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Stresstest für den Zinzendorfplatz

Wenn ab 2018 die B 115 dicht ist, rollen Tausende Fahrzeuge mehr durch Niesky. Eine Untersuchung soll zeigen, ob das die Kanäle unter dem Pflaster mitmachen.

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© A. Schulze

Von Thomas Staudt

Roger Paetzoldt ist Mitarbeiter der Stadtwerke Görlitz (SWG) und hat, wenn es sein muss, eine lange Leitung. Wie lang, lässt sich exakt beziffern: 45 Meter – jeder einzelne aufgerollt auf eine Kabeltrommel. An einem Ende der Leitung sitzt eine Minikamera, am anderen ein Monitor. Mit dieser sogenannten Schiebekamera hat Paetzold Anfang dieser Woche Regenwasserkanäle und Einläufe auf dem Zinzendorfplatz untersucht. Insgesamt vielleicht 120 Meter Haupt- und Nebenkanäle, schätzt der Leiter der Straßenmeisterei Niesky, Matthias Andrick. Die Kamerabefahrung soll gezielt Schwachstellen aufspüren und eine Gesamtzustandsfeststellung ermöglichen.

Die Auswertung der Untersuchung soll eine Antwort auf die Frage liefern, ob der Zinzendorfplatz und die Kanäle darunter den steigenden Verkehr im nächsten Jahr aushalten. Ab August erneuert die Deutsche Bahn im Auftrag des Landesamtes für Verkehr (Lasuv) das Brückenbauwerk über die Eisenbahnstrecke Knappenrode-Horka im Zuge des Ausbaus der Niederschlesischen Magistrale bei Niesky. Nach der bisher wahrscheinlichsten Variante wird der gesamte Umleitungsverkehr über die Muskauer und die Görlitzer Straße durch die Stadt rollen, und damit auch über den Zinzendorfplatz. Aber die Pflasterbereiche des Platzes sind eine Schwachstelle des Konzepts. Sie sind weniger belastbar als die asphaltierten Straßen. Durch den Druck sind potenziell auch die Kanäle gefährdet. Ob vorbeugende Maßnahmen nötig sind, wird die Auswertung der Kanalbefahrung zeigen. Sie soll spätestens nächste Woche vorliegen. Eine Lösung zur Entlastung der sensiblen Pflasterbereiche könnte in einer Schicht aus stabilisierendem Asphalt liegen, meint Matthias Andrick.

Einen Schutz vor der steigenden Verkehrsbelastung bietet das Provisorium freilich nicht. Auf rund 5 000 bis 6 000 Fahrzeuge mehr pro Tag müssen sich die Nieskyer wohl bis Herbst 2019 einstellen. Das bedeutet auch mehr Lärm und Feinstaub, außerdem Staus rund um den Zinzendorfplatz. Von der steigenden Gefährdung von Fußgängern und Radlern ganz zu schweigen. Auch deshalb gehört die Umleitungsstrecke schon jetzt zu den meistdiskutierten Themen der Stadt. „Wir haben lange dagegen angekämpft“, sagt Enrico Bachmann, Leiter des Tiefbauamtes. Momentan sieht es aber danach aus, als würde die Umleitung ab 1. August 2018 durch die Stadt führen. Eine endgültige Entscheidung dazu soll noch in diesem Monat fallen.