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Streit unter Asylbewerbern bleibt ungeklärt

Ein Mazedonier soll im Asylbewerberheim in Roßwein Männer geschlagen haben. Die Zeugen widersprechen sich.

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© dpa

Von Helene Krause

Roßwein. Am Nachmittag des 19. Juni 2016 kam es in der Asylbewerberunterkunft in Roßwein zu einer Schlägerei. Ein 35-jähriger Mazedonier, der in Hamburg lebt, soll mit drei weiteren Männern mit Eisenstangen bewaffnet in das Zimmer 106 des Asylbewerberheims eingedrungen sein. Dort sollen die Eindringlinge einen Mann mit einer Eisenstange auf den Kopf geschlagen haben. Er erlitt eine Platzwunde, die im Krankenhaus genäht werden musste. Ein weiterer Insasse wurde mit der Eisenstange auf das Schienbein geschlagen und erhielt einen Messerstich über der linken Augenbraue. Ein dritter Heimbewohnter wurde mit der Eisenstange auf den Arm und den Rücken geschlagen. Außerdem soll er einen Messerstich in den Thorax erhalten haben. Aus Angst sprang er aus dem Fenster. Er brach sich die Elle, zog sich eine Stichverletzung der Lunge und Hämatome zu. Wegen des Vorfalls stand der Mazedonier jetzt vorm Amtsgericht Döbeln. Vorgeworfen wurde ihm gefährliche Körperverletzung.

Der Angeklagte schildert den Vorfall anders, als es in der Anklageschrift steht. Sein Bruder lebte damals mit seiner Familie im Asylbewerberheim in Roßwein. Weil einer der Neffen Geburtstag und die Familie des Bruders kein Geld hatte, um nach Hamburg zu reisen, fuhr er mit seiner Frau nach Roßwein. Dort sah er, dass sein Bruder zahlreiche Hämatome hatte. Er fragte, wer ihm die beigebracht habe und erfuhr, dass es Mitbewohner aus dem Asylbewerberheim gewesen wären. Um die Schläger zur Rede zu stellen und um für Frieden unter den Bewohnern zu sorgen, wäre er mit seinem Bruder zu dem Zimmer 106 gegangen. Sie hätten geklopft. „aus dem Raum klangen Stimmen“, sagt er. Als keiner öffnete, wären sie hineingegangen. Sofort wäre ein Mann mit einer Eisenstange auf seinen Bruder losgegangen. Als der Angeklagte dazwischen ging, hätte er einen Schlag auf den Kopf erhalten. Er wäre dann in das Zimmer seines Bruders geflüchtet. Dort hätten die anderen Heimbewohner eine Rauchbombe hineingeworfen und von außen Steine. Die Aussage wird von seiner Frau als Zeugin bestätigt.

Die mutmaßlichen Geschädigten schildern den Vorfall in der Verhandlung anders, auch anders, als sie es bei der Polizei ausgesagt haben. Einmal sollen vier Männer in das Zimmer 106 gekommen sein, dann wieder nur drei. Einmal hätten alle vier Eisenstangen gehabt, dann sagen sie, es hätten nur zwei Eisenstangen gehabt und auf Nachfrage des Gerichts sollen drei Männer eine Eisenstange gehabt haben. Einmal soll einer ein Messer gehabt haben, dann wieder keiner. Die Verletzung über der linken Augenbraue eines Geschädigten soll einmal mit einem Messer und dann mit der Eisenstange erfolgt sein.

Fest steht allerdings, dass es zur Tatzeit zwei Auseinandersetzungen im Roßweiner Asylbewerberheim gab, die eine in dem Zimmer 106 und die andere außerhalb des Heimes. Dabei wurden Türen und Fenster sowie Einrichtungsgegenstände zertrümmert. Die Eisenstangen sollen Tischbeine gewesen sein. Was der Auslöser für die Streitigkeiten war und wie die Tat abgelaufen ist, kann in der Verhandlung nicht geklärt werden. Richter Janko Ehrlich spricht den Angeklagten frei. „Die Tat war nicht nachweisbar“, sagt er. Auf Freispruch hatten auch Staatsanwalt Marcus Reuter und Verteidiger Jürgen Just aus Hamburg plädiert.