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Herrnhuter Stern auf Festung Königsstein

Einer der größten Herrnhuter Sterne leuchtet jetzt dort. So wie Chantal Lauras Augen. Sie ist das neue Sternekind.

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© Marko Förster

Von Steffen Gerhardt

Herrnhut. Ob das neue Sternekind auch die Festung Königsstein besuchen wird, das weiß Chantal Laura Kröpelin noch nicht. Aber denkbar wäre es, denn dort leuchtet jetzt auch ein gelber Herrnhuter Stern. Und nicht irgendeiner, sagt der Geschäftsführer der Herrnhuter Sterne GmbH, Oskar Scholz. „Der Stern hat einen Durchmesser von zweieinhalb Metern. Von ihm gibt es weltweit nur sieben weitere Exemplare“. Ein Riesenstern hängt beispielsweise in Berlin im Kanzleramt, ein anderer in Dresden in der Kuppel der Frauenkirche.

Wo das Herrnhuter Licht in Form des Sterns mit seinen typischen 25 Zacken noch überall die Menschen erfreut, das wird Chantal Laura in ihrem Amtsjahr noch kennenlernen. Denn die Elfjährige ist das neue Sternekind der Manufaktur und sie löst ihre Vorgängerin, die neunjährige Luca-Sophie Tuppatsch aus Mittelherwigsdorf, ab. Am Sonnabend nahm Chantal Laura ihr leuchtendes Sternzepter in die Hand und schaltete den Weihnachtsbaum vor der Manufaktur ein.

Behangen ist der Baum mit vielen roten Sternen. Damit begann für die Zittauerin ihre erste Amtshandlung. Zuvor konnte sie sich im Wettbewerb um das Sternekind 2016 gegen ihre zehn Mitbewerber durchsetzen. Für die Jury, bestehend aus Angestellten und Vorgesetzten des Betriebes, war es wieder einmal schwer, sich für ein Kind zu entscheiden. Am Ende, so Geschäftsführer Scholz, war es der Videoclip, den Chantal Laura als CD ihrer Bewerbung mit beigelegt hatte. Darin spielt sich das blonde Mädchen selbst und freut sich schon auf Weihnachten.

„Die Überraschung für mich war groß, als ich am Sonnabend eingeladen war und das Zepter und ein Geschenk überreicht bekam“, erzählt sie. Obwohl sie aus Zittau stammt, hat Chantal Laura es nicht weit zu ihrem „Amtssitz“ an der Oderwitzer Straße. Denn das Mädchen geht in die Comeniusschule in Herrnhut und wohnt die Woche über auch hier. So wie ihre Mitschüler gestern erstaunt waren, dass sie das neue Sternekind ist, reagierte auch ihre Familie – und die ist groß. „Drei Schwestern und drei Halbbrüder habe ich. Sie freuen sich mit mir“, erklärt sie selbstbewusst.

Dieses Selbstbewusstsein ist sehr hilfreich in ihrem Ehrenamt. Oskar Scholz sagt, dass „Chantal Laura uns auf verschiedenen Messen und Veranstaltungen wie dem Tag der offenen Tür mit präsentieren wird. Ebenso dort, wo wir als Sponsor auftreten“. Wo und wann das sein wird, darüber will der Geschäftsführer noch nicht sprechen. Auch nicht darüber, mit welchem Sonder-Stern die Herrnhuter im neuen Jahr aufwarten werden. „Das Geheimnis lüften wir erst im März“, sagt Oskar Scholz. In diesem Jahr wurde ein Stern in den Farben blau und violett kreiert und erstmalig zum Tag der offenen Tür am ersten Maiwochenende angeboten.

Doch auch ohne den ganz neuen Stern läuft das Geschäft mit den Gezackten in diesem Jahr sehr gut. Wie Oskar Scholz erklärt, sind es fast 600 000 Stück, die bisher weltweit verkauft wurden. Und das Weihnachtsfest steht erst noch bevor. Mit in diese Statistik fällt auch der Stern auf der Festung Königsstein. Seit 20 Jahren findet auf dem Königsstein ein Weihnachtsmarkt statt und Herrnhuter Sterne schmücken das Areal. Zum Jubiläum sollte es ein besonders großer werden, berichtet Hardy Hockgräf als Technischer Leiter der historischen Festungsanlage. Der Stern leuchtet in 250 Metern über dem Elbtal und ist auf dem Festungs-Plateau stabil verankert. „Die Probe hat er dank Sturmtief Heini bereits erfolgreich überstanden“, sagt Hockgräf. Einen großen Anteil daran hat ein Herrnhuter Metallbaubetrieb, der für den festen Halt auch an dieser Stelle sorgte.

Die Weihnachtszeit ist das Hauptgeschäft für das Unternehmen. Und das spielt sich in erster Linie auf den 36 Weihnachtsmärkten in diesem Jahr ab. Von Vancouver bis nach St. Petersburg sind die Herrnhuter mit ihren Sternen vertreten. Und auch das Personal ist jetzt mehr unterwegs und verkauft Sterne. Doch mit den 86 eigenen Mitarbeitern ist das allein nicht zu schaffen, denn auch die Produktion muss weiter laufen. Also wird aufgestockt. „Wir haben jetzt rund 150 Leute beschäftigt“, sagt der Geschäftsführer.

Dabei arbeitet die Manufaktur auch mit Zeitarbeitsfirmen zusammen, um das Personal gleich vor Ort, wo die Weihnachtsmärkte stattfinden, für sich zu verpflichten. Nach dem Weihnachtsgeschäft geht es aber nur noch mit dem Stammpersonal weiter. Bis das nächste Weihnachten kommt. Aber auch das Besucherzentrum mit seiner Schauwerkstatt, in dem Sternekind Chantal Laura noch seine Auftritte haben wird, ist ein begehrter Treffpunkt geworden. Das Unternehmen rechnet in diesem Jahr mit 50 000 Besuchern. Seit fünf Jahren ist dieses Zentrum geöffnet und die Zahl der Gäste hat sich in dieser Zeit verdoppelt. (mit cb)