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Stilles Gedenken an die Dresdner Juden

In der Nacht vom 9.  November 1938 brannten Synagogen in ganz Deutschland. Daran wollen die Dresdner erinnern. Auch mit Putzmitteln.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonß

Dresden. An diesem Donnerstag gedenken Dresdner an vielen Orten in der Stadt den verfolgten Juden. Anlass ist der 79. Jahrestag der Reichspogromnacht. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brannten jüdische Synagogen in ganz Deutschland, auch in Dresden. Schon davor, seit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933, und auch danach bis 1945 waren Juden in Deutschland erheblicher Verfolgung, Diskriminierung, Enteignung und Repressalien ausgesetzt. In vielen Städten erinnern Stolpersteine an die Schicksale. Von vielen der Opfer fehlt bis heute jede Spur, gibt es keine Gewissheit über das Schicksal der Menschen.

Zum Gedenken wird an diesem Donnerstag, 15 Uhr, ein Kranz an der Stele zur Erinnerung an den Standort der Jüdischen Synagoge Dresden, am Brühlschen Garten und dem Hasenberg niedergelegt. Zudem ist eine Andacht geplant. Kerzen werden angezündet. Viele Initiativen, Vereine und Privatpersonen kommen zudem an den Stolpersteinen zusammen. Die kleinen golden schimmernden Steine sind unscheinbar vor vielen Häusern im Fußweg eingelassen. Sie zeigen den letzten bekannten Wohnort der Opfer. Derzeit gibt es 197 dieser Stolpersteine in Dresden. An diesem Tag sollen sie blank geputzt werden. Gleichzeitig erinnern die Initiatoren so an die Schicksale. Die SZ stellt einige vor.

Rundgang durch Pieschen: Der SPD-Ortsverein Pieschen lädt zu einem Rundgang zu einigen Stolpersteinen im Ortsamtsgebiet ein. Bei den verschiedenen Stationen werden Blumen niedergelegt und das Leben und Wirken der Opfer mit Redebeiträgen gewürdigt. Start ist um 17.30 Uhr an den Stolpersteinen von Rosa und Walter Steinhart an der Trachenberger Straße 23. 17.45 Uhr geht es auf die Hans-Sachs-Straße 27 zum Stolperstein für Heinz-Martin Wendisch und 17.55 Uhr auf die Rückertstraße 12 zum Gedenken an Erich-Kurt Mosberg. Der Rundgang endet 18.05 Uhr an der Volkersdorfer Straße 3 am Stolperstein für Albert Hensel.

Gedenken an Remarques Schwester: Seit 2013 gibt es in der Bergstraße 42 einen Stolperstein für Elfriede Scholz. Die Schwester des Schriftstellers Erich Maria Remarque war 1943 in Berlin wegen Wehrkraftzersetzung hingerichtet worden. 18 Uhr wird Swen Steinberg, Historiker an der TU Dresden und Initiator des Stolpersteins für Elfriede Scholz, an ihrem einstigen Wohnort an ihr Schicksal erinnern.

Lesung von Biografien: Auch im Dresdner Westen wurden Mitbürger verfolgt. Ihre Namen und Schicksale will eine Mahnwache an das Unrecht wieder in Erinnerung rufen. Der SPD-Ortsverein Dresden West lädt zum gemeinsamen Gedenken um 18.30 Uhr an der Max-Sachs-Straße 2 in Briesnitz ein. Umrahmt von Musik und der Lesung der Biografien der Opfer, werden dort auch die Stolpersteine der Familie Sachs erneuert. Während der Vater, Max Sachs, im Konzentrationslager Sachsenburg 1935 ermordet wurde, haben seine Frau und die beiden Töchter überlebt. Die Steine wurden 2011 und 2012 gelegt.

stolpersteine-dresden.de