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Streit schlichten, statt zu richten

Andrea Beckert ist die neue Friedensrichterin in Döbeln. Sie hat aber bereits Erfahrung

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© Archiv/D. Thomas

Von Helene Krause

Döbeln. Mit der erhobenen rechten Hand steht Andrea Beckert im großen Gerichtssaal des Amtsgerichts Döbeln. Vor Richter Janko Ehrlich gelobt die 48-Jährige, ihre Pflichten als Friedensrichterin treu und ohne Ansehen der Person zu erfüllen. Danach ist sie für die nächsten fünf Jahre die neue Friedensrichterin in Döbeln. „Drei Bewerber gab es für das Amt“, sagt Klaus Hengl, Haupt- und Personalamtsleiter der Stadt Döbeln. Neben Vertretern der Presse ist er bei der Vereidigung dabei. Hengl ist für das Verfahren, die Organisation und die Vorbereitung der Wahl zuständig.

Vor dem Schwur liest Andrea Beckert die Datenbestimmungen und unterschreibt, dass sie als Friedensrichterin die Datengeheimnisse wahrt, keine Datenspeicher anlegt und auch nichts in die Öffentlichkeit trägt.

Dies ist ihr aber nicht neu. Denn in dem Ehrenamt hat sie bereits seit zehn Jahren Erfahrung. Damals meldete sie sich auf eine Ausschreibung der Stadt und wurde als Stellvertreterin gewählt. Seitdem bot sie die Sprechstunden im Wechsel mit dem hauptamtlichen Friedensrichter an. Das sie jetzt nicht mehr stellvertretend tätig ist, freut die 48-Jährige. Ihre Familie, Sohn und Tochter, stehen hinter ihr. „Da ich das schon zehn Jahre lang mache, sind sie es gewöhnt“, sagt sie. Hauptberuflich arbeitet sie als Altenpflegerin.

Als Friedensrichterin hilft sie, die Gerichte zu entlasten, ohne das die sich einschalten müssen. Es ist eine freiwillige Gerichtsbarkeit. „Meist sind es Tür- und Angelfälle, die geschlichtet werden müssen“, erklärt Beckert. In den Fällen geht es hauptsächlich um Nachbarschaftsstreitigkeiten, weil die Hecke zu hoch wächst oder die Äste eines Baumes zu weit über die Grundstücksgrenze ragen.

Richter bieten Lehrgänge an

Für die Friedensrichter werden im Jahr drei Lehrgänge zur Weiterbildung angeboten. Die finden in Leipzig, Chemnitz oder Dresden statt und werden von Richtern gegeben, die bereits im Ruhestand sind.

Rechtskenntnisse werden von den Friedensrichtern nicht verlang. „Sie sollen schlichten, anstatt zu richten“, sagt Andrea Beckert. Für jeden Fall wird ein Protokoll ausgefertigt, das von den streitenden Parteien unterschrieben werden muss. Darin wird festgelegt, wie der Fall von beiden Seiten zu lösen ist. Schlecht ist es, wenn eine Partei einen Rechtsanwalt zur Schlichtung mitbringt. „Diese Fälle sind meist schwer zu lösen“, meint Beckert. „Die Anwälte kommen mit Rechtskenntnissen.“

Es gibt auch Fälle, die sich nicht schlichten lassen. Meistens, wenn eine Partei uneinsichtig ist. Dann gehen die Streitenden vor Gericht. Auch an einen spektakulären Fall kann sich Andrea Beckert in ihrer Zeit als stellvertretende Friedensrichterin erinnern. Ein junger Mann war mit seiner Mutter in Österreich. Auf einer Bergwanderung war der Akku seines Handys leer. Als er nicht ins Hotel zurückkehrte, sorgte sich seine Mutter sehr. Sie rief die Bergwacht. Weil der Einsatz nicht notwendig war, bekam die Familie eine horrende Rechnung. Der Friedensrichter konnte vermitteln, so das die Kosten etwas weniger wurden.

Und falls Andrea Beckert beim Streitschlichten einmal nicht weiter weiß, Richter Janko Ehrlich kann sie jederzeit fragen und um Hilfe bitten.