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Streik bei Edeka-Tochter

Die Mitarbeiter von Franken-Gut Fleischwaren fordern gleiche Sonderzahlungen für alle. Doch der Arbeitgeber blockiert.

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© André Braun

Von Maria Fricke

Großweitzschen/Mockritz. Normalerweise packen die Mitarbeiter von Franken-Gut Fleischwaren in Mockritz am frühen Nachmittag die Ware für rund 400 Edeka-Märkte in Thüringen, Sachsen sowie Nordbayern zusammen. Am Dienstagnachmittag stand der Betrieb still. Knapp 30 Beschäftigte des Standortes hatten sich vor dem Werktor zum einstündigen Warnstreik versammelt.

Organisiert hatte diesen die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). „Wir wollen heute ein symbolisches Zeichen setzen“, sagte Olaf Klenke, Landesbezirkssekretär der NGG Ost. Hintergrund waren die Verhandlungen über die Zahlung von Weihnachts- und Urlaubsgeld für einen Teil der Beschäftigten. Die dauern Klenke zufolge seit anderthalb Jahren an. Zwischenzeitlich habe es mündliche Zusagen der Arbeitgeber gegeben, die jedoch wieder zurückgezogen worden seien.

30 000 Euro mehr pro Jahr

Bis 2006 wurden die Mitarbeiter von Franken-Gut nach Manteltarifvertrag bezahlt. Darin enthalten waren auch Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld. Mit Aufhebung des Vertrages fielen diese Leistungen für alle Neueingestellten weg. „Indes bekommen 60 Prozent der Beschäftigten kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld mehr, obwohl sie dieselbe Arbeit leisen wie die anderen“, sagt Ira Butke-Lottmann, die Vorsitzende des Betriebsrates in Mockritz. Sie ist enttäuscht über die Verhandlungen in der Vergangenheit. „Wir handeln etwas aus und beim nächsten Treffen weiß keiner mehr etwas davon“, berichtet die 42-Jährige von ihren Erfahrungen.

Zuletzt habe der Arbeitgeber vorgeschlagen, dass die Sonderzahlungen bei den Altbeschäftigten reduziert werden, damit alle gleichermaßen Weihnachts- sowie Urlaubsgeld erhalten. Doch darauf lässt sich die NGG-Tarifkommission nicht ein. Zudem soll den Mitarbeitern ein Warengutschein in Höhe von 200 Euro angeboten worden sein, wie Melanie Wahrig von der NGG-Tarifkommission sagte. Doch auch dieses Angebot wurde abgelehnt. „Wir wollen eine dauerhafte Lösung und wir wollen selbst entscheiden, was wir mit unserem Geld machen“, sagte Wahrig zu ihren Kollegen. Der Gutschein wäre an das Unternehmen Edeka gebunden.

Nach Angaben von Ira Butke-Lottmann sowie Olaf Klenke würde es bei den Verhandlungen um eine Summe von rund 30 000 Euro pro Jahr gehen. „Das ist doch für Edeka ein Trinkgeld“, sagte die Betriebsratsvorsitzende des Franken-Gut-Standortes. Das Unternehmen ist zu 100 Prozent eine Tochter von Edeka.

Die Beschäftigten vermuten, dass die Arbeitgeber die Sache aussitzen wollen. Denn nach und nach verlassen die Beschäftigten, die noch nach Manteltarifvertrag bezahlt werden, das Unternehmen. Immer mehr Neuangestellte rücken nach. Inzwischen seien es bereits 60 Prozent, die keine Sonderzahlungen mehr erhalten, sagte Ira Butke-Lottmann. Zwar standen am Dienstag sowohl Alt- als auch Neubeschäftigte vor dem Mockritzer Werktor und stimmten auch gemeinsam für das Urlaubs- und Weihnachtsgeld – für Klenke ein Zeichen der Solidarität füreinander. Trotzdem gebe es aufgrund der Ungleichbehandlung auch Diskrepanzen unter den Mitarbeitern, so die Betriebsratsvorsitzende.

Der Unmut und Frust rührt jedoch nicht nur aus der Ungleichbehandlung. Zurzeit kämpfen die Mitarbeiter auch für eine Umkleidezeit als Arbeitszeit. Ira Butke-Lottmann habe sich mit der Arbeitgeberseite auf sieben Minuten täglich geeinigt. Aber: „Es liegt noch nichts schriftlich vor.“ Zudem kritisieren die Angestellten die Arbeitszeiten. Einige seien außer bei Urlaub jeden Sonntag im Betrieb. Manche über zehn Stunden. Obwohl es eine von den Mitarbeitern unterzeichnete Vereinbarung gebe, dass pro Tag nicht mehr als zehn Stunden gearbeitet werde. „Aber was wird dann aus der Ware?“, fragte ein Mitarbeiter. „Die bleibt liegen“, so Olaf Klenke.

Für Frust sorgte zudem, dass die Mitarbeiter in Mockritz der Betriebsratsvorsitzenden zufolge weniger Lohn für dieselbe Arbeit erhalten als die Kollegen am Standort in Rottendorf bei Würzburg. Zudem gebe es dort verschiedene Lohngruppen, die auch nach betrieblicher Verantwortung gewichtet seien. „Das ist auch unser Ziel für Mockritz“, sagte Ira Butke-Lottmann.

Mitarbeiter und Vertreter der Gewerkschaft NGG hoffen nun nach dem Warnstreik auf ein Einlenken von Franken-Gut Fleischwaren beziehungsweise dem Edeka-Konzern, zumindest in Sachen Weihnachts- und Urlaubsgeld. Ansonsten sei ein weiterer, auch längerer Streik nicht ausgeschlossen, so Klenke.

Der Döbelner Anzeiger wollte auch den Arbeitgeber zu Wort kommen lassen, bekam allerdings bis zum Redaktionsschluss am Mittwochabend keine Antworten auf die gestellten Fragen.