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Striesen-Fußballer kämpfen um Platz

Wegen eines Grundstücksstreits zittern die Kicker von Einheit Mitte seit Jahren um ihr Spielfeld. Nun deutet sich eine Lösung an.

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© Eric Münch

Von Tobias Wolf

Sie sind verärgert und wollen eine Lösung: die Mitglieder der Sportgemeinschaft Einheit Dresden Mitte. Ihnen droht das Aus auf ihrer Spielfläche an der Eibenstocker Straße. Denn ein Teil des Fußballplatzes gehört nicht der Stadt, sondern einer privaten Erbengemeinschaft. Seit Jahren verhandeln Rathaus und Besitzer über einen Grundstücksteil, der den Platz fast genau in der Mitte zerschneidet. Bislang ergebnislos. „Wenn die Stadt dieses Areal nicht kauft, müssen wir zum Jahresende runter“, fürchtet Dieter Schrader, Vizechef der Abteilung Fußball.

Dabei gibt es den Sportplatz schon seit 1919. Junge Männer hatten nach dem Ersten Weltkrieg in Handarbeit eine Kiesgrube zum Spielfeld verwandelt. Der erste Verein auf der Fläche war der BSC Fortuna Dresden. Später spielten dort Mannschaften von Krankenkassen und der Sozialversicherungsanstalt. 1953 begann die Betriebssportgemeinschaft Einheit Mitte und brachte auch die ein oder andere bekannte Persönlichkeit hervor – nicht nur Fußballer. So spielte dort unter anderem Hans Joachim Wolfram, der im Fernsehen die Sendung „Außenseiter, Spitzenreiter“ moderierte. 2013 gelang es dem Verein, Dynamo-Legende Dixie Dörner als Trainer für die 1. Männermannschaft zu verpflichten. Sogar eine Sanierung des als Schleifscheibe berüchtigten Hartplatzes war schon einmal angedacht, weil nach Regenschauern immer riesige Pfützen zurückbleiben. Auch Kunstrasen war schon im Gespräch.

Umso trauriger wäre es, wenn Einheit Mitte nicht mehr am angestammten Ort spielen könnte, sagt Nachwuchs-Trainer René Zenker. Seit elf Jahren ist er für die Jugend des Vereins verantwortlich. „Der Sportplatz ist für viele in der Umgebung extrem wichtig, weil sie hier wohnen“, sagt der 34-Jährige. Andere Plätze wären deutlich weiter weg. Außerdem biete der Verein auch vielen Jugendlichen in schwierigen familiären Situationen so etwas wie ein zweites Zuhause. Doch das ist gefährdet, wenn sich Stadt und Eigentümer nicht einigen. 168 Mitglieder hat der Verein, über die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche.

Wie so oft, ist der Preis entscheidend. Zwar hatte das Rathaus Angebote für die 2.500 Quadratmeter große Fläche vorgelegt, die sich am offiziellen Bodenrichtwert orientieren. Die Eigentümer gingen auf diese Angebote aber nicht ein. Nach SZ-Informationen hatte die Stadt 3,60 Euro pro Quadratmeter geboten, in Summe sind das 9.000 Euro. Die Erbengemeinschaft forderte demnach aber 65 Euro, insgesamt über 160.000 Euro. Seit Anfang 2010 laufen die Verhandlungen. Bislang ergebnislos. Stattdessen beklagte das Rathaus in der Vergangenheit, dass die Eigentümer sämtliche Angebote ausgeschlagen hätten. Doch jetzt zeichnet sich eine Lösung ab. Gegenüber der SZ erklärt Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU), dass die Stadt „die umstrittene Fläche“ erwerben wird. Den Eigentümern liege jetzt ein im Vorfeld abgestimmtes Angebot vor. Noch in diesem Jahr soll der Kaufvertrag bei einem Notar besiegelt werden. Aber nur, wenn die betreffende Fläche zuvor vermessen wurde, schränkt Lehmann ein. Dies sei bereits beauftragt worden. Welchen Preis die Stadt dafür zahlt, will der Sportbürgermeister nicht sagen. Und, er hat noch eine zweite gute Nachricht für die Fußballer von Einheit Mitte: Sobald das Areal der Stadt gehört, „wird ein Konzept zur Sanierung der gesamten Anlage erarbeitet“.

Etwas ungläubig nehmen die Vereinsmitglieder die 180-Grad-Wende der Stadt zur Kenntnis. „Das ist für uns eine gute Lösung, weil damit gesichert ist, dass der Spielbetrieb weitergehen kann“, sagt Vize Dieter Schrader. „Wenn damit auch noch eine Sanierung des Platzes einhergeht, ist das umso besser.“ In jedem Fall will der Verein die rettende Nachricht nun gebührend feiern.