Von Annechristin Bonß
Stollen und Sommer? Passt das? „Ja!“, sagt Bäckermeister Henry Mueller überzeugt. Deshalb durfte das süße Backwerk natürlich nicht fehlen, als am Sonnabend die Mitglieder im Schutzverband Dresdner Stollen ihr 25-jähriges Bestehen feierten. Der Termin passt gut in die Kalender. Noch hat die große Produktion nicht begonnen. Ab Ende September laufen die Öfen heiß, werden Tausende Stollen gebacken und in die ganze Welt geschickt. Die Nachfrage ist groß: Gingen im Jahr 2 000 noch rund eine Million über den Tisch, waren es im vergangenen Jahr knapp 3,8 Millionen. In diesem Jahr soll die Vier-Millionen-Marke geknackt werden. Etwa 25 Prozent der Stollen werden ins Ausland geliefert.
Seit 25 Jahren wacht der Schutzverband darüber, dass die eingetragene Marke geschützt wird. Nur wer die strengen Auflagen erfüllt, darf seinen Stollen Dresdner Christstollen nennen und ihn entsprechend vermarkten. 125 Betriebe, vom kleinen Familienunternehmen bis hin zum Großbetrieb, haben das geschafft. Klar, dass diese Bäcker stolz darauf sind. Wie sehr, haben sie auf der Treppe am Schloßplatz gezeigt. Hoch in den blauen Spätsommerhimmel warfen sie ihre Mützen. Ein Hoch auf den Stollen! Später wurde im Kurländer Palais gefeiert.
Mit dabei war auch Marie Lassig. Die 21-Jährige aus dem 100-Seelen-Dorf Zimpel in der Oberlausitz ist das neue Stollenmädchen. Sie lernt im zweiten Jahr den Beruf der Konditorin im Dresdner Backhaus. „Sie ist eine Einser-Schülerin“, sagt Ausbilderin Elisabeth Kreutzkamm-Aumüller. Das sei wichtig für den Job. Denn für Berufsschule und Arbeit in der Backstube wird Marie in den kommenden Monaten kaum Zeit haben. Über 60 Termine stehen im Kalender des Stollenmädchens. Im Ausland wird sie für Dresdens Kult-Gebäck werben. Ihre Vorgängerinnen reisten mit dem Stollen bis nach New York, Prag und Wien. Noch weiß Marie nicht, wo es für sie hingeht. „Ich freue mich riesig auf alle Termine.“