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Kneiper kündigen Fußball-TV

Nach der jüngsten Erhöhung der Abopreise laufen kaum noch Sky-Spiele in den Bars. Wird das zum Problem für die Wirte?

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© Sven Ellger

Von Sophie Arlet

Im Irish Pub an der Schandauer Straße geht es hoch her. Jeder Platz ist besetzt, alle Blicke sind auf die großen Flachbildschirme gerichtet. Dann fällt ein Tor und lautstarker Jubel schallt durch die Kneipe. Die geglückte Aktion wird mit Applaus quittiert. Zwischen den ausgelassenen Fans balancieren die Mitarbeiter Tabletts mit Guiness und irischen Gerichten.

Diese Szenen gehören dort der Vergangenheit an. Kürzlich hat Geschäftsführer Thomas Wörner sein Sky-Abo gekündigt. Seitdem werden nur noch Spiele gezeigt, die bei den öffentlichen Sendern laufen. „Es war eine schöne Zeit“, sagt Wörner. Aber erpressen lassen wolle er sich nicht.

Der Bezahlsender hatte zum wiederholten Mal die Preise erhöht. Anders als bei Privatabos richten sich diese für Kneipen nach der Größe des Zuschauerraums. Wörner sollte jetzt monatlich über 800 Euro zahlen, etwa 30 Prozent mehr als zuvor. Dabei lag die letzte Preiserhöhung erst ein Jahr zurück. Der 44-Jährige ist über die neue Situation aber nicht traurig. „Zum Pubbesuch gehört es auch, dass man in Ruhe ein Bier trinken und sich unterhalten kann.“ Das war während der Spiele, die fast täglich liefen, nicht möglich. Manche Leute seien an der Tür gleich wieder umgedreht.

Die meisten Gäste würden die Entscheidung verstehen. „Es ist nicht so, dass wir nichts haben, wenn kein Fußball kommt“, sagt Wörner. Er bietet über 100 Sorten Whisky an, viermal im Jahr gibt es Livemusik. Künftig sollen noch öfter Musiker eingeladen werden.

Fußballbegeisterte Striesener können dennoch weiter Sky schauen. Solche Gäste schickt Wörner in die Liga Lounge an der Ecke Dornblüth-/Augsburger Straße. Die Kellerbar ist seit zwei Jahren ganz auf Fußball ausgerichtet. Auf zehn Bildschirmen können gleichzeitig drei verschiedene Spiele gezeigt werden. Die Lautsprecher in den Räumen und Nischen sind so ausgerichtet, dass alle Partien für die Fans gut zu verstehen sind.

Inhaber Christoph Schier hat sich die Entscheidung für die Verlängerung seines Abos nicht leicht gemacht. „Die Schmerzgrenze war eigentlich schon 2013 erreicht.“ Damals ist der Preis von 270 auf 460 Euro erhöht worden. Sky hätte das damit begründet, dass das Fußballinteresse der Dresdner gestiegen sei, seit Dynamo in der Zweiten Liga spiele. „Dann hätte es nach dem Abstieg in diesem Jahr eigentlich eine Preissenkung geben müssen“, sagt Schier. Denn Spiele der dritten Liga werden nicht bei Sky gezeigt. Einige Partien überträgt der MDR. Die schauen die Leute dann meist am heimischen Fernseher.

Statt der Preissenkung hat Schier aber eine Erhöhung auf fast 700 Euro bekommen. „Ich habe bis zum letzten Tag gewartet, was die anderen machen“, sagt der 33-Jährige. Als sich herausstellte, dass neben dem Pub noch weitere Kneipen kündigen, hat er sich entschieden, weiterzumachen.

Außer in der Liga Lounge können Striesener nur noch an zwei Stellen Sky schauen. Dazu gehört der Billardtreffpunkt an der Kipsdorfer Straße. Das soll aber nicht so bleiben. Inhaber Ingo Matthies sagt, er sei nicht ausreichend über die Preiserhöhung informiert worden. Sonst hätte er gekündigt. So hat sich sein Abo aber automatisch verlängert und läuft noch bis März 2015. Danach ist auch für ihn Schluss. Matthies betreibt seinen Billardtreff seit 1994. Er hat 35 Billard- und acht Snookertische sowie fünf Tischtennisplatten. Matthies glaubt nicht, dass die Leute wegbleiben würden, wenn er kein Sky mehr hätte.

Ob im Irish Pub doch irgendwann wieder mehr Fußball läuft, falls die Gäste das wünschen, will Wörner nicht ausschließen. „Wir sind keine Hellseher. Nach einem Jahr wissen wir mehr.“ Jetzt setzt er erst mal auf viel Livemusik.