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Streit um die Gröditzer Skala

Der Förderverein will die Landschaft nach historischem Vorbild gestalten. Doch das führt zu Konflikten.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Gröditz. Beat von Zenker ist sauer. So sauer, dass er jetzt einen Brief an Landrat Michael Harig geschrieben hat. Dabei geht es um die Gröditzer Skala, in deren Mittelpunkt sich das Schloss Gröditz als Denkmalensemble mit Rittergut befindet. Von Zenker ist unzufrieden, was die Beachtung und Mitwirkung des Fördervereins Pro Gröditz angeht. Er fühlt sich missverstanden und ausgegrenzt.

Als der heutige Schlossherr das Haus seiner Ahnen 2006 zurückkaufte, lag vieles im Argen. Doch Stück für Stück wurde mithilfe vieler Mitstreiter und der Mitglieder des Fördervereins Pro Gröditz etwas verändert und aufgebaut. Und das nicht nur an den Gebäuden, sondern auch in der Gröditzer Skala. Wege wurden freigeschnitten, Wiesen gepflegt, Sichtachsen wieder hergestellt, indem Bäume gefällt oder gekürzt wurden.

Schon damals gab es drei Eigentümer: die Kirche, den Schlossherrn und den Bund. 2012 gingen die Flächen des Bundes an den Sachsenforst. Der hat seitdem etwa 24 Hektar vor allem Wald in der Verantwortung. Der Konflikt beginnt. Beat von Zenker organisierte Fördermittel, damit die Bundesumweltstiftung (DBU) ein Projekt erarbeiten kann, bei dem es um eine denkmalpflegerische Zielsetzung für Schloss und Skala ging. Doch die wird nun laut von Zenker nicht mehr umgesetzt.

Fläche ist Nationales Naturerbe

Kann sie auch nicht, sagt Holm Karraß, Leiter des Forstbezirks Oberlausitz. „Das ist eine wirkliche Fleißarbeit, und wir haben uns auch nie negativ dagegen ausgesprochen“, sagt er. Aber die Studie hat keinerlei Rechtsverbindlichkeit. Da steht eher der Schutzstatus im Vordergrund. Und den gibt es in verschiedener Weise. Zum einen gehört die Gröditzer Skala zum Naturschutzgebiet „Täler um Weißenberg“, ebenso ist ein Vogelschutzgebiet „Feldgebiete in der östlichen Oberlausitz“ ausgewiesen.

Die Fläche, die jetzt zum Sachsenforst gehört, ist ein sogenanntes Nationales Naturerbe (NNE). Und das wiederum, so Karraß, verbietet eigentlich jeglichen Eingriff in die Natur. Das, was Beat von Zenker und seine Mitstreiter bisher getan haben, sei grenzwertig, denn eigentlich dürfen keine Bäume geschlagen werden. Von Zenker sagt jedoch, dass dann die historischen Sichtachsen verloren gehen. Außerdem werden aus seiner Sicht drei Schlosswiesen nicht mehr gepflegt.

Dem widerspricht Holm Karraß. „Wir lassen hier zwar Natur Natur sein. Dennoch wird die Wiese gepflegt, indem sie mehrfach im Jahr von der Gröditzer Agrargesellschaft gemäht wird“, sagt Holm Karraß. Er widerspricht auch der Behauptung, dass alle Wege in der Skala gesperrt sind. „Wir mussten erst die Sturmschäden beseitigen. Der obere Skalenweg ist nun wieder offen. Bei den anderen müssen wir allerdings unserer Verkehrssicherungspflicht nachkommen“, sagt er. Und da dürfen eben die Leute vom Verein nicht arbeiten, sondern höchstens Fachfirmen.

Forstbezirk contra Ehrenamt?

Auch der Bautzener Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) ist Mitglied des Fördervereins Pro Gröditz. Er weiß, was die Mitglieder in den ersten Jahren alles geschaffen haben. „Es ist unglaublich, wie viel Müll wir aus der Skala geholt haben“, sagt er. „Jetzt sind die Voraussetzungen geschaffen, um die alten Strukturen wieder zu entwickeln“, sagt er und kann nicht nachvollziehen, wie der Verein aus seiner Sicht ausgebremst wird. „Wegen der Verkehrssicherungspflicht machen wir doch auch nicht das Elbsandsteingebirge zu, oder?“, fragt Ahrens. Schilder, die auf Gefahren hinweisen, müssten doch reichen.

Das findet auch der Weißenberger Bürgermeister Jürgen Arlt (parteilos). „Ich habe das Gefühl, dass hier Forstbezirk contra Ehrenamt steht. Dabei müsste es doch ein Miteinander sein“, sagt Arlt und fragt, ob denn engagierte Mitstreiter nicht gewünscht seien. Beim Thema Verkehrssicherheit gebe es aus seiner Sicht überall in der Natur Probleme. „Vollkasko in der Natur kann man sowieso nicht durchziehen“, sagt Jürgen Arlt. Deshalb sollte lieber nach rechtlich machbaren Kompromissen gesucht werden. „Man kann nicht an allen Stellen die verschiedenen Interessen gleichzeitig durchsetzen“, sagt er. Wenn man Pflegemaßnahmen rund um das Schlossensemble zuließe, könne der Historie Genüge getan werden. Doch dazu müssten wieder einmal alle an einen Tisch und es dürfe nicht jeder nur auf seiner Meinung beharren. „Eine einvernehmliche Lösung sieht anders aus“ so Arlt.