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Streit um Wanderweg

Die Waldwege am Spitzgrund sorgen für Verwirrung in Stadt und Stadtrat. Obwohl sie doch größtenteils Privatland sind.

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© Arvid Müller

Von Nicole Czerwinka

Coswig. Seit Jahrzehnten wird das Wäldchen am sogenannten „Schloss Coswig“ von Spaziergängern aus dem nahe gelegenen Wohngebiet frequentiert, die hier den schnellen Durchgang zum Wanderweg am Spitzgrundteich suchen. Nun hatte unlängst der Stadtrat Christian Buck von der Coswiger Bürgerliste (CBL) in einer Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses angemahnt, dass die Wege Am Spitzberg nach einer Baumfällaktion nicht mehr begehbar seien. Vor allem Rollstuhlfahrer und Senioren mit Rollator könnten diese Wege nicht mehr nutzen.

Allerdings: Bei dem Wald handelt es sich um ein Privatgrundstück. Und dem Besitzer Erik Hofmann ist durchaus bewusst, dass die Coswiger seinen Wald gern als Wanderroute gebrauchen. Er hatte sich daher bereits im Sommer an die Stadt gewandt. „Die Wege im Wald sind Wirtschaftswege und keine richtigen Wanderwege. Da ich derzeit auch einen Kran auf dem Grundstück stehen habe und nicht möchte, dass hier jemand zu Schaden kommt, habe ich der Stadt einen Vorschlag gemacht“, erklärt Hofmann.

Weg endet im Nichts

Er wisse, dass sein Wald die einzige Verbindung zum Wanderweg zum Spitzgrundteich sei. Und er wolle die Verbindung zu diesem Weg auch nicht kappen. Allerdings gibt es neben seinem Grundstück einen ausgewiesenen Wanderweg, an der Einfahrt zum ehemaligen Hochbehälter – nur dieser Weg endet die letzten zehn Meter im Nichts. „Ich habe der Stadt nun vorgeschlagen, diesen Weg auch auf der Grundstücksgrenze durchgängig freizulegen, damit die Verbindung zum Wanderweg oberhalb erhalten bleibt“, sagt Hofmann. Das war im Juli dieses Jahres. Die Stadt sei einverstanden gewesen, nur habe sie ihm mitgeteilt, dass das noch dauert, weil die Mittel dafür erst im Haushalt bereitgestellt werden müssen.

Als Christian Buck im Ausschuss seine Anfrage stellte, wusste davon offenbar niemand mehr etwas. Erik Hofmann sah sich nach einer Zeitungsmeldung jedoch arger Kritik seiner Mitbürger ausgesetzt, weil er die Wirtschaftswege auf seinem Grundstück vermeintlich für die Spaziergänger nicht räumen wolle. „Doch das stimmt ja nicht, ich habe ja mit der Stadt gesprochen und dort waren auch alle sehr offen für das Thema“, sagt er verärgert. Zudem habe ihm auch sein Anwalt bestätigt, dass die Wege im Wald am Spitzberg keine offiziellen Wanderwege seien. Zum Beweis zeigt er den Auszug aus dem Liegenschaftskataster vor, in dem die richtigen Wanderwege eindeutig gekennzeichnet sind. Solche Wege befinden sich nicht auf seinem Grundstück.

Zufahrt wird beräumt

Bei einem kurzen Rundgang über das Gelände zeigt sich dann allerdings, dass die Stadt prompt reagiert hat: Die frühere Zufahrt zum Hochbehälter wurde bereits beräumt. Ein Nachbar meint, dies sei sogar schon im Sommer passiert. Der alte, wirkliche Wanderweg ist hier wieder nutzbar. Und auch für das restliche Stück am Hochbehälter will die Stadt nun verfahren, wie im Juli mit Hofmann vereinbart: „Die Zufahrt zum ehemaligen Hochbehälter wird so beräumt, dass man den ursprünglichen Wanderweg wieder sehen und nutzen kann“, sagt Ortsamtsleiter Olaf Lier. „Die anderen Wege auf Herrn Hofmanns Grundstück sind keine Wanderwege, sie werden heute anders genutzt, sind teils auch zurückgebaut worden“, stellt er klar. Zudem gelte für einen Wanderweg kein Straßenrecht. „Es bleibt ein Waldweg, der ordentlich begehbar ist, aber dennoch ein Waldweg“, sagt Lier.