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Steine des Kaisers unter der Hochschule?

Karl IV. ließ sich in Zittau ein Haus bauen, in dem er vor 650 Jahren schlief.

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© Sammlung D. Rößler

Von Dietmar Rößler

Als Kaiser Karl IV. am 26. Juli 1367, am Tag nach Jakobi, seine Untertanen in Zittau besuchte, wurde ihm das neu errichtete „Kaiserhaus“ vorgestellt. Eine Reihe Quellen sind sich sicher, dass der Kaiser auch darin geschlafen hat. „Übernachtungsstätte für den Kaiser“ - so hatte auch der Auftrag zum Bau gelautet.

Der kaiserliche Statthalter Erzbischof Dietrich von Magdeburg hatte 1361 der Stadt die Anweisung des Kaisers überbracht. Zittau hatte sich zuerst dagegen gewehrt, bald aber eingesehen, dass das nutzlos war und angefangen zu bauen. Der Kaiser war der Stadt entgegengekommen und hatte „200 Schock“ angezahlt.

Das neu entstandene feste Haus war vermutlich eher ein Verwaltungs- als ein Wohngebäude. Schließlich lag es vor der Stadt, etwa dort, wo die Böhmische Straße endete. Deren Name deutet möglicherweise darauf hin, dass in dieser Frühzeit Zittaus die Handelsroute nach Böhmen genau hier begann. Das könnte auch ein Argument für ein Haus des böhmischen Kaisers ausgerechnet an dieser Stelle gewesen sein. Bei seinem ersten Besuch soll der Kaiser festgelegt haben, dass das Gebäude noch mit einem Wassergraben zu versehen wäre. Der Befehl wurde erfüllt, und es entstand damit vermutlich eine kleine Festung, gebaut aus massiven Steinen. Der Kaiser dürfte nicht unzufrieden gewesen sein. Jedenfalls deuten die dürftigen Quellen aus dieser fernen Zeit auf keine negative Reaktion hin.

In der Folge dürfte sich die Lage des Gebäudes und des Handelsweges in der regelmäßig von der Mandau überfluten Niederung als unzweckmäßig erwiesen haben. Die Leipaer und Gabler Straße waren besser als Wege nach Böhmen geeignet. Kaiserhäuser gab es auch hier, in der Nähe der Leipaer Straße auf dem Oybin und den Karlsfried an der Gabler Straße. Während es zu deren Lage und Gestalt relativ klare Informationen gibt, fehlen sie zum Kaiserhaus in Zittau. Im Jahre 1511 wurde es abgetragen und aus seinen Steinen das Salzhaus errichtet.

In das Gedächtnis der Zittauer kam es kurz zurück, als beim Bau des Hauses III der Hochschule 1971 mächtige Fundamente auftauchten, die aber ganz schnell wieder unter dem neuen Gebäude „verschwanden“. Eine Denkmalschutz-Debatte war nicht vorgesehen und ließ sich damals relativ einfach unterdrücken. Zufälligerweise ergibt sich heute 46 Jahre nach der ersten Freilegung noch einmal die Möglichkeit, zu untersuchen, ob an der heutigen Theodor-Körner-Allee tatsächlich die Fundamente des Kaiserhauses liegen. Bekanntlich ist ja geplant, das Haus Z III der Hochschule abzureißen. Vielleicht auch sein Fundament? Fotos von 1971 deuten an, dass dann möglicherweise eindrucksvolle Steine entdeckt werden könnten.

Ein neues Gebäude an dieser Stelle ist nicht geplant. Vielleicht ergibt sich aber die Möglichkeit, hier einen kleinen historischen Park entstehen zu lassen. 650 Jahre nach dem Kaiser…