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Streit ums Festzelt geht wieder los

Das Ringen um den Bau am Gasthof Obervogelgesang ist inzwischen Legende. Und es scheint kein Ende in Sicht.

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© Daniel Förster

Von Christian Eissner

Die Behörden lassen ihm einfach keine Chance: Am Donnerstag begann Gastwirt Walter Matzke aus Obervogelgesang damit, auf seiner Wiese an der Elbe ein Festzelt aufzubauen. Als der hölzerne Zeltboden verlegt war, rückten Mitarbeiter der Stadtverwaltung Pirna an. Sie verklebten drei der Aluständer, die das Zeltdach tragen sollen, mit großen roten amtlichen Siegeln. Die Botschaft an den Wirt: Wenn hier weitergebaut wird, steht eine Strafe wegen Siegelbruchs ins Haus. Mit der Aktion geht der seit Jahren tobende Streit um das Festzelt in eine neue Runde.

Seit 1994 stellt der Gasthof Obervogelgesang jeden Sommer ein Zelt auf die Elbwiese, in dem Konzerte stattfinden. Bis die Landesdirektion vor drei Jahren den Zeltbau untersagte – er störe die Sichtbeziehungen im Landschaftsschutzgebiet Elbtal, so die Begründung. Seither kämpft Gastwirt Walter Matzke um sein Zelt, spannte sogar Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) ein. Doch bei den Behörden beißt der Wirt auf Granit, auch mehr als 4 000 Unterstützungsunterschriften, die er im vergangenen Jahr sammelte, halfen nicht. Das Zelt darf nicht stehen, bestätigte zuletzt das Verwaltungsgericht Dresden in einer Eilentscheidung. Dabei habe er alle nötigen Genehmigungen, ist sich Walter Matzke sicher, auch alle Umwelt-Auflagen habe er erfüllt. Er sieht sich als Opfer behördlicher Willkür: „So viel Unrecht, wie hier geschieht, ist einfach unglaublich.“

Matzke hatte den aktuellen Zeltaufbau am Montag bei der Stadt beantragt – für zwei Wochen. „Ich möchte es verkaufen“, sagt der Wirt. „Dazu muss ich es aufbauen, um Fotos und eine TÜV-Abnahme machen zu lassen.“ Im Antrag stehe aber „zum Zweck einer Veranstaltung“, kontert die Stadtverwaltung und verteidigt ihre Siegel-Aktion. Das Rathaus sieht sich an den gültigen Gerichtsbeschluss gebunden. Wegen der Siegel kann Walter Matzke den Zeltboden jetzt nicht einmal mehr abbauen.

So wird der angefangene Bau wohl bis Mitte Juni stehen bleiben, wenn eine Delegation des Dresdner Verwaltungsgerichts sich die Sachlage vor Ort betrachten will. Denn in der Hauptsache muss das Verfahren ums Zelt noch entschieden werden. Walter Matzke jedenfalls will weiter kämpfen. Seine Pfingstveranstaltungen werden stattfinden – im Freien mit einem kleinen Bühnenzelt.