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Streit um Pegida-Fotografen bei Dynamo

Ein Meißner Mitglied des Pegida-Orga-Teams sollte das Spiel begleiten. Darüber wird kontrovers diskutiert.

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© Robert Michael

Von Peter Anderson

Meißen. Der Frühstückskaffee hat den Machern der Facebook-Seite „Meißen Watch“ an diesem Morgen nicht geschmeckt. Die anonymen Beobachter durchkämmen regelmäßig das Internet nach rassistischen, fremdenfeindlichen und rechtsextremen Beiträgen aus Meißen und Umgebung. Erst kürzlich wurden sie für ihren Einsatz mit einem von der sächsischen SPD initiierten Demokratie-Preis ausgezeichnet.

Fündig wurde Meißen Watch auf der Seite des Meißner Unternehmers Enrico Schneider. Dieser verkündete, mit seiner Foto-Agentur den Auftrag für die Dokumentation des Freundschaftsspiels Meißner Sportverein 08 gegen Dynamo Dresden am Dienstag nach Pfingsten erhalten zu haben. „Dieser Tag wird sicher unvergesslich werden. Nicht nur für mich selbst, sondern auf für jeden anderen Fußballbegeisterten“, so hielt es Enrico Schneider fest.

Meißen Watch verdarb der Eintrag den Kaffee-Appetit. Der Grund: Enrico Schneider ist Mitglied des Pegida-Orga-Teams. Der Meißner Security-Mann Siegfried Däbritz und der ebenfalls aus der Porzellanstadt stammende Ex-CDU-Stadtrat Thomas Tallacker zählen zu den Gründern von Pegida. Während Tallacker mittlerweile auf Distanz gegangen ist, sind Däbritz und Schneider weiterhin aktiv bei den Protesten in Dresden vertreten.

„Was wir nicht verstehen, ist die Wahl des Fotografen“, schreiben die Macher von Meißen Watch. Es gäbe ihrer Ansicht nach in jeder Hinsicht bessere Fotografen für ein solches Event, zumal sich der Verein bereits für Flüchtlinge eingesetzt habe. Enrico Schneider mache „auch gern mal mit rassistischen Ausfällen und kleinen Hitlerwitzen auf Facebook von sich reden“, schreibt Meißen Watch. Dazu wird eine kleine Galerie mit mindestens zweideutigen Beispielen vom Facebook-Profil des Meißners geliefert.

Die Beobachter verweisen darauf, dass Dynamo in der Vergangenheit positiv mit seiner Fanarbeit gegen Rechts und seinem Engagement für Menschlichkeit und Flüchtlinge aufgefallen sei. Dies seien Dinge, die man bei Pegida und dem Fotografen der Proteste nicht erkennen könne. Deshalb hat Meißen Watch eigenen Angaben zufolge die SGD mit einem kurzen Hinweis informiert.

Pegida als Privatsache dargestellt

Während es auf der Seite der anonymen Netz-Beobachter zustimmende Kommentare gibt, fällt das Echo auf Schneiders Profil deutlich anders aus. So schreibt etwa Nutzer Robert Haldi: „Ich habe diese Anfeindungen und Verleumdungen auf dieser sehr zweifelhaften Seite gelesen und muss sagen, es widert mich nur noch an. Aus der dunkelsten (vermutlich linken) Ecke des Internets versuchen diese Verbrecher (ja das sind die), dich fertig zu machen!“

Gleich darunter äußert Joan Tinpe „dieses Denunziantentum“ rufe bei ihm Angstgefühle hervor. Es sei wirklich schrecklich. Andere Kommentatoren bezeigen in kurzen Sätzen ihre Solidarität mit dem Fotografen.

Schneider selbst, der in der Vergangenheit mehrfach Anfragen durch die Presse unbeantwortet ließ, hat sich diesmal zu einem längeren Statement entschlossen. Zunächst einmal wolle er mitteilen, dass er am 17. Mai keine Fotos beim Fußballspiel MSV 08 gegen Dynamo Dresden machen werde. Er wolle durch seine Person weder dem MSV 08 noch dem Aufsteiger „einen Imageschaden zufügen“, so Schneider. Nicht akzeptieren könne er allerdings, dass sein privates Engagement bei Pegida benutzt werde, um ihm beruflich Schaden zuzufügen. Es würden Dinge behauptet, welche in keinster Weise der Wahrheit entsprechen. Er tue niemals etwas, „um anderen einen Schaden zuzufügen“, schreibt Schneider.

Tickets zum Spiel gibt es aktuell nur noch für die Stehplätze. Sitzplätze sind bereits vergeben. Verkaufsstellen: SZ-Treffpunkt in der Niederauer Straße in Meißen, SZ-Servicepunkt in der Fleischergasse 10 in Meißen, SZ-Treffpunkte in Radebeul und Riesa, Börse Coswig. Stehplatzkarten kosten 8 Euro, Kinder bis 14 Jahre 5 Euro.