Merken

Streichen, skaten, springen

Wintersportler in der Region Löbau-Zittau haben im Sommer viel Freizeit? Von wegen. Das Training im Sommer ist besonders wichtig.

Teilen
Folgen
© Thomas Eichler

Von Susanne Sodan

Auf ihre Bretter legen die Spitzkunnersdorfer Wintersportler großen Wert, die müssen immer gepflegt sein. In diesem Fall geht es bei den Brettern aber nicht um die Ski – sondern um einen Zaun. Am Wochenende haben die Mitglieder vom TSV 1861 Spitzkunnersdorf die Bretter der Bande am Fuß ihrer Sprungschanze gestrichen. „Jahrelang haben wir komplett durchtrainiert“, erzählt Skisprung-Trainer Friedhart Seidel. Mittlerweile machen die Skispringer während der Sommerferien eine Pause. Genug zu tun gibt es trotzdem. „Wir halten zum Beispiel die Schanze auf Vordermann“, erzählt Seidel. Viel Zeit bleibt aber nicht, schon Anfang August geht es weiter mit dem Training, zweimal pro Woche. Denn Skispringen geht schließlich auch auf Mattenschanzen. Und so eine haben die Spitzkunnersdorfer. Matten statt Schnee unter den Brettern, das habe durchaus seine Vorteile, sagt Friedhart Seidel. „Das ist für uns sogar sicherer.“

Allgemein gelte: Ein Wintersportler wird im Sommer gemacht, erzählt Svenja Renschen, Mitglied beim Ski-Club Kottmar. Hier trainieren 80 aktive Mitglieder Skilanglauf und ebenfalls Skispringen. Ohne Sommerpause. „Wir versuchen eher, direkt nach dem Winter eine Pause einzulegen und ein bisschen runterzukommen“, erzählt Svenja Renschen. „Ab Mai geht es wieder voll los.“ Zum Beispiel mit Leichtathletik in den Turnhallen von Ebersbach und Seifhennersdorf, Inline-Skaten am Kottmarsdorfer Skiheim, Ausdauerlauf, Schwimmen. Geschult werden damit Ausdauer, Koordination – und damit Grundlagen für den Wintersport. „Im Sommer entwickeln wir auch die Technik“, erklärt Svenja Renschen. Die wird mit Inline-Skates und Rollski trainiert. Denn im Winter, mit Wettkämpfen an jedem Wochenende, bleibe nur wenig Zeit, an der Technik zu feilen. „Im Sommer haben wir mehr Möglichkeiten, in die Tiefe zu gehen.“ Wettkämpfe aber stehen auch in den warmen Monaten an, zum Beispiel das Internationale Mattenspringen zu Himmelfahrt an der Kottmar-Schanze, Dieses Jahr fand es bereits zum 42. Mal statt. „Das ist für viele schon der Saisonauftakt, ein erster Test“, erzählt Svenja Renschen. Aber auch bei den Kottmarsdorfern ist der Sommer die Zeit für Arbeiten jenseits des Sports. In den vergangenen Wochen hat der Verein eine neue Minischanze aufgebaut.

Dagegen hat die Forstenschanze der Spitzkunnersdorfer Springer schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel. Sie entstand Ende der 50er Jahre, „seit 1960 ist sie mehrfach umgebaut worden“, erzählt Friedhart Seidel. Zu tun ist auch heute immer was, ob es nun Rostschutz ist oder Wiese mähen. Nicht nur an der Schanze selbst, auch in der Umgebung haben die Mitglieder vom TSV Spitzkunnersdorf in den vergangenen Wochen angepackt. „Am Viktoriaweg ist jetzt ein Tretbecken für Wanderer fertig geworden“, erzählt Seidel. Am Jeschkenblick, ein markanter Punkt im Zittauer Gebirge, haben die Sportler eine Sitzgruppe überdacht. Und in zwei Wochen wird wieder gesprungen, dank der Matten auch ohne Schnee.

Anderen Belag unter den Füßen haben im Sommer auch die die Eishockeyspieler des ESC Jonsdorf. Aus Eis wird ein weniger glatter Boden. Und die Kufen tauschen die Spieler gegen Rollen oder Turnschuhe ein. „Bei uns trainieren vier Mannschaften“, erklärt Vereinspräsident Frank Krause: die Männermannschaft, die Jugend, die Mädchen und die Kleinsten, die Bambini. Sie alle trainieren im Sommer weiter, vor allem Ausdauer und Kraft, erzählt Krause. Einige der Kinder sind derzeit in Dìèín zum Sommercamp – und können schon wieder die Schlittschuhe anziehen. In der Dìèíner Halle liegt bereits wieder Eis.

Die ESC-Männer haben sich derweil auf Inline-Skates verlegt. „Viele unserer Männermannschaft spielen über den Sommer Inline-Hockey“, erklärt Frank Krause. Sogar in der sächsischen Liga. Allerdings treten die Spieler dort nicht als ESC Jonsdorf an, sondern mit den Golden Hornets Olbersdorf. Hintergrund: Der ESC ist ein reiner Eishockey-Club, für das sommerliche Inline-Hockey spielt ein Großteil der Mannschaft deshalb auch bei den Golden Hornets. „Ende August geht es wieder los mit dem Eistraining“, erzählt Krause. Allerdings noch nicht in Jonsdorf, sondern in Tschechien. Dort haben die Hallen früher wieder ihren Eisbelag.

Die Jonsdorfer Halle selbst, die Sparkassen-Arena, ist in den Sommermonaten völlig verwandelt. Aus einer Spielstätte wird mit Ende der Eishockey-Saison ein Tobeland für Kinder. Wie das funktioniert, erklärt Geschäftsführer Maik Tempel: „Die Eisfläche im Winter ist nur drei Zentimeter dick“, sagt er. „Darunter liegt Betonboden.“ Und in dem Beton wiederum liegen Rohre mit Kältemittel. Das wird für den Sommer nicht benötigt, die Eisschicht wird abgehobelt, der Beton gereinigt und ein Sportrasen aufgebracht, erklärt Tempel. Darauf enstehen Attraktionen für Kinder: das Soccer-Feld, Riesenrutschen, eine Kinderfahrschule. „Und manchmal sieht man draußen die Eishockeyspieler beim Laufen und Cardio-Training“, erzählt Maik Tempel.