Merken

Stützen für das Formenlager der Porzelline

Eine Woche nach dem Einsturz werden Teile des Gebäudes gesichert. Auch für die wertvollen Formen gibt es einen Plan.

Teilen
Folgen
© Frank Baldauf

Von Tobias Winzer

Freital. Es tut sich etwas am Formenlager der Freitaler Porzellan-Manufaktur. Nachdem der Eingeschosser an der Umgehungsstraße vor einer Woche teilweise in sich zusammengefallen war, haben Bauarbeiter am Montagvormittag begonnen, große Holzbalken an den noch stehenden Giebel zu schrauben. „Damit wollen wir sicherstellen, dass die Umgehungsstraße wieder zweispurig befahren werden kann“, sagte der Leiter des Werkes, Anatoli Schilling. Weil weitere Außenwände einzustürzen drohen, wurde in der vergangenen Woche aus Sicherheitsgründen eine Spur der Carl-Thieme-Straße abgesperrt.

Nun wurden massive Stahlstäbe in den Fußweg davor eingebracht. Sie sollen eine Dreieckskonstruktion aus Holz halten, die wiederum den Giebel des Formenlagers stützt. Laut Schilling sollen die Bauarbeiten, die von der Porzellan-Manufaktur in Auftrag gegeben worden sind, an diesem Dienstag beendet sein. Dann kann die Umgehungsstraße wieder zweispurig befahren werden. „Das ist erst einmal die Hauptsache“, so Schilling. Nun gibt es auch etwas mehr Klarheit, wie es mit den Tausenden Formen in dem Flachbau weitergehen soll.

Bei den rund 12 000 eingelagerten Modellen handelt es sich um sogenannte Urformen von Porzellanobjekten, von denen immer wieder Arbeitsformen abgenommen werden konnten und können, die sich im Produktionsprozess abnutzen. Die Formen aus Gips stammen aus dem Zeitraum 1872 bis etwa 1960. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts sind sie in dem Eingeschosser direkt gegenüber dem Hauptgebäude der Porzelline untergebracht.

Formen als Geschenk an die Stadt

Das Landesamt für Denkmalpflege schätzt den kulturellen Wert immerhin so hoch ein, dass sie die Sammlung im Jahr 2012 unter Denkmalschutz stellte. Es handele sich sozusagen um das produktive Gedächtnis der Porzellanfabrik von 1872 bis in die 1960er-Jahre, sagt ein Sprecher der Behörde zuletzt. „Da die Fabrik insbesondere im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert äußerst erfolgreich im europäischen Markt agiert und jedes Jahr unzählige Objekte entworfen hat, leisten die Formen über die Bedeutung für die Fabrikation und Freital hinaus auch einen wichtigen Beitrag zur allgemeinen Designgeschichte dieser Zeit.“ Der seltene Bestand sei höchst bedeutend.

Zur Zukunft der Formen fanden am Montag Gespräche zwischen Vertretern der Stadt Freital, der Porzellan-Manufaktur und dem Landesamt für Denkmalpflege statt. Laut Werksleiter Schilling haben Mitarbeiter der Porzellan-Manufaktur schon in der vergangenen Woche begonnen, einzelne, noch begehbare Bereiche des Lagers leer zu räumen. Die Formen wurden im Keller des Porzelline-Hauptgebäudes auf der anderen Straßenseite untergebracht. Ziel sei es, zunächst den noch einigermaßen intakten Teil des Flachbaus leer zu räumen.

„Dafür brauchen wir aber Hilfe“ so Schilling. „Ich kann nicht meine Mitarbeiter komplett abziehen, um das Formenlager auszuräumen. Sie müssen sich um das laufende Geschäft kümmern.“ Auch deswegen gebe es nun Gespräche mit der Stadt und dem Landesamt für Denkmalpflege. Ein weiteres Problem ist laut Schilling der fehlende Platz für die Formen. „Wir würden der Stadt die Formen auch schenken“, sagt Schilling.

Wäre der noch intakte Teil des Lagers freigeräumt, könnte dieser abgerissen werden, so der Plan. Anschließend wäre der Teil direkt an dem Flüsschen Wiederitz, der vor einer Woche in sich zusammengefallen war, leichter zugänglich und die noch erhaltenen Formen könnten gerettet werden. Schilling kann aber noch nicht genau sagen, wann die Bauarbeiten dafür beginnen sollen. Die Formen müssten einzeln und per Hand aus dem Lager herausgeräumt werden. Das dauere lange. „Deswegen brauchen wir helfende Hände.“

Ende der kommenden Woche kommt der Eigentümer der Porzelline, Armenak Agababyan, nach Freital. Dann soll es weitere Gespräche mit dem Denkmalamt und der Stadt Freital geben.