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Steinigtwolmsdorf zu Neukirch?

Leser diskutieren Pro und Kontra einer Gemeindeehe. Damit sind sie der Diskussion in Räten und Verwaltungen weit voraus.

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Steinigtwolmsdorf/Neukirch. Befürworter, aber auch Kritiker eines Zusammenschlusses von Neukirch und Steinigtwolmsdorf haben sich jetzt zu Wort gemeldet. Auf der Facebookseite der SZ-Lokalredaktion Bischofswerda wird diskutiert. Die Leser reagieren auf den Artikel vom Montag „Neukirch verliert Einwohner“.

Frank Keßler schreibt, eine Fusion werde „irgendwann unumgänglich sein, bei richtiger Vorbereitung und Aufklärung der Bürger natürlich“. Etwas Besseres könne Steinigtwolmsdorf nicht bekommen. „Klar wäre es schade um die Eigenständigkeit, aber (es) ist doch eh schon fast eine Gemeinde.“ Beide Kirchgemeinden teilen sich gerade einen Pfarrer. Man hätte zwei Sportanlagen, eine Halle und eine Oberschule, an der jetzt schon viele Steinigtwolmsdorfer Schüler lernen.

Stefan Hofmann postet: „Eine Fusion wäre nicht schade um die Eigenständigkeit, sondern gut für die Eigenständigkeit. Sonst hat man bald nämlich gar nichts mehr vor Ort, weil man es sich aufgrund der wenigen Einwohner nicht mehr leisten kann. Es geht ja nur darum die Verwaltung zu bündeln –- nicht darum, seinen Heimatort aufzugeben.“

Zu denen, die es anders sehen, gehört Andreas Sägner. Er postet: „Fusionen sind der größten Fehler, den man machen kann.“ Thomas Zenker befürchtet, das Leben könnte teurer werden. „Denkt man auch über die Kosten nach? Die Frage nach ’ner Fusion steht schon lange im Raum. Mal seh’n, wer da begeistert wäre, wenn die Abgaben steigen.“ Steffen Hofmann hält dem entgegen: „Welche Abgaben sollen denn groß steigen? Beim Trinkwasser arbeiten die Gemeinden schon lange zusammen, und beim Abwasser wird es bei zwei getrennten Systemen bleiben, da die nun mal so gebaut sind.“

Für beide Gemeinden steht nach Aussage der Bürgermeister eine Fusion aktuell nicht auf der Agenda. „Wir haben diese Frage nicht im Fokus. Wir setzen andere Prioritäten“, sagt Neukirchs Rathauschef Jens Zeiler (CDU) auf Anfrage. Das Ziel, dauerhaft mehr als 5 000 Einwohner zu behalten, wolle die Gemeinde Neukirch dadurch erreichen, dass sie „von innen heraus“ wächst. Dafür sollen unter anderem ein neues Wohngebiet und ein Gewerbegebiet erschlossen werden.

Steinigtwolmsdorfs Bürgermeister Guntram Steglich (parteilos) sagt, er würde sich dieser Frage nicht verschließen, sollte sie auf die Tagesordnung kommen. Er selbst wird dafür aber nicht die Initiative ergreifen. Er begründet es mit den Erfahrungen aus dem Jahr 2008. Damals gab es in Steinigtwolmsdorf und Neukirch Bürgerentscheide über einen Zusammenschluss von beiden Gemeinden mit Sohland zu einer Großgemeinde. Eine klare Mehrheit der Neukircher und eine knappe Mehrheit der Steinigtwolmsdorfer stimmte dagegen. „Es hat viel Kraft gekostet, das alles vorzubereiten“, sagt Guntram Steglich. Zugleich denkt er, dass sich die Frage einer Gemeindefusion früher oder später stellen wird – vielleicht schon zur nächsten Bürgermeisterwahl, die in Steinigtwolmsdorf im Jahr 2019 stattfindet.

Durch das Zusammengehen von Bretnig-Hauswalde mit Großröhrsdorf erhielt die Diskussion im Landkreis um freiwillige Gebietsreformen einen neuen Impuls. Außerdem verständigten sich Wachau, Lichtenberg und Großnaundorf auf eine Arbeitsgruppe, die Möglichkeiten eines Zusammenschlusses sondieren soll. (SZ/ir, ass)