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Strecken allein reichte nicht

Es wird am Donnerstag das letzte Männertagsfest der Ritter auf dem Schreiberhof. Doch das soll zünftig gefeiert werden.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Zottewitz. Sie haben sich weiß Gott gereckt und gestreckt, die Freizeitritter von Zottewitz. Wieder ist der ganze Hof in der Lindenstraße, der eigentlich Gerd Schreibers Firmengelände ist, von den Balustradenfiguren freigeräumt, die der Zottewitzer vertreibt. Stattdessen ist ein Ausschankhäuschen aufgestellt, der Badebottich steht, und vorn am Tor ist der „Igel“ platziert, eine Spezialausgabe einer mittelalterlichen Streckbank Marke Eigenbau. Igel heißt das Folterinstrument mit Rollen, weil eigentlich noch Stacheln darauf gehören. Im Winter haben die Zottewitzer Volker Börner und Gerd Schreiber mit Familienhilfe die Bank gebaut, genauso wie den „Hexenstuhl“, ein Folterinstrument speziell für Frauen. Zum Mittelalterspektakel werden Bank und Stuhl zu sehen sein. Letztmalig.

Die Ritter haben angekündigt, keine weitere Himmelfahrt mehr zu veranstalten (SZ berichtete). Der Aufwand für Auf- und Abbau sei einfach zu groß, die Besuchermassen am Männertag einfach zu viel. Die Ritter-Interessengemeinschaft besteht zwar aus 12 Mitgliedern – dazu kommen etwa 15 Helfer aus dem Dorf, die unter anderem ein großes Zelt und die Dekoration aufbauen. Doch die Veranstaltung reißt den Hausherrn und Händler „völlig aus dem Geschäft“. Auch Volker Börner bekommt als Lehrer keinen Urlaub mehr.

Die Heimatforschung vorangebracht

Schweren Herzens haben die Zottewitzer deshalb das „Letztmalig“ über die Ankündigung geschrieben. Doch der Abgesang wird in Saus und Braus gefeiert. Schon wurde für die Beköstigung der Gäste eingekauft: zehn Brote und 80 Brötchen von Bäcker Holger Vorwerk aus Merschwitz, etliche Kilo Schweinefleisch, ein Backschwein, zahlreiche Kästen Honigbier. Dazu literweise selbst gemachten Met. Sechs Kuchen backen die Schreibers allein, zehn weitere werden von Dorffrauen noch dazukommen. „Wir kalkulieren für 1000 Leute“, so Volker Börner. Es gibt diesmal Mutzbraten, eine thüringische Spezialität aus raffiniert eingelegtem Fleisch. Frank Naumann, der seine Brötchen sonst bei Fleischer Gawalski auf der Öhringer Straße verdient, wird für den richtigen Braten sorgen. Bruder Spiritus aus Leipzig wird Kaffeesorten anbieten.

Für die Musik ist das Duo Asatrun zuständig. „Die waren z die ersten Musikanten bei uns und werden auch die Letzten sein“, meint Volker Börner. Zauberer Thomas Born kommt nachmittags für den „Luftballonkampf“. Weitere Überraschungen werden sich ergeben. Da sind sich Schreiber und Börner sicher.

Die Heimatforschung vorangebracht

Auch das Mittelalterfest im Sommer wird nicht mehr in dieser Form stattfinden. Damit haben sich die Zottewitzer Ritter allerdings in die Erinnerung vieler gebracht. Denn es gab da nicht nur die Folterinstrumente zum Anfassen. Die Interessengemeinschaft hat auch einiges zur Erforschung der Geschichte des Ortes beigetragen, der einst ein Schloss besaß und noch über Geheimgänge verfügt.

Kleiner und nur fürs Dorf werden Gerd Schreiber und Volker Börner auf der Festwiese im Sommer das Vogelschießen anbieten. Und zu Jahresende den Weihnachtsmarkt. Doch für Donnerstag sind noch einmal „alle großen und kleinen Ritter, Recken, Edelleute, Weiber, Greise, Lahme und Gesinde“ ab 10 Uhr eingeladen zu einem Fest, dem viele nachtrauern werden.