Merken

Steiniger Weg zum Erfolg

Den Familienbetrieb Just gibt es seit 60 Jahren. Die Anfangsjahre waren sehr schwierig. Da mussten sogar Maschinen selbst gebaut werden.

Teilen
Folgen
NEU!
© ust Naturstein

Von Sylvia Jentzsch

Hartha. Heinrich und Margarete Just wären stolz auf ihre Kinder, Schwiegerkinder und Enkel. Sie setzen das fort, was einst mit der Gründung der Steinmetzfirma Just an der Sonnenstraße vor 60 Jahren begann.

Am 15. März 1956 machte sich Heinrich Just selbstständig. Steffen, Harald und Heike haben als Kinder und Jugendliche miterlebt, mit welchen Schwierigkeiten ihre Eltern, vor allem bei der Materialbeschaffung, konfrontiert wurden und wie viele Ideenreichtum gefragt war, um die Wünsche der Kunden zu erfüllen. Heinrich Just und seine Frau waren im Grabmal- und Baubereich tätig. „Naturstein für Treppen und Fenster gab es damals nur für den öffentlichen Bereich. Privatleute mussten mit Terrazzo, einem Kunststein, vorlieb nehmen“, erzählt Harald Just.

Der Granit, der eingebaut wurde und den es auf Zuteilung gab, kam aus den Lausitzer Steinbrüchen und war schwarz oder grau. Ein rötlicher Granit wurde aus der Ukraine geliefert. Einige Natursteine kamen auch aus Kuba oder Bulgarien. Dieses Angebot ist mit der Farbenvielfalt, die in der 2014 eröffneten „Stone Gallery“ bei Just Naturstein im Harthaer Gewerbegebiet zu sehen ist, nicht zu vergleichen.

„Die Lieferzeiten für Fensterbänke lagen damals bei drei Monaten. Da gehörte unser Betrieb schon zu denjenigen, die schnell lieferten“, sagt Steffen Just. Er habe manchmal gesehen, dass Eigenheimbauer völlig verzweifelt und mit Tränen in den Augen den kleinen Handwerksbetrieb an der Sonnenstraße verließen. Doch immer wieder sei es Heinrich Just gelungen, den Leuten zu helfen.

Brückensäge in Eigenbau

Aus Zement stellten Heinrich und Margarete Just Stufen, Einfassungen für Gräber und Terrazzo-Platten her. Das war vor allem der Part von Margarete Just. Sie musste zum Beispiel den Zement stampfen. Ein Jahr nach der Firmengründung kam Sohn Harald auf die Welt. Ihre Arbeitskraft war trotz Kinderbetreuung gefragt. Also stand der Kinderwagen mit in der Werkstatt. Zwischen den schweren Arbeiten wurden dann die Windeln gewechselt und das Kind gefüttert. Margarete Just verlegte sowohl auf dem Friedhof als auch in den Häusern an der Weststraße und der Nordstraße selbst die Terrazzo-Platten.

„Auch für das Material für die Grabsteine hat es ein Kontingent gegeben. Im Kreis wurde es auf die Handwerksbetriebe aufgeteilt. Doch der Stein reichte vorn und hinten nicht“, so Harald Just. Damit so viele Grabsteine hergestellt werden konnten, wie gebraucht wurden, beschaffte sich Heinrich Just Rohmaterial. Um das entsprechend schneiden zu können, wurde eine Brückensäge gebaut. „Die hat uns in der ersten Zeit nach der Wende sehr geholfen. Denn im Westen gab es fast nur große Steinplatten und wir waren einige der wenigen Unternehmen, die diese schneiden konnten“, sagt Steffen Just. Er war zu DDR-Zeiten als Nachfolger des Handwerksbetriebes vorgesehen, da er nach dem Abschluss der Schule die Möglichkeit erhielt, den Beruf des Steinmetzes zu erlernen.

Doch nicht nur neue Grabmäler wurden hergestellt. Im Winter arbeitete Heinrich Just alte auf. „Wer eine goldene Innenschrift haben wollte, musste das Blattgold liefern. Meist schickten das Verwandte aus dem Westen“, so Harald Just.

Er unterstützte den elterlichen Betrieb nach Feierabend, denn der älteste Sohn von Heinrich und Margarete Just schloss ein Studium als Bauingenieur ab und arbeitete in einem Baubetrieb. „Es gib so viel zu berichten. Einiges ist schon in Vergessenheit geraten. Doch wenn ein Unternehmen 60 Jahre alt wird, ist das noch einmal ein Anlass, um an die Anfangsjahre zurückzudenken“, sagt Harald Just. Die Brückensäge gibt es nicht mehr, aber der selbst gebaute Gabelstapler, der von einem Motor aus einem Motorroller angetrieben wird, ist noch vorhanden, auch einige alte Werkzeuge.

Ob kleiner Handwerksbetrieb oder mittelständisches Unternehmen, die Familie und deren Zusammenhalt spielten zu jeder Zeit eine wichtige Rolle. Die nächste Generation hat mit Steinmetzmeisterin Karla Just und Steinmetz Steffen Just schon den Fuß in der Tür.

Zufahrt nur übers Feld

Nachdem nach der Wende der Platz an der Sonnenstraße nicht mehr ausreichte, und Harald Just am 16. März 1991 die Firma Just Naturstein GmbH als Natursteinhandelsunternehmen gegründete, wurde ein Halle an der Schillerstraße angemietet. Doch auch dort kam man schnell an die Kapazitätsgrenzen. Und so wurde 1993 eine Lagerhalle im Harthaer Gewerbegebiet gebaut. „Damals gab es hier noch keine Straßen. Die Baufahrzeuge mussten über das Feld fahren“, so Harald Just.

Die Firma habe damals bewusst den Platz am Rande des Gewerbegebietes gewählt, um Möglichkeiten der Erweiterung zu haben. Und die hat sie genutzt. In den weiteren Jahren entstanden insgesamt vier Lager- und vier Produktionshallen.

Kunden, die sich mit ihrem Architekten ansehen wollen, welche Vielfalt an Natursteinen es gibt, werden beim Besuch der „Just Stone Gallery“ ins Staunen kommen. Die Firma Naturstein Just hat diese Ausstellung vor zwei Jahren eingeweiht. Auf 1 300 Quadratmetern von insgesamt 12 000 Quadratmetern Hallenflächen hat man eine in Deutschland einzigartige Ausstellung geschaffen. Dort stehen etwa 100 von insgesamt 280 verschiedenen Sorten Steinplatten aus etwa 26 Ländern in Reih und Glied. Eine Platte ist schöner als die andere. Der Italiener Alberto Antolini ist Pate der Showrooms. „Just Stone Gallery“ heißt die Ausstellung deshalb, weil alle Materialien nach besonderen Qualitätsgesichtspunkten für den deutschen Markt gekauft wurden. Ein weiteres Objekt wird in den nächsten Monaten fertiggestellt. Zurzeit entsteht das Just Architektur- und Designzentrum.

Wie sich das Unternehmen entwickelt hat, können sich die Harthaer und Gäste am Sonntag, 29. Mai, zum Tag der offenen Tür in der Zeit von 10 bis 16 Uhr ansehen.