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Steiner grübelt über die Zukunft

Seit den Spielen von London ringt der Olympiasieger von 2008 um sein Comeback. Nun sagt er die EM ab.

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Von Thomas Prüfer

Für Matthias Steiner ist das Jahr der Entscheidung angebrochen. Schneller als ihm eigentlich lieb ist. In einem Interview kündigte der Olympiasieger von 2008 den Verzicht auf die Europameisterschaften im April und einen Beschluss über seine sportliche Zukunft vor den Weltmeisterschaften Mitte Oktober an. „Die EM im Frühjahr wird für mich auf jeden Fall ausfallen, und die WM ist noch sehr weit weg. Bis dahin treffe ich die Entscheidung“, sagte Steiner. Ein baldiges Karriere-Ende ist damit nicht mehr ausgeschlossen.

Denn auch fünf Monate nach den beim gescheiterten Edelmetall-Kampf in London erlittenen Verletzungen ist der Goldmedaillen-Gewinner von Peking noch immer nicht fit. Dem 30-Jährigen war im Sommer eine 196-Kilogramm-Hantel in den Nacken gekracht. Der Star des Chemnitzer SC erlitt bei dem spektakulären Unfall eine Bandverletzung an der Halswirbelsäule, eine Prellung des Brustbeins und eine Muskelzerrung im Bereich der Brustwirbelsäule. Seither hat er keinen Wettkampf mehr bestritten. Mental sei das Missgeschick für ihn „kein großes Problem“, berichtete der beliebte Gewichtheber. „Aber körperlich habe ich mich immer noch nicht hundertprozentig erholt“, gestand er ein. „Im Alltag merke ich es zwar kaum noch, aber in Situationen im Training und vor allem danach dann doch. Das macht mir noch Probleme“, erklärte der Athlet, der sich darüber hinaus mit einer Diabetes-Krankheit herumplagt.

Steiner muss nun eine Grundsatz-Entscheidung treffen. Er räumte zwar ein, dass es ihm gefalle, als erfolgreicher Sportler „Vorbild für viele“ zu sein und im Rampenlicht zu stehen. Andererseits dränge er sich aber nicht mit Gewalt hinein „Ich habe mit dem Gewichtheben nicht angefangen, um im Mittelpunkt zu stehen“, betonte er. „Solange die Leute sagen, ’es ist schön, Sie zu sehen, Herr Steiner, es ist toll, was Sie machen‘, solange suche ich die Öffentlichkeit.“

Allerdings räumte er mit Blick auf Dopingfälle in seiner Sportart auch Motivationsprobleme ein. „Wenn eine Nation wie Russland unzählige Weltmeister stellt und 2012 nicht mehr kontrolliert wird, dann frage ich warum. Es sind in London auch wieder Dinge vorgefallen, bei denen einem die Kinnlade herunterfällt. Das ist unglaublich: Da reisen Athleten direkt vor dem Wettkampf einfach ab.“ Einst sei es für ihn „ein riesiger Antrieb“ gewesen, diese Nationen zu besiegen. „Aber wenn ich merke, dass vor und nach Olympischen Spielen weniger Dopingfälle aufgedeckt werden und die Konkurrenten aus diesen Ländern dann stärker sind, tauchen schon Fragen auf“, sagte Steiner. (dpa)