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Stimmengewaltiger Spaßmacher

Mit seiner fröhlichen Art erfreut der Gaukler Laut’n Hals am Wochenende die Besucher des Meißner Burgfestes.

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© Anne Hübschmann

Von Stephan Hönigschmid

Meißen. Kommt her, kommt her. Jetzt geht’s los“, tönt es am Wochenende gut hörbar über den Meißner Domplatz. Der Gaukler Laut’n Hals alias Bernd Roßmüller hat seinem Künstlernamen zum großen Mittelalterspektakel auf der Albrechtsburg alle Ehre gemacht und Erwachsene und Kinder gleichermaßen erfreut. „Ich bin sehr stimmgewaltig“, sagt der in einem grün-roten Gewand gekleidete Gaukler. Wenn er sich anstrenge, komme er auf etwa 122,6 Dezibel, was in etwa der Lautstärke eines Düsenjägers entspreche, sagt Roßmüller.

Die lauten Töne nutzt Laut’n Hals allerdings nur, um die Aufmerksamkeit zu bekommen und die Leute zusammenzutrommeln. Sobald das Programm losgeht, zeichnet er sich eher durch einen wortgewaltigen Humor aus, der nicht unbedingt laut sein muss, sondern auf Doppeldeutigkeiten und kleine Neckereien setzt. So fragt er ein Mädchen, ob es denn auch jeden Tag die Ohren wasche. Als es verneint, testet er mit einem Zellstofftaschentuch, das er auf der einen Seite in den Kopf zaubert, ob sie denn trotzdem sauber sind. Mit einem Pustegerät pustet er unter Mithilfe des Publikums kräftig, damit das Tuch auf der anderen Seite wieder herauskommt. Und siehe da: Es ist vollkommen rein. Ein andermal verformt Laut’n Hals einen Ballon zu einem Schwert, versenkt es im Hals und zieht es dann wieder 40 Zentimeter heraus. Dazu lässt er auch mal einen etwas derberen Spruch los wie: „Aufs Maul sollt ihr mir schauen, nicht auf den Unterleib.“ Wenig später fragt er dann in ähnlicher Weise, ob das Publikum eher fürs Saufen oder Vögeln sei und singt dann, als letzterer Punkt die Mehrheit bekommt, einen Song über die Vogelgrippe. Die Menschen stimmen mit Kind und Kegel fröhlich mit ein, trinken einen Glühwein oder Tee und sind einfach gut drauf. Genau diese Mischung macht auch den Künstler froh, der bereits seit 26 Jahren im Geschäft ist.

Zum mittelalterlichen Gauklertum ist er anfangs wie die Jungfrau zum Kinde gekommen. „Ich habe früher eigentlich Renaissancemusik gemacht und Laute gespielt. Dann ist mir jedoch der Kollege abhandengekommen und ich habe Stück für Stück mein Repertoire erweitert“, sagt er und ergänzt: „So etwas wie mich, der moderiert, die Leute foppt, zaubert, singt und auch noch Instrument spielt, gab es zunächst noch nicht.“

Benno meets Bach

Am 13. Mai lädt die Albrechtsburg zu „Benno meets Bach“, einem Konzert mit Micha Winkler und Pascal von Wroblewsky, ein.

Pascal von Wroblewsky zählt zu den großen Stimmen des europäischen Jazz.

Mit dem Posaunisten Micha Winkler und den Pianisten Reimar Henschke sowie Tomas Kreibich hat sich ein Trio entwickelt, das eine Gratwanderung zwischen Klassik und Moderne vollzieht.

Das Konzert beginnt am 13. Mai um 20 Uhr. Eintrittskarten sind erhältlich zu 19 Euro für Erwachsene, ermäßigt 15 Euro.

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Nachdem er auf diese Weise viele Jahre hauptberuflich unterwegs war, arbeitet er seit einigen Jahren wieder überwiegend in seinem eigentlichen Beruf als Maschinenbauingenieur. Dennoch könnte er die Gaukelei nie ganz aufgeben. „Mir macht das einen Riesenspaß. Deshalb werde ich auch schon ganz hibbelig, wenn der März immer näher rückt und es wieder losgeht.“

Obwohl der 54-Jährige auf zwei bis drei Märkten im Monat in ganz Deutschland unterwegs ist, hat es ihm in Meißen besonders gut gefallen. „Für einen Mittelaltermarkt ist der Burghof natürlich das perfekte Ambiente.“ Er sei schon mal in den 1990er-Jahren beim Weinfest in der Stadt aufgetreten, aber noch nie auf der Burg.

Trotz des gelegentlichen Regens schauen auch am Sonnabend zahlreiche Familien bei dem Fest vorbei und sehen sich auf dem Areal um.

Kuhhörner werden zu Trinkhörnern

Interessant sind neben dem Bühnenprogramm mit rockig-populärer Mittelaltermusik der Bands Corvus Corax und Versengold sowie packenden Ritterkämpfen vor allem die Darbietungen der traditionellen Handwerker. Unter anderem können die Besucher, die teilweise in Mittelalteroutfits erscheinen, sehen, wie Kuhhörner zu Trinkhörnern umgewandelt werden, wie aus Birkenzweigen ein robuster Besen entsteht, wie Instrumente gebaut werden oder wie der historische Buchdruck funktioniert.

Hinzu kommen Stände mit exotischen kulinarischen Kreationen wie Apfelmarmelade mit irischem Whisky oder mit bekannten Spezialitäten wie Kirschbier, Met sowie Langos und Räubersteak. Die langen Öffnungszeiten des Marktes bis in die späten Abendstunden sind ebenfalls ein Pluspunkt und speziell in der Nacht zum Montag attraktiv. Denn zum einen ist das Wetter recht schön und zum anderen steht in der Walpurgisnacht nach Anbruch der Dunkelheit traditionell die große Feuershow auf dem Programm. Ähnlich wie in den Vorjahren zählt sie auch diesmal zu den Höhepunkten des dreitägigen Spektakels.