Merken

Strauch kommt nicht zur Ruhe

Schnell geht hier gar nichts – frühestens im März ist Schlacke im Stadtrat wieder ein Thema.

Teilen
Folgen
NEU!
© Kristin Richter

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Die Straucher Ortschaftsräte werden sich mit der Stadt einen der nächsten Sonnabende um die Ohren schlagen. Nach der hitzigen Veranstaltung in der Straucher Scheune könnte man das fast wörtlich nehmen – aber nein, alle wollen vorher ihre Hausaufgaben machen und vernünftig sein: Die Firmen SKR und Jakob & Naumann fundiert die 80 Fragen der Ortschaftsräte beantworten.

Ortschaftsrat Dr. Ulrich Strutzberg brach die Sitzung jedoch ohne Ergebnis ab.
Ortschaftsrat Dr. Ulrich Strutzberg brach die Sitzung jedoch ohne Ergebnis ab. © Kristin Richter
Die Rohschlacke stammt aus der Verbrennung von Kunststoffen – nicht Hausmüll.
Die Rohschlacke stammt aus der Verbrennung von Kunststoffen – nicht Hausmüll. © Kristin Richter
Dieses Gemisch aus Kupfer, Messing, Alu geht zurück an Schmelzwerke.
Dieses Gemisch aus Kupfer, Messing, Alu geht zurück an Schmelzwerke. © Kristin Richter
Auch aus den reinen Eisen-Resten wird wieder Rohstoff für Stahl gewonnen.
Auch aus den reinen Eisen-Resten wird wieder Rohstoff für Stahl gewonnen. © Kristin Richter
Der mineralische Bestandteil wird als Schicht in die Deponie eingebaut.
Der mineralische Bestandteil wird als Schicht in die Deponie eingebaut. © Kristin Richter

Die Stadt will erklären, wie das Verfahren für die Metallrückgewinnung überhaupt läuft, und die Straucher wollen – ohne die Bürger im Nacken – zu mehr Sachlichkeit finden. All das wird nötig sein, wenn der Ortschaftsrat noch einmal über das Vorhaben entscheiden will. Das „Ja“ wäre zwar nicht erforderlich, der Stadtrat kann trotzdem sein Okay für den Beginn eines Verfahrens zur Genehmigung einer solchen Anlage geben. Nur will man das ebenso wenig im Rathaus wie bei Jakob & Naumann. Man möchte Einvernehmen mit den Strauchern.

Viele falsche Informationen

Das ist schwer zu erzielen, weil die eben nicht nur die rein mechanische Metallrückgewinnung – ohne Chemie und Wärmebehandlung – betrachten, sondern das ganze Firmenrepertoire diskutieren. Die alte Kiesgrube, in der mancher Straucher alles Mögliche mutmaßt. Die neue Deponie, die schon genehmigt ist. Heimlich, wie mancher jetzt sagt. „Das geht doch in Deutschland gar nicht“, sagt Stephan Jakob fast schon ratlos. Seit 2010 lief dieses Genehmigungsverfahren. Am 16. Oktober 2014 wurde der Ortschaftsrat darüber informiert. Aktenkundig. Veröffentlicht wurde das Beteiligungsverfahren ebenfalls. Doch davon wollen heute viele nichts mehr wissen, mancher vermutet stattdessen nach der Windkraftlobby die nächsten Salamitaktiker, die die Heimat zerstören wollen, und nennt die neue Deponie schon mal die „größte Deponie Sachsens“, rechnet das Volumen gleich mal wie Ortschaftsrat Martin Wachs am Dienstag symbolisch in Hausmüllmenge um. Da platzte Stephan Jakob endgültig der Kragen. „So ein Quatsch“, konterte er kopfschüttelnd, von Haus- oder Sondermüll ist keine Rede.

Was auf der neuen Deponie – der geringsten Gefahrenklasse 0 übrigens – verfüllt wird, ist eine mineralische Schlacke, aus der zuvor mechanisch durch rotierende Hämmer (Prallmühle) und Wirbelstromabscheider Metalle herausgelöst wurden. Die angelieferte Rohschlacke kommt auch nicht aus herkömmlichen Müllverbrennungsanlagen, versichert er, sondern nur aus sogenannten Ersatzbrennstoffkraftwerken. „Das ist kein Name, um etwas zu beschönigen, das ist wirklich etwas anderes“, so Jakob. In solchen Kraftwerken werden Kunststoffe verbrannt, zur Energiegewinnung – kein Hausmüll. Die Rohschlacke soll aus Großräschen und Spremberg kommen. Die Vorschriften zum Verfüllen sind streng. Es wird eine ein Meter dicke Barriere nach unten eingezogen, es wird eine Sickerfassung gebaut und es werden Kontrollpunkte gesetzt. Aufgefüllt werden soll bis zur einer Geländekontur von acht Metern, obenhin kommen zwei Meter Erdboden, was laut Stephan Jakob in acht bis zehn Jahren erreicht sein dürfte. Das Fassungsvermögen der 3,5 Hektar großen Deponie gibt er mit rund 700 000 Tonnen an. Aller tausend Tonnen wird beprobt – durch eine Fremdfirma. Die Landesdirektion Sachsen überwacht neben Landratsamt und der Dekra Umwelt die Prozesse. Die Landesdirektion war es auch, die einigen Straucher Bürgern um Iris Richter die Genehmigungsunterlagen zur Verfüllung des Kiestagesbaus problemlos heraussuchte.