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Stieleichen für den Naturschutz

Als die Bahn abholzen ließ, gab es heftige Kritik. Doch optimale Bedingungen gab es an der bisherigen Stelle ohnehin nicht.

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© Dietmar Thomas

Von Doreen Hotzan

Klosterbuch. Nun dürften sich die Gemüter wieder beruhigt haben. Auf dem Grundstück von Elsbeth Pohl-Roux und ihrem Mann Jürgen in Klosterbuch sind gestern sechs Stieleichen gepflanzt worden. Das haben Mitarbeiter der Baumschule Axel Neumann aus Westewitz übernommen. Weitere neun Bäume sollen folgen. Damit leistet die Deutsche Bahn Netz AG Region Südost gemeinsam mit der Sächsischen Bau GmbH einen wertvollen Beitrag im Naturschutzgebiet der Freiberger Mulde.

Die Aktion ist eine Ausgleichsmaßnahme, erläutert Jürgen Pohl gegenüber dem DA. Denn vor geraumer Zeit mussten entlang der Bahnstrecke zwischen Leisnig und Klosterbuch Weiden und Eichen gerodet werden – sehr zum Missfallen von Harald Fiedler und Anneke Fiedler-van Putten aus Paudritzsch. Sie hatten Bedenken wegen der zahlreichen geschützten Tierarten geäußert, die sich dort angesiedelt haben. Dazu zählen neben Eisvögeln die Biber und Fischotter.

Für Jürgen Pohl ist das kein Argument. „Dort, wo die Bäume einst standen, gibt es nun optimale Bedingungen für andere Tiere wie Eidechsen“, sagt er. Die Rodung der Weiden und Eichen sei in seinen Augen notwendig gewesen, weil die Bahn den Hang befestigen musste, um die Gleisanlagen zu schützen. „Durch die Hochwasser in den Jahren 2002 und 2013 wurde der Bahndamm regelrecht in Mitleidenschaft gezogen, weil die Mulde direkt daran liegt. Um sich künftig vor weiteren Hochwassern zu schützen, waren die Bauarbeiten nötig“, so Jürgen Pohl. Schließlich sei es wichtig, dass der Bahnbetrieb weiter aufrechterhalten werden kann.

Schon seit geraumer Zeit ist die Idee entstanden, dafür an einer anderen Stelle Ersatzbäume zu pflanzen. Das Vorhaben ist mit der Unteren Wasserbehörde, dem Flussmeister sowie der Talsperrenmeisterei Rötha und mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt worden. Familie Pohl hat ein Grundstück zur Verfügung gestellt. Für sie ist das selbstverständlich. „Wir engagieren uns selbst im Naturschutz und tun gerne etwas für die Natur“, so Jürgen Pohl. Die Bäume bezahlt die Bahn. Rund 150 Euro kostet eine Stieleiche, schätzt Jürgen Pohl.

Wer sich um die Pflege kümmert, steht fest. „Das übernehmen wir. Gleichzeitig achten wir darauf, dass kein Biber an die Bäume geht“, sagt er. Die Pflanzung der Stieleichen hat für ihn noch eine andere Bedeutung. Damit wird die Grundlage für die nächste Generation von Hüteeichen gelegt. So werden die Bäume im Volksmund genannt, weil darunter früher Tiere geweidet haben, erzählt Jürgen Pohl. So soll das auch künftig sein.