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Steinhaufen soll aus dem Fluss

Die riesige Ablagerung in der Zschopau in Kleinlimmritz soll verschwinden. Die Hürden waren hoch.

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Von Jens Hoyer

Den Bewohnern von Kleinlimmritz soll geholfen werden. Seit dem Hochwasser 2013 blockiert ein riesiger Berg aus Geröll die halbe Zschopau. Die Anwohner fürchten, dass der Fluss nun viel schneller über ihre Ufer tritt. Jetzt kommt aber Bewegung in die Sache. Der riesige Berg soll weg. Aber das kann noch dauern.

Gerold Mann schaut schon eine geraume Weile sorgenvoll auf den Heger im Fluss, wie die Schotterbank im Fachjargon heißt. Bei einem richtigen Eisgang auf der Zschopau könnten sich dort auch mal die Schollen stauen, sagt er. Dann würde das Wasser innerhalb von Minuten die Häuser am Ufer fluten. 2002, da wohnte Mann gerade vier Jahre in seinem neugebauten Häuschen, hatte die Zschopau fast 80 Zentimeter hoch in den Räumen gestanden. 2013 war der Fluss gerade noch vor der Türschwelle zum Halten gekommen. Andere Bewohner in Kleinlimmritz hatten weniger Glück.

Die Bewohner sind nicht die Einzigen, die sich Sorgen machen. Wenn es nach Stefan Eggerstorfer ginge, dem Besitzer der Wasserkraftanlage, wäre der große Haufen schon lange Geschichte. Die Zschopau hatte das Material kurz hinter seinem Wehr aus dem Flussgrund gespült und dort ein Riesenloch, einen sogenannten Kolk, hinterlassen. „Beim nächsten Hochwasser entsteht dort ein Wirbel und der unterspült das Wehr“, sagte Eggerstorfer.

Er wollte das Material an seinen alten Platz zurücktransportieren und den Kolk schließen – mit der 80-prozentigen Förderung für die Hochwasserschadensbeseitigung. Drei Fachbehörden hätten schon zugestimmt. Die Sächsische Aufbaubank lehnte ab: Die Ausspülung befindet sich nicht mehr auf Eggerstorfers Grundstück. „Ich hätte es sogar ohne Zuschuss gemacht“, sagte er. Aber die Landestalsperrenverwaltung habe nicht eingewilligt.

Jetzt wird ein anderer Weg beschritten. Gestern war der SPD-Landtagsabgeordnete Hennig Homann in Kleinlimmritz, um Gerold Mann die gute Botschaft zu überbringen, dass es losgeht. Dieser hatte im vergangenen Jahr am Wahlkampfstand von Homann um Hilfe gebeten.

Der Abgeordnete erzählte von dem bürokratischen Gezerre, das der Entscheidung vorausgegangen war. Die Landestalsperrenverwaltung habe durchaus die Notwendigkeit gesehen, den Gesteinshaufen zu entfernen. Aber nicht die Untere Wasserbehörde des Landkreises, die der eigentliche Entscheider in der Sache ist. Grundlage sei eine Verordnung des Landes gewesen, die Flussläufe in ihrem natürlichen Zustand zu belassen, so lange nicht Gefahr für die Anlieger besteht. Aber genau das ist nach Homanns Ansicht in Kleinlimmritz der Fall. „Daraufhin habe ich das Umweltministerium angeschrieben und um einen Vororttermin gebeten“, so Homann. Die Untere Wasserbehörde des Landratsamtes habe danach „ihre Einschätzung überdacht“, so Homann, und die Landestalsperrenverwaltung angewiesen, den Heger zu beräumen. Das Material soll in das Loch zurück, wo es ausgespült wurde.

Parallel zu Homann hatte sich auch die Ortsvorsteherin Helga Busch beim Landratsamt für die Beräumung des Flusses eingesetzt. „Die Stadtverwaltung Döbeln hat ein Schreiben aufgesetzt und ich habe mit dem Ersten Beigeordneten gesprochen“, sagte sie. Auch die Ortsvorsteherin ist beruhigt, wenn der Heger endlich aus dem Fluss ist. Sie fürchtete die Verwirbelungen, die die Fundamente der Hängebrücke in Limmritz unterspülen könnten.

Axel Bobbe, Chef der Talsperrenmeisterei Rötha, musste gestern noch nichts von der Anordnung der Unteren Wasserbehörde, die nach Angabe des Landratsamtes am 24. Februar an die Talsperrenverwaltung rausgegangen war. Schnell lasse sich dieses Vorhaben auf jeden Fall nicht umsetzen, so Bobbe. Ende des Jahres ist seiner Meinung nach der früheste Termin. „Wir brauchen eine Planung, dann muss die Ausschreibung erfolgen und wir brauchen die Freigabe der Fischereibehörde. Zaubern können wir nicht.“