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Steinmeiers Fotograf

Florian Gaertner aus Melaune arbeitet für eine Berliner Bildagentur. Dabei kam ihm sogar Barack Obama vor die Linse.

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© Thomas Imo/photothek.net

Von Sebastian Beutler

Beim ersten Mal ging es gleich nach Usbekistan. Der deutsche Außenminister vorn im Flieger, Florian Gaertner im Tross. Flughafen, Auswärtiges Amt, Präsident, Hotel, Kolonnenfahrten – touristisch lohnte sich der Ausflug zwar nicht für ihn. Aber darauf kam es ja auch nicht an. Florian Gaertner, 24 Jahre, aufgewachsen in Reichenbach und Melaune, begleitete für die Berliner Fotoagentur Photothek Frank-Walter Steinmeier, den Noch-Außenminister und vermutlich Schon-Bald-Bundespräsidenten. Das Auswärtige Amt ist eines von fünf Ministerien, für die die Fotoagentur die Bildarbeit übernommen hat.

Florian Gaertner, porträtiert vom Görlitzer Fotografen Pawel Sosnowski.
Florian Gaertner, porträtiert vom Görlitzer Fotografen Pawel Sosnowski. © Pawel Sosnowski/80studio.net
Dreimal Fotos von Florian Gaertner: Das Blitzfoto von der A 4 bei Görlitz entstand im August. Die Aufnahme vom Treffen des deutschen und französischen Außenministers in der Ukraine fand seinen Weg auf den Titel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Und sch
Dreimal Fotos von Florian Gaertner: Das Blitzfoto von der A 4 bei Görlitz entstand im August. Die Aufnahme vom Treffen des deutschen und französischen Außenministers in der Ukraine fand seinen Weg auf den Titel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Und sch © florian gaertner/photothek.net
Dreimal Fotos von Florian Gaertner: Das Blitzfoto von der A 4 bei Görlitz entstand im August. Die Aufnahme vom Treffen des deutschen und französischen Außenministers in der Ukraine fand seinen Weg auf den Titel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Und sch
Dreimal Fotos von Florian Gaertner: Das Blitzfoto von der A 4 bei Görlitz entstand im August. Die Aufnahme vom Treffen des deutschen und französischen Außenministers in der Ukraine fand seinen Weg auf den Titel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Und sch © florian gaertner/photothek.net
Dreimal Fotos von Florian Gaertner: Das Blitzfoto von der A 4 bei Görlitz entstand im August. Die Aufnahme vom Treffen des deutschen und französischen Außenministers in der Ukraine fand seinen Weg auf den Titel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Und sch
Dreimal Fotos von Florian Gaertner: Das Blitzfoto von der A 4 bei Görlitz entstand im August. Die Aufnahme vom Treffen des deutschen und französischen Außenministers in der Ukraine fand seinen Weg auf den Titel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Und sch © florian gaertner/photothek.net

Für Gaertner lohnte sich der Abstecher nach Zentralasien trotzdem: „Wann kommt man mal dahin?“ Die Frage kann er sich derzeit immer wieder mal stellen: Mal geht es mitten in der Nacht nach Paris. Dann reist er drei Tage nach Hamburg zum Treffen der OSZE-Außenminister. Zwischendurch aber heißt das Ziel auch mal Böhlitz bei Leipzig. Die Anreise mit dem Auto in die deutsche Provinz dauerte vergleichsweise genauso lang wie der Flug in die französische Hauptstadt. Manchmal ergibt sich dann unterwegs auch ein Gespräch, wenn Steinmeier eine der Fotografien gefallen hat oder er einfach mal fragt: „Wie geht’s?“

Florian Gaertner ist seit Februar Volontär bei Photothek. Fotografiert Minister, die Kanzlerin, die Gäste beim Bundespresseball und auch schon mal den amerikanischen Präsidenten Barack Obama, bei dessen Abschiedsvisite bei Merkel. Davon hat er ein Video ins Internet gestellt: Die Präsidenten-Limousine rollt an, nach einer Weile steigt Obama aus, Merkel begrüßt ihn, sie machen Shakehands nach beiden Seiten für die Fotografen – und sind nach kaum einer halben Minute im Kanzleramt verschwunden. „Und dafür haben wir Fotografen drei Stunden gewartet“, erzählt Gaertner. Aber ohne Vorwurf. Es ist eben so.

„Anfangs war alles spannend und aufregend, langsam entwickelt sich Routine“, sagt er. Doch bleibt es aufregend für ihn, der sich selbst als „Landei“ beschreibt. Erst einmal Berlin, die 3,5-Millionen-Einwohner-Metropole; dann das neue berufliche Umfeld. Drei bis vier Reisen pro Jahr hatte er in seinen kühnsten Träumen erhofft. Auch, dass die Kollegen ihn respektieren würden. Aber dass er vom ersten Tage an vollintegriertes Mitglied der Agentur werden würde, das ist wirklich ein Glücksumstand. Und die Agentur freut sich mit ihm über jeden Abdruck von einem seiner Fotos: Ob in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ oder im „Spiegel“ – Gaertners Fotos finden den Weg in die großen Blätter. Dabei sind sie mitunter gar nicht darauf angelegt. Zunächst macht er bei den offiziellen Terminen Fotos für die Ministerien. Beim Außenministerium eben für Steinmeier. Dafür darf er auch im Raum bleiben, wenn alle anderen Fotografen freundlich, aber bestimmt zum Verlassen aufgefordert werden. Dann entstehen Aufnahmen, die so ganz anders als die offiziellen Termin-Fotos sind: nachdenklich, mit einem besonderen Blick für Moment und Situation.

Das war es, was Zeitungen schon immer an Florian Gaertners Fotos zu schätzen wussten. Während seines Studiums in Marburg machte er Aufnahmen für die Oberhessische Presse und gewann sogar einen zweiten Preis bei einem Sport-Fotowettbewerb. Als Praktikant lernte er auch die Görlitzer SZ und deren beide Fotografen Pawel Sosnowski und Nikolai Schmidt kennen. Vor allem Sosnowski gab Tipps, Hinweise. Heute sagt er über den Jüngeren: „Er hat vieles aufgenommen und sich weiter entwickelt.“ Da schwingt auch mit: Er wird es zu was bringen.

Der Alltag ist hektisch genug, da zieht es Florian Gaertner in der Freizeit dorthin, wo er schon immer Ruhe fand: zum Glauben. In Berlin hat er eine Gemeinde gefunden, im Sommer fuhr er zwei Wochen nach Rumänien, wo die Evangelische Jugend Hilfsprojekte verantwortet. Und selbst nach den stressigen drei Tagen beim Außenministertreffen in Hamburg wollte er schnell noch zum Jugend-Gottesdienst „Brotzeit“ nach Niesky. Rechtzeitig hat er es nicht geschafft, doch kurz vor Ultimo traf er doch tatsächlich noch ein.

Heiligabend hat er sich mit Freunden wieder auf den Weg gemacht, um bei jenen in Niesky zu singen und kleine Geschenke vorbeizubringen, die arbeiten mussten. Das gehört für ihn dazu. Zum Leben. Zum Hier und Jetzt. Und auch der Flug zur Freundin heute nach Irland.