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Stille Fotografien

Das Malteser Krankenhaus St. Carolus in Görlitz zeigt eine neue Ausstellung. Die Künstlerin Antje Kügler stammt aus Görlitz.

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© privat

Von Ines Eiffler

Görlitz. Ein wütender Engel. Zwei junge Frauen, in enger Vertrautheit und in sich gekehrt. Ein Kind, das in die Ferne schaut, als gebe es Hoffnung hinter der Trauer. Die Gesichter sind aus Stein. Sie schmücken Gräber auf verschiedenen Friedhöfen Europas. Antje Kügler hat sie für ihre Fotografien so beleuchtet und ins Bild gesetzt wie lebendige Menschen. „Die Dinge des Lebens“ heißt ihre Ausstellung, die seit Kurzem im Kapellengang des Malteser Krankenhauses St. Carolus zu sehen ist. „Friedhöfe sind etwas Besonderes“, sagt Antje Kügler, „hier kommt man zur Ruhe und kann die Gedanken fließen lassen. Hier kann man die Natur genießen, über das Leben und das Sterben nachdenken und auch seine Traurigkeit zulassen.“ Wenn man innehalte, beobachte und fotografiere, könne man Dinge entdecken und festhalten, die man im Alltag oft übersieht.

Vor etwa zehn Jahren entdeckte die gebürtige Görlitzerin Friedhöfe und die Vielfalt der Skulpturen als faszinierende Welt für sich, zugleich ihre Liebe zur Fotografie. In einer Lebenskrise begann sie auch zu schreiben, zwei ihrer Texte sind ebenfalls im St. Carolus ausgestellt. Auf mehreren Friedhöfen Italiens, Deutschlands und der Schweiz ist Antje Kügler schon gewesen. Paris, Triest und München hat sie sich für die kommenden Monate vorgenommen. Auf manchen Friedhöfen war sie mehrmals. Zunächst, um sich ein Bild zu machen, später noch einmal, um die Figuren in einer Qualität aufzunehmen, in der sie sie veröffentlichen und vergrößern könnte. Seit einigen Jahren kann man Antje Küglers Kalender „Lebende Steine“ im Buchhandel kaufen. „Die Dinge des Lebens“ ist nicht Antje Küglers erste Ausstellung. Vor 15 Jahren hingen Zeichnungen von ihr im „Goldenen Strauß“ auf dem Marienplatz. „Bevor ich zur Fotografie fand, habe ich sehr gern gezeichnet“, sagt die 45-Jährige, „aber eigentlich wollte ich Bildhauerin werden.“ Da sie in der DDR nicht studieren konnte, lernte sie den Beruf der Schauwerbegestalterin/Dekorateurin und arbeitete unter anderem im Görlitzer Stadtplanungsamt, im Pfarramt der Frauenkirche und in der Grafikabteilung des Naturkundemuseums. Um ihre künstlerischen Ambitionen voll ausleben zu können, wurde sie auf dem zweiten Bildungsweg Maskenbildnerin. Bis 2004 arbeitete sie am Görlitzer Theater, dann ging sie an die Oper Halle, wo sie bis heute tätig ist.

„Ich lebe gern in Halle“, sagt Antje Kügler, „aber meine Heimat ist Görlitz.“ Deshalb ist es ihr wichtig, ihre Fotografien hier zeigen und damit eine Verbindung nach Hause herstellen zu können.