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Streit um den Seenamen geht weiter

Die Görlitzer Initiatoren sehen noch Gesprächsbedarf und ziehen ihre Vorlage zum Berzdorfer See zurück. Befürworter gibt es nur auf der Görlitzer Seite.

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© Nikolai Schmidt

Von Sebastian Beutler und Matthias Klaus

Der Berzdorfer See wird nicht zum Görlitzer See – zumindest vorerst. Die Fraktionen der CDU, Bürger für Görlitz, Grüne und Piraten zogen am Donnerstagabend eine entsprechende Vorlage zurück. Die sollte eigentlich diskutiert und beschlossen werden. Aber es bestehe noch Gesprächsbedarf, hieß es von den Einreichern des Papiers. Damit ist ein Zeitplan für die Umbenennung erst einmal hinfällig. Geplant war, dass Oberbürgermeister Siegfried Deinege Gespräche mit den Umlandgemeinden führt und bereits im Dezember-Stadtrat Bericht erstattet.

Ende Oktober hatte der Stadtrat den Beschluss zurück in die Ausschüsse geschickt. Denn über das Anliegen sollte zunächst mit den Ortschaftsräten Kunnerwitz/Klein Neundorf und Hagenwerder/Tauchritz gesprochen werden. Das ist offenbar nur mit Kunnerwitz erfolgt. Widerstand gibt es zudem in Schönau-Berzdorf. Tenor dort: Ein „Görlitzer See“ entspreche nicht der geschichtlichen Wahrheit.

Somit hat sich vorerst nichts geändert, was den Streit um den Seenamen betrifft. Auch die Meinungen darüber bleiben unterschiedlich. Wie bei Bernhard Trott. Er ist Miteigentümer des Oberhofs, des südlichsten Gutes in der Reihe der restlichen Höfe in Deutsch Ossig. Und so fühlt der Offenbacher sich mittendrin in dem absurden Streit. Wobei ihm eine Umbenennung schon wichtig wäre. Von einem „Görlitzer See“, so ist er überzeugt, profitierten alle.

Bekannter als Berzdorf sei der Name der Stadt in Deutschland allemal. Doch auch Trott treibt um, wer für einen neuen Namen zuständig sei. Er will sich nicht mit den Erklärungen der Landesbehörden zufriedengeben, dass der Name ein Fall für den Landtag sei. „Bekommt eine Sache einen Namen“, sagt er, „entscheidet gewöhnlich der Eigentümer.“ Und das wäre im Moment noch der Bergbausanierer LMBV.

Der Bergbausanierer mit Sitz in Senftenberg ist aber selbst ein bisschen ratlos, weniger aber, weil er bislang von der Stadt in der Namensdiskussion noch nicht einmal gefragt wurde, sondern eher wegen der fehlenden Grundlagen. „Der LMBV ist keine ordnende Vorschrift bekannt, wer den Namen eines Gewässers festlegen kann oder wer zustimmungspflichtig ist“, so die LMBV-Bereichsleiterin Flächenmanagement, Evelyn Künzler, gegenüber der SZ.

Zugleich sagt Pressesprecher Uwe Steinhuber: „Für die LMBV ist vorrangig die bergrechtliche Bezeichnung relevant, da diese in allen behördlichen Planungs- und Genehmigungsprozessen zu verwenden ist.“ Auf jeden Fall erscheint es Steinhuber als sinnvoll, sich sowohl mit dem See-Eigentümer und den Behörden abzustimmen. Das wären LMBV und der Freistaat, dessen Landesdirektion und Umweltministerium übereinstimmend erklären, dass der Seename durch den Landtag zu ändern ist.

Wie die Umbenennung eines Sees in Brandenburg erfolgreich funktioniert hat, erläutert LMBV-Sprecher Uwe Steinhuber am Restloch Meuro in der Niederlausitz. Hier war lange Zeit vom künftigen Ilse-See die Rede. Doch dann schlug Großräschen als neuen Namen „Großräschener See“ vor. Anschließend stimmten die Stadtparlamente der Anrainer-Kommune sowie die LMBV dem neuen Namen zu, der vom Zweckverband Lausitzer Seenland Brandenburg für verbindlich erklärt wurde. So ähnlich stellt sich das auch Bernhard Trott vor. Doch die Lage am Berzdorfer See ist eben anders.