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Stolpener drehen an der Zeitmaschine

Zum Stadtjubiläum wird ein altes Bühnenstück neu aufgeführt. Dafür werden noch Schauspieler gebraucht.

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© Klaus Schieckel

Von Anja Weber

Stolpen. Für das Stadtjubiläum in Stolpen graben die Einwohner ganz tief in der Historie. Dafür holen sie sogar Geschichten aus dem 15. Jahrhundert ans Licht, einer Zeit, als in den Rittergütern rund um Stolpen noch Adelsgeschlechter regierten und ihre Untertanen unterdrückten. Eine schaurige Geschichte bringen sie gar öffentliche auf die Bühne.

Die Geschichte: Vergewaltigte Magd wird ertränkt

Im 15. Jahrhundert vergewaltigte Gutsherr von Miltitz aus einem Langenwolmsdorfer Adelsgeschlecht die Magd Anna. Die bekam ein Kind von ihm. Um seine Ehre zu retten, behauptete der Gutsherr nun, sie hätte ihm die Augen verdreht. Damit war das Todesurteil für die Magd besiegelt. Sie wurde in der Wesenitz ertränkt.

Dafür wurde die junge Frau gemeinsam mit einer Schlange, einer Katze und einem Hahn in einem Sack gesteckt und solange unter Wasser getaucht, bis sie tot war. Zu damaliger Zeit war das eine typische Strafe für Frauen. Den Tieren wurden magische Kräfte zugesprochen. Das Ganze soll sich am Galgenbusch im Ortsteil Rennersdorf-Neudörfel zugetragen haben. Eine Geschichte, die die Stolpener wohl seit jeher berührt hat.

Das Bühnenstück: Vor 50 Jahren waren Hunderte Besucher davon begeistert

Der Stolpener Lehrer Helmut Venus kannte sich gut in der Geschichte von Stolpen aus. Zu seinem Hobby gehörten sicherlich auch Sagen und Legenden oder eben auch wahre Begebenheiten aus der Historie der Stadt. Vermutlich hatte ihn die Geschichte der Magd so berührt, dass er daraus ein Bühnenstück geschrieben hatte. Die Schauspieler waren alles Laien, zumeist Stolpener, die sich in vielen Stunden ihrer Freizeit mit dem Stück beschäftigt und die Texte gelernt haben. 1968 anlässlich der 750-Jahr-Feier wurde es auf dem Stolpener Marktplatz aufgeführt. Über 2 000 Besucher kamen damals.

Die Wiederaufführung: Seit Monaten wird geprobt

Johannes Venus, der Sohn von Helmut Venus, fand im Nachlass seines Vaters das Drehbuch für das Bühnenstück „Sühne“. Er selbst hatte darin als 18-Jähriger mitgespielt.

Jetzt, 50 Jahre später, schien ihm der richtige Zeitpunkt gekommen, die Geschichte wieder aufleben zu lassen, und zwar 2018 zur 800-Jahr-Feier der Stadt. Nicht zuletzt habe er darin eine Verpflichtung gegenüber seinem Vater gesehen. Er hat das Drehbuch aufbereitet und Laienschauspieler gefunden. Zwei Stellen müssen noch besetzt werden, da Johannes Venus im Krankheitsfall für jede Rolle zwei Schauspieler vorgesehen hat.

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