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Streit auf dem Flugplatz

Die Oberlausitzer Leichtflieger müssen ihr Domizil in Bautzen räumen. Es droht sogar ein Flugverbot.

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© Uwe Soeder

Von Nancy Riegel

Ein gemütliches Vereinshaus ist die Garage auf dem Bautzener Flugplatz nicht. Die Fensterfassungen sind nicht verputzt, das Dach mit Wellasbest geflickt und die Decke ist unverkleidet. Doch für die Oberlausitzer Leichtflieger ist die Halle in der Nähe des Towers ideal, um ihre Ausrüstung zu verstauen und nach den Flugstunden noch ein wenig zusammenzusitzen. Jetzt muss der Verein sein Domizil bis zum Jahresende räumen. Denn die Betreibergesellschaft verlangt eine höhere Miete, die die Leichtflieger sich nicht leisten können.

Dabei waren beim Einzug des Vereins in die Garage im Jahr 2012 noch ganz andere Konditionen ausgemacht. Die Baracke befand sich damals in einem noch schlechteren Zustand. „Wir haben viele Arbeitsstunden und viel Geld in das Gebäude gesteckt. Wir haben eine Toilette installiert, neue Fenster eingebaut und Stromleitungen verlegt“, sagt Dieter Kletsch, Vorsitzender der Oberlausitzer Leichtflieger. Wegen der notwendigen Baumaßnahmen bot der damalige Geschäftsführer der Flugplatz-Betreibergesellschaft, Steffen Roschek, dem Verein einen Mietvertrag mit Sonderkonditionen an: Erst ab 2017 müssen die Leichtflieger eine Miete in Höhe von 340 Euro jährlich zahlen. Für den kleinen Verein, zu dem vier Gleitschirm- und vier Drachenflieger zählen, eine bezahlbare Summe.

Nach einem Jahr die Kündigung

Schon ein Jahr nach Vertragsabschluss wurde die Vereinbarung allerdings seitens der Betreibergesellschaft wieder gekündigt. Wegen Eigenbedarf, wie es durch den neuen Geschäftsführer Dieter Wolfermann hieß. „Wir brauchen die Garage, um dort Geräte abzustellen, wie Radlader und Multivans“, sagt er. Die Leichtflieger gingen dagegen in Widerspruch. Der Betreiber reagierte mit einem neuen Angebot.

Die anderen auf dem Flugplatz ansässigen Vereine und Unternehmen zahlen eine Pacht von 1,86 Euro pro Quadratmeter. Diesen sollen die Leichtflieger nun auch zahlen, wenn sie in ihrer Garage bleiben wollen. Macht bei der Größe der Baracke etwa 140 Euro im Monat. Auch für die Wintermonate, wo sie wegen der Wetterverhältnisse nicht fliegen können. Ein großer Unterschied zu den 340 Euro jährlich, die mit dem alten Geschäftsführer ausgemacht waren. Dieter Wolfermann begründet die Erhöhung: „Wir können bei den Leichtfliegern keine Ausnahme machen. Alle anderen Vereine auf dem Gelände zahlen die gleiche Summe und bringen mehr Einnahmen als die Leichtflieger.“

Ohne Funkkontakt kein Abheben

Neben dem Verlust des Domizils droht den Leichtfliegern ab dem 5. Dezember sogar ein Flugverbot. Eine neue EU-Verordnung besagt, dass Leichtflieger nur noch starten dürfen, wenn der Pilot im Funkkontakt mit dem Tower steht. Dafür sind Funkgeräte nötig, die der Verein nicht besitzt. Bisher hatte nur der Windenführer einen Sprechfunk. „Wenn die Oberlausitzer Leichtflieger sich diese Geräte nicht besorgen, dürfen sie eben nicht mehr fliegen. Wir müssen uns an die Verordnung halten“, so Wolfermann. Neben den Funkgeräten, die etwa 250 Euro pro Stück kosten, braucht der Verein noch eine Genehmigung vom Landratsamt. Laut Wolfermann würde das den Flugplatz 150 Euro kosten. „Warum sollen wir das Geld für einen Verein ausgeben, der sich nicht mehr auf unserem Gelände anmieten will?“

Dieter Kletsch und seine Mitflieger ziehen jetzt übergangsweise in eine Scheune in Buchwalde. Ideal ist die Lösung nicht. Sie haben dort keine Aufhängungen für ihre Schirme, die mehrere Tausend Euro wert sind. Außerdem sind es mehr als zehn Kilometer bis zur Landebahn. Noch mehr als den Anfahrtsweg ärgert Kletsch allerdings, dass er das alte Vereinshaus wieder im ursprünglichen Zustand zurückgeben muss. Das bedeutet, alle baulichen Maßnahmen rückgängig zu machen. „Der Mietvertrag hatte eine Laufzeit bis zum Jahr 2026. Ich konnte doch nicht ahnen, dass er nach einem Jahr schon wieder gekündigt wird.“

Anwaltskosten zu hoch

Kletsch würde die Sache gerne vor Gericht klären. Doch die Anwaltskosten könnte er sich nicht leisten. Aber die höhere Miete eben auch nicht. Jeder Flieger des Vereins zahlt einen Beitrag von 100 Euro im Jahr. Das muss für die Miete, Stromkosten und Ersatzteile für die Ausrüstung reichen. Demnächst müsste ein neues Stahlseil für die Winde besorgt werden, weil das alte schon zu abgenutzt ist. Doch ohne Fluggenehmigung muss die Winde sowieso ungenutzt in der Scheune bleiben.