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Stella am Start

Weltklasse-Athleten mit Behinderung starten am Sonnabend in Freital. Eine Neunjährige ist mit dabei.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Dorit Oehme

Freital. Stella läuft sich warm. Mit einem anderen Mädchen dreht die Zweitklässlerin ihre Runde. Knapp 40 junge Leichtathleten der SG Motor Freital bereiten sich im Stadion des Friedens aufs Training vor. Stella Senzova ist mittendrin, obwohl sie spastische Lähmungen hat. „Mir war wichtig, dass sie mit nichtbehinderten Sportlern trainiert“, betont Siena Christen, die das Geschehen vom Rand aus beobachtet.

Die langjährige sehbehinderte Spitzenathletin der SG Motor Freital hat den Kontakt geknüpft. Stellas Familie hatte intensiv nach einem Sportverein gesucht. Doch weder in Pesterwitz noch beim Dresdner SC klappte es. Die Sportgemeinschaft Versehrte Dresden vermittelte schließlich im Oktober 2016 ein Treffen mit Siena Christen. Die frühere Werferin setzt ihr Wissen und ihre Erfahrungen für andere Athleten ein, seitdem sie ihre aktive Zeit nach den Paralympics in London 2012 beendet hat. Im sächsischen Behindertensportverband klassifiziert sie Sportler auch nach ihren Handicaps.

„So habe ich bei Stella geprüft, was möglich ist. Kurz darauf nahmen sie zwei Trainerinnen der SG Motor Freital unter ihre Obhut. Stella trainiert zweimal pro Woche im Lauf- und Sprungbereich.“

Anfang Mai gab sie ihr Wettkampfdebüt. Es war noch vor ihrem neunten Geburtstag und gleich in einem großen Stadion: Beim Jugend-Länder-Cup des Deutschen Behindertensportverbandes in Rostock trat Stella in ihrer Schadensklasse im Weitsprung, 50-Meter-Lauf sowie Schlagballweitwurf an.

„In der Gesamtwertung wurde sie als Jüngste der Altersklasse U12 Vierte“, sagt Siena Christen, die mit in Rostock war. Sie betont: „Seitdem Stella trainiert, haben sich auch ihr Laufbild und die Koordination verbessert.“ Um Stella zu fördern, hat Siena Christen einen Trainer-Crashkurs für Weitsprung absolviert. „Ich weiß, was Athleten brauchen“, sagt Christen auch im Hinblick auf das Internationale Leichtathletik-Meeting für Behinderte, das sie am 3. Juni im Stadion des Friedens veranstaltet.

46 Athleten haben sich angemeldet. Sie kommen aus Deutschland, Tschechien, Südafrika und der Türkei. „So viele waren es noch nie.“ Das Meeting ist ein Wettkampf des Internationalen Paralympischen Komitees. „Bei der hochkarätigen Veranstaltung gehen Paralympic-Medaillengewinner mit anderen Behindertensportlern aus Mitteldeutschland an den Start. Wir freuen uns auf viel Publikum zum Anfeuern“, sagt Daniela Hofmann vom Freitaler Büro des Kreissportbundes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Sie hilft im Hintergrund mit.

Siena Christen hat auch in ihrem Urlaub weiter organisiert. Mit extra Stress kämpfte sie, als das türkische Team aus Ankara verspätet um eine Startmöglichkeit bat. „Die Athleten sind sehbehinderte oder blinde Läufer. Ein Sportler läuft mit Guide.“ Mit dem Südafrikaner Reinhardt Hamman wird ein Top-Athlet erwartet, der im vorigen Jahr in Rio de Janeiro den Speer zu paralympischem Gold warf. Eva Berna aus Teplice holte dort Bronze im Kugelstoßen. Beide treten stehend an. Sonst sind besonders viele Rollstuhlfahrer da. Auch die blinde und querschnittsgelähmte Athletin Martina Willing aus Cottbus kommt. Sie erzielte bei den Paralympics 2016 Silber im Speerwurf. „Sie hat die WM-Norm, ist aber gern in Freital dabei“, sagt Siena Christen.

Stella startet im Weitsprung und im 100-Meter-Lauf. Sie wird dort mit großem Abstand die jüngste Teilnehmerin sein. „Ich bin aufgeregt und freue mich“, verrät sie in der Pause des Trainings. Siena Christen erklärt ihr, wo sie ihre Startnummer bekommt. Dann hüpft Stella davon. Christen aber sagt: „Ich bin froh, dass die Technischen Werke Freital beim Aufbau helfen. Die Stadt und die Wohnungsgesellschaft Freital fördern das Meeting finanziell.“ Als Hauptkampfrichter agieren Wolfgang Thümer von der SG Motor Freital und Christin Christen. Dazu kommen zwei Tempoläufer und viele Helfer.

6. Paralympisches Meeting im Stadion des Friedens am 3. Juni, 9.30 Uhr bis etwa 15 Uhr Wettkämpfe in Wurf-, Lauf- und Sprungdisziplinen. Die Sportler kämpfen je nach Handicap stehend oder sitzend. Eintritt: frei.