Die Holzbohlen sind unhandlich und schwer. Und die Stufen den Tafelberg hinauf sind glatt. Eis und Schnee bedecken den Felsen noch immer. Aber das hindert die Männer nicht daran, bei der Arbeit eifrig anzupacken.

Auch ein Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz ist vor Ort. Jens Posthoff schleppt ebenfalls das Holz vom Lift zu dem kleinen Lagerplatz neben dem Wirtshaus. Der Wirt der Wandergaststätte ist nicht vor Ort. Aber Posthoff weiß, dass er es schwer hat. Die meisten Wanderer gehen auf den Papststein, weil der Aufstieg dort etwas kürzer ist. Nun will Posthoff genauso wie die Hohwald-Werkstätten den Pfaffenstein unterstützen. „Wir fühlen uns auch dem linkselbischen Teil des Elbsandsteingebirges verpflichtet“, sagt Posthoff. Müssten Wanderwege wegen ihres schlechten Zustands geschlossen werden, hätte niemand etwas davon, sagt er.

Aber alles schaffen sie nicht allein mit den Helfern aus den Werkstätten. Am Freitag ist vor allem Muskelkraft gefragt, um das Holz den Berg hoch zu schaffen. Später sollen die Holzbohlen den maroden Schwellen vorgeblendet werden, damit die Stufen wieder glatte Übergänge haben und betreten werden können. Doch nicht nur die Holzstufen, sondern auch die Geländer, besonders beim Aufstieg durchs Nadelöhr, sollen erneuert werden. Dazu bräuchten die Helfer nicht nur Geld, sondern auch freiwillige Metallbauer. Der nächste Arbeitseinsatz findet am 14. April statt und wird vom Outdoor-Kaufhaus Globetrotter organisiert. Dann sollen die Bohlen auf dem Plateau verteilt werden. Der endgültige Einbau ist für den 6. Juni geplant.

Wer bei einem der Arbeitseinsätze mithelfen möchte, kann sich an den Werkstattleiter der Hohwald-Werkstätten, Falk Bachmann, wenden: Telefon  03596 5616 612 oder

[email protected]