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Streit um den Schatz von Kriebstein

Die Erben von Heinrich Graf von Lehndorff wollen einst enteignete Kunst zurück haben. Ein Teil befindet sich auf der Burg.

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Von Cathrin Reichelt

Im Kamin des Wohnturmes der Burg Kriebstein wurde nach dem Krieg ein Schatz entdeckt. Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um Gegenstände aus dem früheren Besitz des Stauffenberg-Vertrauten Heinrich Graf von Lehndorff. Dessen Nachkommen fordern nach eigenen Angaben seit 17 Jahren die Rückgabe der Kunstgegenstände. Gerd Wippert, Verwalter auf Burg Kriebstein, erklärt dagegen: „Der Rückgabeantrag existiert erst seit elf Monaten.“

Gegenstände restauriert

Das bestätigt auch der Direktor der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Christian Striefler. „Konkrete Rückgabeforderungen gibt es seit 2008. Die Gegenstände sind bei uns unter konservatorisch einwandfreien Bedingungen aufbewahrt, teilweise sogar auf Kosten des Freistaates Sachsen restauriert worden, so dass sie ausstellungsfähig sind.“ Mit der Instandsetzung seien nur die besten Restauratoren beauftragt worden. „Wir hatten für jeden Werkstoff einen Spezialisten hier“, so Wippert. Er versteht die plötzlich aufkochende Erregung nicht. „Wir hatten immer ein besonders gutes und herzliches Verhältnis mit der Familie von Lehndorff. Und das soll so bleiben“, so der Verwalter.

Burg erstellt Liste

1992 habe die Familie von Lehndorff beim damals zuständigen Amt für offene Vermögensfragen des Landkreises Hainichen einen Antrag auf Restitution ihres Vermögens gestellt. Grundlage war das Ausgleichsleistungsgesetz. Das bezog sich auf die Regelung von Vermögensfragen von Enteignungen auf besatzungsrechtlicher Grundlage nach 1945, teilt der Staatsbetrieb mit.

Die Mitarbeiter der Burg Kriebstein hätten daraufhin eine Liste von 322 Gegenständen sowie einer großen Anzahl von Archivmaterialien und teilweise beschädigten Einzelteilen von Geschirr zusammengestellt, die vermutlich zum Eigentum der Lehndorffs gehören. Bei einer weiteren Prüfung konnten 51 Gegenstände und eine große Zahl der Archivmaterialien den Lehndorffs zugeordnet werden. Dazu gehören Möbel, Tafelgeschirr, Bücher, Briefe und Zeichnungen sowie ein Gobelin.

Gedenktafel für den Grafen

„Zu Ostern 1995 wurde auf der Burg eine deutschlandweit einmalige Ausstellung mit Gegenständen der Familie Lehndorff eröffnet. Dies erfolgte im Beisein des Neffen Carl Graf von Lehndorff, der eine emotionale Rede gehalten hat“, erinnert sich Gerd Wippert.

Zwei Jahre später habe er die komplette Liste der Gegenstände an den Lehndorff-Neffen als Vertreter des Familienverbandes übergeben. Damals habe man sich darauf geeinigt, dass diese Gegenstände auf Burg Kriebstein „für unbestimmte Zeit bis auf Widerruf“ an einem besonderen Platz in der Burg ausgestellt werden sollten, nämlich im Schatzgewölbe der Burg, zusammen mit einer Gedenktafel für Heinrich Graf von Lehndorff.

„Dieses ungetrübte freundschaftliche Verhältnis hielt bis zum August 2008 an. Als die Regelung der Erbfolge der Adelsfamilie festlegte: Carl Graf von Lehndorff hat Anspruch auf die Liegenschaften aus dem Erbe, seine beiden Töchter auf die beweglichen Gegenstände, reichte Rechtsanwalt Gerhard Brand Klage auf Herausgabe aller beweglichen Gegenstände beim Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV ) in Berlin ein“, erklärt Christian Striefler. Grundlage sei das Vermögensgesetz, das die Rückgabe von NS-Enteignungen von Oppositionellen, Regimegegnern und rassisch Verfolgten vor 1945 regelt.

Herausgabe der Kunst gefordert

In diesem Zusammenhang fordere Rechtsanwalt Brand erneut die Herausgabe der auf Burg Kriebstein vorhandenen Gegenstände aus Schloss Steinort, dem ehemaligen Besitz derer von Lehndorff. Das Berliner Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen habe vor einem Monat mitgeteilt, über diese Liste könne – wenn kein Widerspruch erfolgt – demnächst positiv entschieden werden. Somit wäre dann der Weg für die Restitution an die Familie der Grafen von Lehndorff frei. 11